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2255 - Die Distanzspur

Titel: 2255 - Die Distanzspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten am Ende immer wieder geschafft haben, die Situation zu bereinigen, so schlimm auch alles ausgesehen hat. Und das ist einfach nur... erniedrigend."
    „Du siehst viel zu schwarz, alter Freund ..."
    Perry schüttelte den Kopf. „Die Stimmung, von der ich sprach, ist einfach nur depressiv geworden. Früher lauerte hinter jedem zweiten Stern von rechts ein Wunder oder eine Gefahr und von jedem zweiten von links ebenfalls. Wir wussten nicht, was uns erwartete, mussten es herausfinden. Und heute? Die Bösen sind wirklich böse, vermeintlich Gute sind fehlgeleitet oder selbstsüchtig, Fortschritt führt nur dazu, dass eine übermächtige Instanz uns kräftig auf die Finger haut. Aber am schlimmsten ist ... die Menschheit sieht keine große, begeisternde Aufgabe, hat keine Visionen mehr. Thoregon hätte ein Aufbruch sein sollen, war aber die größte Enttäuschung, die die Menschheit bislang erlebt hat. Verstehst du ... alter Freund? Ich habe daran geglaubt, musste aber feststellen, dass ich nur benutzt worden bin. Dass der Kosmos, den ich aufbrechen wollte, verhärteter und starrer denn je geworden ist."
    „Hast du etwa deine Erfahrungen, deinen Glauben, deine Zuversicht verloren? Hast du dich in dumpfer Düsternis eingerichtet? Siehst du dich allmählich in Gesellschaft der griechischen Helden? Die ihr Schicksal schon akzeptiert hatten, bevor es überhaupt eintreffen konnte? Die es hinnahmen und sich dabei opferten, statt sich dagegen aufzulehnen? Ich habe sie noch gekannt, die alten Griechen ..."
    Perry lachte heiser auf. „Ich sehe nur Finsternis", sagte er. „Wir befinden uns noch immer im Jahrtausend des Krieges, das Hismoom uns prophezeit hat, und ein Jahrtausend ist ganz schön lang ..."
    „Und Kriege sind selten eine schöne Sache und bieten wenig Erbauliches", bestätigte ich. „Das habe ich oft genug im Brennpunkt miterlebt. Aber steigerst du dich nicht in etwas hinein?"
    Perry sah mich fragend an. „Das Jahrtausend der Kriege hat wohl primär mit der Abwesenheit der Superintelligenz der jeweiligen Mächtigkeitsballung zu tun", sprach ich weiter. „Ob ES nun wegen Thoregon oder anderer Dinge abwesend ist, spielt wohl eher eine nachgeordnete Rolle."
    „Nein." Perry seufzte schwer. „Wie ich es sehe, wurde das Jahrtausend der Kriege angesagt durch die Loslösung der Terraner von den Kosmokraten."
    „Aber da ES ein Doppelagent war und alle Beteiligten in einer Koalition, von der sie nichts ahnten, an einem Strang gezogen haben, müsste die Ankündigung doch eigentlich hinfällig sein! Vor allem, da ES in Wirklichkeit schon immer auf Seiten der Kosmokraten stand und das Thoregon-Mäntelchen jetzt endgültig gefallen ist!"
    „Eigentlich schon, aber ES ist noch nicht zurückgekehrt. Seine Mächtigkeitsballung ist verwaist!"
    Ich lachte heiser auf. „Wie hat man uns verkündet? ES befindet sich zur Zeit in uns unbekannten Bereichen seiner Mächtigkeitsballung. Verdammt, Perry, ich muss dir wirklich Recht geben. Heute zerfleischt sich die Menschheit in Selbstzweifeln, vor tausend Jahren hätte sie herauszufinden versucht, was das für unbekannte Bereiche sind! Aber noch nicht mal du bist auf diese Idee gekommen! Was ist nur aus euch Terranern geworden?"
    Perrys Blick schien in die Ferne zu gleiten. „ES hat uns zwanzigtausend Jahre gegeben", sagte er schließlich. „Genau wie vor uns den Arkoniden. Niemand weiß, ob das eine realistische oder symbolische Zahl ist. Was, wenn..." Er hielt inne, schaute durch den Raum, ohne irgendetwas von seiner Einrichtung zu sehen. „Du meinst..." Zum ersten Mal zeigte sich wohl echte Betroffenheit auf meinem Gesicht.
    Perry nickte. „Ihr Arkoniden seid, nachdem diese Frist verstrichen war, der Degeneration anheim gefallen. Ihr habt euer Leben mit Fiktivspielen vergeudet ... so gesehen Pokemons eingefangen ..."
    „Pokemons?"
    Perry schüttelte den Kopf. „Was", sagte er, „wenn uns Terraner dasselbe Schicksal erwartet wie damals euch Arkoniden ... wenn wir die Frist haben verstreichen lassen und uns nun das gleiche Schicksal erwartet wie damals die Arkoniden? Wenn wir degenerieren? Wenn diese Degeneration schon eingesetzt hat, ohne dass jemand es bemerkt hat?"
    Ich schüttelte den Kopf. „Beuteterraner", flüsterte ich. Senkte den Blick, atmete tief ein, hob den Kopf wieder. „Ihr Terraner seid nicht degeneriert. Und wie ich es sehe, lauft ihr auch nicht Gefahr, der Degeneration anheim zu fallen. Ich habe jedenfalls noch

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