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2257 - Der Mikrodieb

Titel: 2257 - Der Mikrodieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ernstfall das Holster mit dem Handstrahler hing. Es fehlte. Ich war unbewaffnet. Das schien man auch in der nahen Einsatzzentrale zu wissen. Es dauerte nicht einmal zwei Minuten, dann erschien ein halbes Dutzend bewaffneter Männer und Frauen. „Alles abriegeln!", rief ich ihnen entgegen. „Irgendwo vor uns treibt sich vermutlich ein Dieb herum."
    Die Ortung schlug an. Im übernächsten Raum entstand kurzzeitig ein kräftiges Energieecho wie von einem Schuss oder einem Motor, der kurzfristig hochdrehte. Ein Elektromotor... „Das Areal hat doch hoffentlich keinen Hinterausgang?"
    „Nein."
    Ich fand keine Zeit, so etwas wie Triumph zu empfinden. Einer der Bewaffneten schob sich an mir vorbei und stürmte vorwärts. Im ersten Raum blieb alles ruhig. Im zweiten schlug uns metallisch riechender Dampf entgegen. Eine Feuerlöschbatterie arbeitete und tauchte die Regalfluchten in ein weißgraues Schaumbad. „Bleib stehen!" Einer der Männer hielt mich von hinten fest. „Wir müssen die Dämpfe erst analysieren."
    „Bis ihr fertig seid, ist der Kerl über alle Berge."
    Mehr als ein mitleidiges Grinsen brachten sie nicht fertig. Im Stillen gab ich ihnen ja Recht. Was hatte ich davon, wenn ich für den Rest meines Lebens mit einem vergifteten Körper mein Dasein fristete?
    Sie reichten mich bis in den Korridor durch.
    Der Anführer des Trupps kehrte nach wenigen Minuten zurück. „Ich muss meine Aussage korrigieren", knurrte er und musterte mich von oben herab. Sein weich geschnittenes Gesicht wollte irgendwie nicht zu dem grobschlächtigen Körper und der rauen Stimme passen. „Inzwischen gibt es einen Hinterausgang."
    „Wie groß?"
    Er umschrieb die kreisrunde Öffnung mit den Händen. Sie besaß ungefähr dreißig Zentimeter Durchmesser.
    Wir wussten jetzt, woher die angemessene Energie stammte. Unser unbekannter Dieb hatte eine Öffnung in die Rückwand geschnitten und war entkommen. „Ich danke euch. Ihr wart mir eine große Hilfe."
    Ich machte mich aus dem Staub, bevor sie die beißende Ironie in meiner Stimme erkannten. Tarn wartete am Antigrav. Gemeinsam schwebten wir nach unten, während ich mich über Funk mit Jenna und Henner unterhielt.
    Dreißig Zentimeter, vielleicht ein bisschen mehr oder weniger. „Wir warten ab, was gestohlen wurde.
    Dann beginnen wir mit unserer eigentlichen Arbeit", sagte ich. „Profiling" gab es seit Jahrtausenden. In frühen Kulturen hatten Wahrsager sich ganz ähnlicher Methoden für ihre Prophezeiungen bedient. Später im Zeitalter der Kriminaltechnik und der Lügendetektoren hatte sich „Profiling" zu einer treffsicheren Methode entwickelt, das Profil eines Täters herauszuarbeiten: Die Frage etwa, ob es sich bei einem Mord um eine Beziehungstat handelte oder nicht, ließ sich oft erst durch „Profiling" ermitteln.
    In unserem Fall ging es nicht um eine Leiche. Auch Bandenkriminalität konnten wir von vornherein ausschließen. Alles deutete auf einen Einzeltäter hin, der nicht besonders groß war.
    Ein blinder Passagier zählte zu den Möglichkeiten, die wir als erste in Betrachtzogen.
    Dabei stellte sich die Frage, wie er an Bord gekommen war. Alle Schiffsabteilungen waren mehrfach durchsucht worden. Bis kurz vor dem Abflug aus dem Solsystem hatte es an Bord keine Lebensmittel gegeben. Wenn sich jemand an Bord geschlichen hätte, wären ihm irgendwann die Konzentratriegel ausgegangen. „Nehmen wir einmal an, er hat sich im Hayok-System an Bord geschlichen, etwa in der Hosentasche des Drons ...", sagte Tarn und sah uns der Reihe nach an.
    Ich hielt es für unwahrscheinlich. „Das passt nicht zu Ascari da Vivo als Auftraggeberin, weil es zu offensichtlich ist. Die Arkonidin würde sich nie eine solche Blöße geben. Eher ließe sie die RICHARD BURTON von einer ihrer Flotten angreifen, um die Annäherung einer winzigen Einheit zu verschleiern."
    „Na gut. Wenn im Hayok-System niemand in Frage kommt, geschah es auf Luna."
    „Stimmt. Da war doch dieser Anschlag in der Kopernikus-Werft", sagte Henner Fernand. „Es handelte sich nicht um Selbstmordattentäter."
    „Sie wurden aber eindeutig als Anhänger Gon-Orbhons identifiziert"., erinnerte ich ihn. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sie ihren Auftrag von jemand anders erhalten hatten als von irgendeiner bösartigen Stimme in ihrem Innern.
    Es sei denn, Gon-Orbhon hatte die Attentäter erst danach heimgesucht. Dann stammte ihr Auftrag nicht von der Gottheit oder von Imberlock.
    Die Steuerpositronik unserer Abteilung

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