2265 - Die Krone von Roewis
Korridore, hetzte seine nichtsnutzigen Verwandten vor sich her. „Zwei Morde in der Krone!", brüllte er Findus, seinen Ältesten, an, als er in die Überwachungszentrale stürzte. „Hätte dieser engstirnige Al Arroin nur auf mich gehört und den Dieb der beiden Sandföne sofort und mit allem Nachdruck suchen lassen, dann wäre das alles nicht passiert!"
„Beruhige dich, Vater! Du trägst ja keine Schuld ..."
„Ich soll mich beruhigen?" Er tat einen Schritt auf seinen Sohn zu und schlug ihm ins Gesicht. „Die Schande wird für alle Zeiten am Namen der Entbers kleben bleiben. Solange die Krone besteht, jawohl! Und natürlich trage ich keine Schuld, denn es war ja nicht meine Nachtschicht, in der der Diebstahl passierte! Geh mir aus den Augen, du Fehlprodukt meiner Lenden! Du und deine fettleibige Mutter - ihr werdet eines Tages mein Tod sein!"
„Aber..."
„Verschwinde, habe ich gesagt! Putze von mir aus die Gebissklinken oder füttere die Tentzen, aber lass dich in nächster Zeit nicht mehr in meiner Nähe blicken."
Kurz sah Lisch das zornige Aufblitzen in den Augen seines Sohnes, spürte, wie der Junge auf ihn losgehen wollte - und wie er es sich schließlich überlegte. Findus drehte sich um und ging. Was für ein Feigling und Versager!
Lisch blieb allein in der Zentrale zurück. Er setzte sich und erlaubte sich ein leises Lachen.
16.
Tadh Al Arroin Alle waren gekommen. Zwanzig Patriarchen und er selbst. Das Herz des Händlerkonsortiums.
Betroffenheit, Scham und Wut waren von ihren Gesichtern abzulesen. „Ich wusste, dass eine Zusammenarbeit mit diesen Flohfängern aus dem Mantoll-Imperium nicht gut gehen würde!", schrie der eine. „Die Schande und die Bluttaten haben wir nur unserer weichherzigen Linie und einer schwachen Führung zu verdanken!", brüllte der Zweite. „Ruhe, bitte!", mahnte Al Arroin. Er aktivierte schallfressende Energiefelder rings um die erregten Patriarchen. Sofort wurde es leiser. „Wir müssen unbedingt klaren Kopf bewahren." Allmählich regelte er die Stumm-Felder ab und gab Zeichen an Dinded Teifer, die bisherigen Erkenntnisse über die Attentate zusammenzufassen.
Teifer ließ zwei Hologramme entstehen. Beide Ermordete wurden gezeigt. Sie wiesen nahezu identische Wunden auf. „Wir müssen davon ausgehen, dass es jemanden gibt, der die Verhandlungen zwischen Roewis und Mantoll sabotieren und verhindern will", sagte Teifer. „Dazu ist ihm anscheinend jedes Mittel recht." Er schnaufte. „Wem dient eine Destabilisierung der beiden größten Gurrad-Imperien? Etwa den Perlians, Shanganten, Karibäen oder Generälen? Lächerlich!
Wenn es unserer Wirtschaft schlecht geht, leiden auch alle anderen Völker ..."
„Was ist mit dieser Gottheit aus dem Arwitchnebel, vor der Bull gewarnt hat?", fragte einer der besonneneren Patriarchen. „Ist es möglich, dass sie bereits auf Roewis Fuß gef asst hat?"
„Nein", antwortete Teifer zögernd. „Die beiden Föne, die der Täter als Waffe einsetzte, wurden gestohlen, bevor Gon-Orbhon die Möglichkeit gehabt hätte, Infiltratoren in der Krone abzusetzen. Seit den Ereignissen im Arwitchnebel, von denen Bull berichtet hat, sind gerade mal zwei Tage vergangen."
„Und wenn der so genannte Gott jemanden in seinem Sinne beeinflusst hat? So, wie es auf Terra passiert?"
„Wir konnten keinen sechsdimensionalen Strahlungspfeil anmessen wie jenen, der auf Terra zielt und die Beeinflussungen erst ermöglicht", entgegnete Al Arroin. „Natürlich ist eine solche Möglichkeit nicht von vorneherein auszuschließen. Aber solange uns Bull keine detaillierten Informationen über die Möglichkeiten von Gon-Orbhon liefert, konzentrieren wir uns bei unseren Nachforschungen auf das Naheliegende."
„Das wäre?", fragte einer der jüngeren Patriarchen. „Dass jemand unter uns sitzt, der einen Krieg anzetteln will."
Die Handelsreeder nahmen Al Arroins Worte relativ gelassen hin. Niemand sprang auf, niemand brüllte. Der Vorsitzende des Konsortiums sprach nur das aus, was sie wohl alle vermuteten. „Wie sollen wir den Täter ausfindig machen?", fragte Grisch Ablaub, ein finsterer Geselle und als Herr über mehr als dreihundert Birnenraumer einer der einflussreichsten Reeder am Tisch. „Niemand von uns wird aufstehen und sich selbst anklagen. Ihr alle wisst, dass ich gegen das Zusammengehen mit Mantoll war - aber gehöre ich deswegen gleich zur Kategorie der Verdächtigen?"
Mit angespannten Muskeln beugte er den Oberkörper leicht vor,
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