2265 - Die Krone von Roewis
Kindergesichter mit den Katzenaugen.
Der Verlauf der Gänge war ebenso unberechenbar wie der Aufbau der Krone an der Oberfläche des Planeten Roewis. Immer wieder wechselten oder kippten nachgerade die Einflüsse von Alt auf Neu.
Nie konnte man voraussagen, was sie hinter der nächsten Ecke erwartete.
Die Kinder nahmen die stetigen Wechsel mit der ihnen eigenen Unbekümmertheit hin. Sie wirkten wachsam und lauschten auf kleinste Geräusche, die auf die Anwesenheit der bekkarähnlichen Nager hingewiesen hätten. Darüber hinaus waren sie durch die unterschiedlichen Baustile kaum irritiert. „Dort vorne ist es", flüsterte Ebharsch schließlich.
Kantiran hätte den Hinweis nicht benötigt, um zu wissen, dass sich unweit von ihnen, in einem Raum abseits des Hauptganges, eine ganze Kolonie der Tentzen versammelt hatte. Piepsen und Zischen war zu hören. Auch hinter den Mauern der hier kunststoffverkleideten Gänge waren immer wieder unheimliche Geräusche zu hören.
Komm her!, befahl Kantiran. Bewusst hatte er sich ein unerfahrenes Jungtier aus der Masse der Nager herausgepickt.
Eine zögernde Reaktion war die Folge. Das Tier kam zwar, aber es wehrte sich gegen den Ruf und die Beeinflussung.
Komm her!, dachte er nochmals, diesmal wesentlich zielgerichteter und konzentrierter.
Das Tier löste sich von den anderen, kam herbeigetrippelt. Eine lange, dünne Schnauze schob sich aus dem Halbdunkel, gefolgt von einem zähen, langen Körper.
Erstickt schrien die beiden Kinder auf. Mal Detair redete beruhigend auf sie ein. Kantiran kümmerte sich nicht weiter darum. Sein Freund hatte seltene Gaben. Er würde die beiden kleinen Gurrads besser beruhigen können als er.
Noch näher!
Die Tentze war um die fünfundzwanzig Zentimeter lang. Das Fell glänzte hellblau. Zahlreiche kaum verheilte Bisswunden im Nacken deuteten darauf hin, dass das Tier in der natürlichen Hackordnung der Nager weit unten stand. Der Schwanz war verkrüppelt. Ein grünlich schillernder Tropfen platschte träge von der Spitze zu Boden.
Der Nager war bis auf einen Meter heran, setzte sich aufmerksam auf die Hinterpfoten und blickte ihn mit intelligenten Augen an. Vorsichtig streckte Kantiran eine Hand aus, überhörte das entsetzte Ausatmen der Gurrad-Kinder.
Lass dich anfassen!, befahl er.
Die Tentze zuckte kurz vor, schnappte drohend in die Luft, blieb aber sonst ruhig. Langsam fuhr ihr Kantiran über das struppige Fell. Es sträubte sich, trotz Kantirans Einflussnahme. Alles in dem Tier war verkrampft, und nur mit Mühe konnte er es unter geistiger Kontrolle halten. Schließlich, nach mehreren Befehlsgruppen, die die Tentze widerwillig befolgte, gab er sie frei. Geh!, befahl er lautlos und zog die Hand zurück. Der Nager ließ ein letztes Mal die spitzen Zähne aufeinander klappern und wuselte davon. „Ich bin fertig", murmelte Kantiran. Nachträglich erfasste er den doppelten Sinn seiner Worte und lächelte. „Lasst uns zurückgehen."
„Hast du erfahren, was du wissen wolltest?", fragte Mal Detair. Er kniete auf dem Boden, fünf Meter entfernt, und hielt die beiden verschreckten Kinder mit seinen riesigen Pranken umarmt. „Ja", entgegnete Kantiran. „Das sind unangenehme Tiere. Auf eine gewisse Art und Weise intelligent. Wenn die Gurrads den Planeten Roewis nicht in Beschlag genommen hätten, wären sie möglicherweise die vorherrschende Rasse geworden, wer weiß das schon? Aber so leben sie im Untergrund, kaum registriert von der Bevölkerung, und fristen ein für ihre Verhältnisse unwürdiges Dasein. Im Übrigen sollten wir jetzt wirklich gehen", fügte er hinzu und sah nachdenklich über die Schulter. „Dort vorne lauert eine Art Anführer der Tentzen. Wenn ich den Gedanken meines Tiers hier folgen kann, ist er um einiges größer, gerissener, gefährlicher - und intelligenter. Wenn er sein Volk kontrolliert gegen uns hetzt, haben wir trotz meiner ... Begabung schlechte Chancen."
Mal Detair stand auf und zog die beiden Gurrad-Kinder mit sich. Rasch begaben sie sich aus der Gefahrenzone. Üble, böse Gedanken folgten Kantiran. Hier lauerte ein Wesen, ein tierischer Gegner, dem er vielleicht nicht gewachsen war.
14.
Reginald Bull Tadh Al Arroin schaltete den Energievorhang auf einseitig transparent. Bull konnte sehen, wie die Delegierten auf die Nachricht über den Tod eines Patriarchen reagierten. Sprachloses Entsetzen war zu bemerken, dann heilloses Durcheinander - und schließlich Chaos. „Wer in der Krone von Roewis
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