2265 - Die Krone von Roewis
Mittagsschläfchens genommen. Dazu einer seiner Milchzähne, den uns Oma geschenkt hat. Die Maserungsprobe wird nämlich immer nur an einem Zahn genommen, dessen Platz im Gebiss man mit einem leichten Algorithmus berechnen kann." Er wandte sich der Gummimasse zu, räusperte sich zwei-, dreimal wichtigtuerisch und steckte den hohlen Milchzahn schließlich rechts hinten in den Unterkiefer des Gebisses. „Und wie löst ihr das Problem mit der Speichelprobe?"
Kiula zog ein kleines Fläschchen hervor. Mit einem Pinsel entnahm sie eine Bläschen schlagende Flüssigkeit und pinselte sie sanft über die Kaumasse des Türöffners. „Das ist aus Großvaters Spucknapf", murmelte sie erklärend.
Klick!, machte es. Das Holztor schwang knarrend nach außen. „Bitte sehr!", rief Ebharsch triumphierend. „Ihr schuldet uns etwas."
„Und du meintest, dass wir das nur mit Waffengewalt schaffen könnten!", murmelte Kantiran. „Entweder mit einem Strahler - oder der Schläue zweier Kinder", sagte Mal Detair kopfschüttelnd.
Mit jeder Stufe, die es hinabging, wurde die Sicht schlechter, die Luft stickiger, die Stimmung der Kinder angespannter. „Treppen - was für ein Anachronismus!", rief Kantiran ärgerlich aus. „Pscht - leise!", knurrte ihn Kiula an. „Hier unten sollte man nie zu laut sprechen."
„Vor wem oder was fürchtet ihr euch denn?", fragte der Sternenbastard belustigt. '„Vor niemandem!", antwortete Ebharsch trotzig. „Wir wollen bloß nicht erwischt werden, sonst setzt es Zimmerarrest."
Endlich erreichten sie die Sohle der Treppe. Ein langer, breiter Gang erstreckte sich im Halbdunkel nach links und rechts. Geräusche kamen aus beiden Richtungen. Ein Knistern, Knacken, Stöhnen und Ächzen. Schatten tanzten unruhig über die grob verputzten Ziegelmauern. Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit, dachte Kantiran. Diese Gänge sind möglicherweise über eintausend Jahre alt...
Kontakt! Etwas streifte seinen sensiblen Geist, ließ jene besondere Fähigkeit erwachen, die ihn manchmal selbst am meisten schreckte.
In seinem erweiterten Geistesuniversum gab es keine Himmelsrichtung, aber er spürte, dass die rudimentären Intelligenzsplitter von rechts kamen.
Er tat einen Schritt vor in den Gang, achtete nicht weiter auf die beiden Kinder, die seiner so seltsam wirkenden Abwesenheit ratlos und ängstlich gegenüberstanden.
Gelbe, nahe beieinander stehende Augen starrten ihn an, vielleicht zehn Meter voraus. Sie schlössen sich langsam. Der Umriss eines Körpers wurde schemenhaft sichtbar. Ein kurzes, nervöses Schaben von nackten Krallen über harten Steinboden, dann war die Tentze verschwunden. Und zwar aus all seinen Sinnen. „Ich mache Fortschritte", sagte er leise zu Mal Detair. „Ich konnte das Tier lesen, bevor ich es sah."
„War es eine Tentze?", fragte der Fuertone interessiert. „Ja. Sie war einfach da, in meinen Gedanken. Ganz klar und deutlich."
„Vielleicht ist dies ein Zeichen dafür, dass die Tiere besonders intelligent sind."
„Mag sein ... aber sie scheinen keine angenehmen Zeitgenossen zu sein. Ich habe zwar eine hohe soziale Kompetenz gespürt, aber auch sehr viel nüchterne, eiskalte Berechnung."
„Über was redet ihr da?", fragte Kiula. Sie sah sich nervös nach beiden Seiten des Ganges um. „Ich habe eine Tentze ... sehen können", sagte Kantiran. „Ich möchte ihr folgen. In diese Richtung."
Er deutete nach rechts. „Da geht es zu einem der Futterplätze", entgegnete Ebharsch. „Es ist keine gute Zeit, ihnen gerade jetzt über den Weg zu laufen."
„Schrumpft da jemandem die Mähne vor Angst?", fragte Kantiran.
Kiula und Ebharsch atmeten tief durch, wollten kurz aufbegehren, ließen aber dann traurig die Köpfe hängen. Sie hatten tatsächlich Angst.
Mal Detair warf Kantiran einen warnenden Blick zu. Geh nicht zu weit, sollte er bedeuten. „Na schön, ihr beiden", sagte der Sternenbastard seufzend zu den jungen Gurrads. „Ihr habt sicherlich Recht. Schließlich kennt ihr euch hier unten besser aus als wir. Was haltet ihr von einem Kompromiss? Wir folgen der Spur der Tentze so weit, bis ihr mir sagt, dass es eurer Meinung nach wirklich gefährlich wird."
Ebharsch hob den Kopf ein klein wenig und murmelte, schwer verständlich: „Geht in Ordnung..."
„Und noch etwas", unterbrach ihn Kantiran. „Ihr macht eure Sache ganz ausgezeichnet. Nur wirklich erfahrene Führer sind tapfer genug, ihre Grenzen zu erkennen."
Ein ehrliches Strahlen glitt über die
Weitere Kostenlose Bücher