2273 - Der gefallene Schutzherr
büßen, und schließlich sah der Symbiont ein, dass er mehr nicht erreichen konnte, wollte er nicht riskieren, dass sein Herr seine furchtbare Absicht doch noch wahr machte.
Zwölf Opfer waren besser als Millionen. Und dass die Prim-Direktoren - alle oder einer von ihnen - die Verdächtigsten von allen waren, sah auch Enkrine ein.
Dennoch setzte er durch, dass sein Herr ihnen eine zusätzliche Chance gab. Er wusste, dass Tagg Kharzani ihn nun hassen würde wie nie zuvor, und das bis zum Ende aller Tage. Doch er würde auch das ertragen. Es war sein Schicksal. Er konnte ihm nicht entfliehen.
Tagg Kharzani rief noch einmal die Zwölf zusammen, stolze Regenten, die sich in seinem Schatten an die Macht gewöhnt hatten, und sie erschienen in ihren Direktoren-Tarnanzügen.
Innerlich lachte der Herrscher grimmig. Bildeten sie sich ein, dass diese sie jetzt noch schützten?
Er eröffnete ihnen, dass sie alle jetzt sterben würden. Hinter ihm standen zehn Motoklone, Nummer 101 bis 110, und würden sein Urteil vollstrecken. Es sei denn, der Verräter stellte sich und ersparte den anderen den Tod. Es war die letzte Chance, die er ihnen gab, und sie nützten sie nicht.
Keiner von ihnen trat vor. Niemand ergriff das Wort oder hob die Hand.
Tagg Kharzani zögerte nicht länger, ehe Enkrine es sich vielleicht wieder anders überlegte: Er gab den Motoklonen den Tötungsbefehl.
Es gab nun keine Vertrauten mehr, keine „Ewigen Gefährten". Er würde nie wieder welche brauchen. Keine Freunde. Das war die ganze Zeit über eine Illusion gewesen.
11.
Gegenwart
Nein, so etwas wie Freunde konnte es für dich niemals geben. Du hattest nie einen. Du hast immer turmhoch über allen anderen gestrahlt. Keiner konnte dir das Wasser reichen. Du warst unerreichbar und einsam.
Doch, warte. Vielleicht einen einzigen. Deinen ewigen Fluch, den du hasst und auf der Stelle auch umbringen würdest, wenn du nur auf ihn verzichten könntest. Doch das kannst du noch immer nicht. Sein Leben ist dein Leben.
Enkrine antwortet dir nicht. Er hat alles gesagt, tausendmal.
Noch einmal hat er dich beschworen, es nicht zu tun. Aber du hast es ignoriert, wie immer.
Du warst so im Rausch der Gefühle, dass du seinen letzten verzweifelten Aufschrei gar nicht mehr wahrgenommen hast.
Deine Auswärtigen Prim-Direktoren, die nach dem Tod deiner zwölf Vertrauten im Schloss nun die ganze Verantwortung für deine Flotten tragen, haben dir gemeldet, dass die Position Graugischts endlich, nach all den Jahrtausenden, gefunden sei. Ein Verräter aus Andaxis eigenen Reihen hat sie preisgegeben - in der irren Hoffnung, mit dir handeln zu können.
Du hast deine Kriegsschiffe auf der Stelle in Marsch gesetzt. Deitz Duarto, einer der Auswärtigen Direktoren, sollte dir verantwortlich sein für die totale Vernichtung des lang gesuchten Planeten der verhassten Feindin.
Die Sonne geht auf. Willst du nicht hinausgehen und den neuen Tag begrüßen? Doch da kommt endlich die Nachricht, auf die du gewartet hast wie auf die Glocke des Jüngsten Tags.
Und sie schmettert dich nieder.
Du hörst Deitz Duarto. Du hörst seine Stimme. Er spricht aus dem Holofeld zu dir und wagt nicht, dich anzusehen.
Er meldet, dass deine stolzen Garden und die Kybb mit dem größten Flottenaufgebot in der Geschichte Arphonies die Schlacht um Graugischt verloren haben!
Du kannst es nicht fassen. Du wartest darauf, dass Enkrine in dir triumphiert, aber selbst er ist geschockt.
Wie kann das sein? Wie ist so etwas möglich? Wie konnte die verdammte, verfluchte, widerliche alte Qualle sich deinem Zugriff schon wieder entziehen?
Eben noch hast du auf frisches Blut gesetzt, als du die Zwölf hast ermorden lassen - ja, ermorden! Und nun versagt auch Duarto!
Immerhin meldet er, dass über Graugischt auch ein Schutzherren-Porter vernichtet worden sei. Aber du glaubst nicht daran, dass Carya Andaxi sich selbst an Bord befunden hat. Dazu ist sie zu gerissen. Nein, sie ist dir wieder entkommen.
Und das ist noch nicht alles.
Als hätten auch sie sich verschworen, melden dir deine Garden, dass deine wichtigsten Rüstungsweiten, die Planeten des benachbarten Dixon-Systems, aus dem Arphonie-Haufen verschwunden seien - begleitet von einem fürchterlichen Raumbeben-Effekt.
Sie vermuten, dass sie in den Normalraum zurückgestürzt seien.
Vielleicht beginnt es jetzt, Tagg Kharzani. Enkrine schweigt - jetzt, da du wieder darauf wartest, dass er etwas sagt. Dein Feind. Dein Freund.
Doch du
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