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2272 - Sturm auf Graugischt

Titel: 2272 - Sturm auf Graugischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wir unsere mentalen Kräfte so einteilen, dass wir nicht erneut über das Ziel hinausschießen. Ich kann andererseits nicht verantworten, dass wir weit unter unseren neuen Möglichkeiten bleiben."
    „Mit anderen Worten", stellte ich fest, „du wirst die kommenden Stunden oder gar Tage ausschließlich mit der Schiffsführung verbringen. Bis zur völligen Erschöpfung. Wem kann damit gedient sein?"
    Zephyda ignorierte meinen Einwand. „Natürlich kann ich nicht zugleich das Oberkommando über alle Verteidiger übernehmen", sagte sie. „Erfahrung in der Taktik des Raumkampfs habe ich ohnehin nicht. Die beste Lösung, Perry, ist zweifellos die, dass du den Oberbefehl übernimmst." Eindringlicher, als sie mich in dem Moment anschaute, konnte ihr Blick kaum werden.
    Ich nickte knapp. „Danke", hauchte Zephyda, warf sich herum und verschwand in Richtung des mittleren Zentraledecks.
    Beinahe zwanzig Minuten lang war sie damit befasst, den Wechsel des Oberkommandos mit allen maßgeblichen Stellen auf Graugischt abzusprechen und ebenso den Besatzungen der aus ganz Arphonie zurückkehrenden Weißen Kreuzer mitzuteilen.
    Wenig später meldete sich der Submarin-Architekt Remo Quotost höchstpersönlich über Richtfunk mit äußerst geringer Reichweite. „Wir haben es geschafft, Perry Rhodan!", verkündete er stolz, und seine sechsfingrigen Spinnenhände gestikulierten heftig. „Die Blockade der ersten Bodenforts wurde soeben aufgehoben. Die Freischaltung der übrigen Geschützstellungen ist nur mehr eine Formsache."
    „Das ist in der Tat eine der besten Nachrichten heute", kommentierte ich. „Alle Befehlskodes werden verschlüsselt an Echophage übermittelt. Der Bordrechner kann sie umsetzen." Das flügelähnliche Gliedmaßenpaar auf seinem Rücken, das zugleich der Sitz des Elektro-Organs war, zitterte leicht. „Wir steht es wirklich um Graugischt?", wollte er wissen. „Gibt es eine Uberlebenschance?"
    Ich blieb Quotost die Antwort schuldig, denn in dem Moment hallte ein vielstimmiger Aufschrei durch die Zentrale der SCHWERT. Auch hinter dem Submarin-Architekten wurde es lebendig. Ich sah mehrere Toron Erih heranschwimmen. Quotosts ohnehin grauweißes Gesicht verzerrte sich - abrupt erlosch die Bildübertragung.
    Der Angriff der Kybb und der Garden Tagg Kharzanis hatte soeben begonnen.
    Selbop, der Todbringer, hatte den Vernetzer gesehen. Fasziniert und verängstigt zugleich hatte er dieses nur einen Meter große Geschöpf betrachtet, und er war mehrmals von einer Seite der Hohlkugel auf die andere gegangen, darauf wartend, dass die reglos scheinende Gestalt sich wieder bewegte.
    Nichts war geschehen.
    Dennoch glaubte Selboo, seitdem die Kraft des Vernetzers zu spüren. Eine unheimliche Kraft, gestand er sich ein, die ihm Unbehagen bereitete. Er war nicht mehr allein, nicht einmal in seinem Reich auf der untersten Etage der Zentrale. Nur selten hatten ihn die Frauen dort aufgesucht; sie schreckten immer noch unbewusst vor der Gewalt zurück, die er mit den Bordwaffen ausübte. Aber jetzt fühlte er sich beobachtet. Nicht von den Quellen, deren Kreis sich wieder um Zephyda geschlossen hatte, sondern von dem Vernetzer. Schon auf den wenigen Schritten hin zum Antigravschacht glaubte er, den stechenden Blick im Nacken nicht mehr ertragen zu können.
    Abrupt wandte er sich um. Doch das Kunstgeschöpf schaute nicht in seine Richtung.
    Selboo schwebte in die Tiefe. Er musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. Eine eigenartige Vibration erfüllte ihn, weit mehr noch als in jenem Moment, als er zum ersten Mal im Sessel des Kanoniers Platz genommen hatte.
    Dann war er wieder allein. Vor sich, der Bugwand zugewandt und fast im Zentrum der Fläche, das Hufeisenpult und der Sessel.
    Die SCHWERT bebte. Es geschah selten, dass Erschütterungen durchschlugen, aber jetzt spürte Selboo es überdeutlich.
    Er musste wieder kämpfen. Sehr bald sogar. Doch zum ersten Mal schwankte Selboo zwischen Furcht und Hoffnung, sobald er an die Paramag-Werfer des Schiffes dachte. Er stand hinter seinem Sessel und verkrampfte die Finger um die geschmeidige Lehne.
    Einerseits sehnte er sich danach, endlich wieder in dem Sessel zu sitzen und das Gefühl absoluter Geborgenheit zu verspüren, das ihn für alles entschädigte. Er summte leise vor sich hin, eine mitreißende alte Melodie, verstummte jedoch abrupt, als er sich dessen bewusst wurde. Andererseits schaffte er es nicht, seine Bedenken zu verleugnen. Er traute dem Vernetzer nicht. Was immer

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