2273 - Der gefallene Schutzherr
dass das Unheil von genau jener Seite kommen sollte, der er einmal unrecht getan hatte. Es gab Morde, die sich bitter rächten ...
Er brauchte keine tausend Jahre zu warten und auch keine hundert.
Schloss Kherzesch hatte sich in eine gigantische Baustelle verwandelt, wie in den Zeiten, als es Stück für Stück erbaut worden war. Die Technik war umgerüstet worden, syntronische durch positronische Bauteile ersetzt. Es geschah fast überall in Arphonie. Flotten und Forts der Kybb und der Garden wurden den neuen Umständen angepasst und wieder schlagkräftig gemacht.
Tagg Kharzani lebte weiter neu auf. Mit jedem Abschnitt seines Schlosses, in dem die Lichter wieder angingen, wuchs seine Zuversicht. Er merkte nicht, wie das Pendel schon wieder ausschlug, weil er nicht gelernt hatte, dass auf jeden seiner Höhenflüge ein umso tieferer Absturz folgte.
Der Herrscher beobachtete den Wiederaufbau seines Reichs und ließ an der Wiederherstellung der DISTANZSPUR arbeiten. Die Hoffnung, vielleicht doch noch nach Jamondi zu gelangen, nach Baikhal Cain und an seine heiß ersehnten neuen Opalziegel, war noch nicht ganz gestorben.
Aber vielleicht brauchte er sie gar nicht mehr. Vielleicht gab es bald einen anderen, viel einfacheren Weg; einen Weg, der ihm plötzlich wieder alle Türen weit aufstieß, auch nach...
Jeden Tag klammerte er sich mehr an die Hoffnung, dass der Hyperimpedanz-Schock nicht nur negative Folgen für ihn haben könnte. Der Gedanke war ihm bei seinen langen Grübeleien im Schloss gekommen, in den ruhelosen Nächten in seinen riesigen Sälen, die nun wieder seine Heimat waren. Er ließ ihn nicht mehr los. Er berauschte sich förmlich an der Aussicht, dass vielleicht... ... der Hyperimpedanz-Schock der Anfang eines Prozesses sein könnte, an dessen Ende auch das Ende der Hyperkokons stand, in die ES ihn, Arphonie, Jamondi und die anderen ehemaligen Machtzentren des Ordens verbannt hatte; vor allem natürlich... Parrakh!
Er ließ seine besten Wissenschaftler zu sich kommen und setzte sie auf seine Idee an. Sie stellten Forschungen an und konnten ihn in seiner Hoffnung bestätigen. Vieles deute darauf hin, sagten sie, dass der Rücksturz des gesamten Sternhaufens ins normale Universum bevorstünde.
Dafür sprach auch, dass der Splitter vom Leib Satrugars, den er nun wieder stets bei sich trug, immer mehr unsichtbare Aktivität entwickelte.
Tagg Kharzani begann in seinen Träumen einen schlafenden Hünen zu sehen der aussah wie sein alter „Weggefährte" Gon-Orbhon! Er war sicher, dass diese Vision von dem Splitter übermittelt wurde, den er vor langer Zeit von Gon-Orbhon erhalten hatte.
Sein Traum hatte sich damals nicht erfüllen können. Doch wenn die Hyperkokons sich auflösten, wenn es wieder möglich sein sollte, nach Amringhar zu gelangen, dann musste Gon-Orbhon, der „Gott", sein altes Versprechen ihm gegenüber einlösen, denn hatte er nicht auch in seinem Interesse den Orden der Schutzherren hinweggefegt?
Gon-Orbhon musste ihm dafür das Bleiberecht im Stock Satrugar einräumen - und damit die Unsterblichkeit, die er schon verloren gesehen hatte!
Der Gedanke erfüllte von nun an sein ganzes Denken. Er berauschte sich daran, es war wie immer. Tagg Kharzani geriet abermals völlig aus dem Gleichgewicht. Er trieb die Kybb zu noch mehr Eile bei der technischen Umrüstung ihrer Schiffe und der Schlossanlagen an und vernachlässigte doch gleichzeitig seine Berater. Er sah nur noch sein Ziel, träumte wieder von der Unsterblichkeit. Er hatte sie gewonnen geglaubt, dann verloren - und jetzt die erneute Chance.
Das war zu viel, um von seinem Verstand noch gefasst zu werden. Alle Selbstschutzmechanismen setzten aus, und er hörte nicht auf Enkrines schrille Warnungen, dass er bereits wieder unter dem Einfluss des Splitters stünde, und zwar schlimmer als jemals zuvor.
Er sah nicht, was um ihn herum geschah, wie sich die Schlinge um seinen Hals zuzog. Er war besessen. Wenn er einmal Schlaf fand, träumte er von Gon-Orbhon, sah die Hand mit dem Schwert aus dem klaren und tiefen See stechen, sah den Nocturnenstock, sah sich als Gott neben einem Gott...
Tagg Kharzani hatte geglaubt, gegen alles gefeit zu sein: gegen Carya Andaxi, gegen Krankheiten und deren Erreger, gegen jeden denkbaren Zufall. Er hatte sich überall abgesichert, wo es nur ging, nach allen Seiten hin, nach außen und nach innen ... glaubte er.
Einmal hatte er seine zwölf „Ewigen Gefährten" hinrichten lassen, um danach feststellen
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