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2273 - Der gefallene Schutzherr

Titel: 2273 - Der gefallene Schutzherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu müssen, dass sie unschuldig gewesen waren. Bei aller Skrupellosigkeit und Vorsicht hatte ihn dies blind werden lassen gegenüber jenen, die nun um ihn waren - wenn ihm nach Gesellschaft war. In der letzten Zeit hatte er dieses Bedürfnis nicht oft gehabt.
    Er überlebte den Anschlag. Fünf Tage hatte er im Stellaren Spital gelegen, bis das Gift endlich aus seinem Körper gewichen war. Es konnte keinen Zweifel daran geben, von wem es in seine Nahrung getan worden war. Die Roboter, die ihm die Speisen in seinen Turm lieferten, schieden aus. Es waren gedankenlose Maschinen.
    Aber jene, die die Speisen zubereiteten, oder die, die sie in Empfang nahmen und vorkosteten ...
    Tagg Kharzani brauchte nicht mehr viel, um das zu tun, was ihm am besten lag: Er steigerte sich noch mehr in seinen Wahn hinein, ließ die Angst an sich heran, stieß ihr förmlich die Tore auf. Sie ergriff völlig von ihm Besitz. Nie gekannte Wahnvorstellungen suchten seinen geplagten Geist heim. Enkrine konnte warnen und mahnen, soviel er wollte, der Auferstandene Herrscher hörte nicht auf seine Stimme.
    Es gab viele Verdächtige. Am meisten traute er den feigen Anschlag seinen Prim-Direktoren zu, die mit den Speisen zuletzt in Kontakt kamen und die beste Gelegenheit hatten, sie zu vergiften. Aber das war ihm zu wenig.
    Mit einem Mal sah er in jedem Wesen einen potenziellen Mörder. In den Zwölf, in den Kybb, in seinen Medikern, in den vielen tausend Mitgliedern seines Hofstaats, die ihn anbeten sollten, lieben und verehren. Jeder war verdächtig, selbst die, die ihn beschützen sollten wie keine anderen: die Dunklen Polizisten! Jeder konnte ihm nach dem kostbaren Leben trachten. Jeder.
    Die Konsequenz war ebenso klar wie tödlich. Sie mussten alle sterben, jedes einzelne lebende Wesen auf dem ganzen Planeten Kherzesch!
    Wozu brauchte er sie? Die einzigen Lebenden, die über jeden Verdacht erhaben waren, waren die Auswärtigen Prim-Direktoren: Sie zogen durch Arphonie und hatten deshalb weder Gelegenheit noch Grund, ihn umzubringen.
    Jeder andere aber war eine potenzielle Gefahr. Und wozu brauchte er sie? Er hatte seine Motoklone, seine Roboter. Er konnte sie nach Belieben herstellen lassen, sie konnten sich selbst reproduzieren. Sie würden ihm treuere Diener sein als all das lebende ... Geschmeiß!
    Er war entschlossen. Tagg Kharzani würde es tun. Die Liebe und Verehrung, die ihm entgegengebracht wurden, waren falsch, geheuchelt, nur vorgetäuscht, um im Schatten seines Glanzes zu leben. Er war so blind gewesen! Der nächste Anschlag würde ihn vielleicht wirklich umbringen, das kostbarste Leben in ganz Arphonie auslöschen, in der ganzen Galaxis!
    Nein!, schrie Enkrine in ihm, mit einer Gewalt, die er dem alternden Symbionten nicht mehr zugetraut hätte. Hör auf! Komm wieder zu dir, Herr! Du darfst es nicht tun!
    Er lachte irr.
    Du willst unsterblich sein! Willst du dich bis in alle Ewigkeit an die größte Schuld erinnern müssen, die je ein Herrscher auf sich geladen hat?
    Tagg Kharzani befahl ihm zu schweigen.
    Das werde ich nicht tun! Ich warne dich, Herr!
    Der Herrscher lachte noch lauter. „Warnen? Du mich?"
    Ja, warnen! Herr, wenn du das tust, wenn du alles Lebende auf Kherzesch auslöschen willst, dann werde auch ich sterben! Und du weißt, was das für dich bedeuten würde! „Das ist lächerlich! Du bluffst! Lass mich in Ruhe!"
    Ich werde es tun! Ich werde meinem Leben ejn Ende setzen! Ich kann es, Herr! Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?
    Kharzanis Lachen erstarb. „Das wagst du nicht!", schrie er.
    Willst du es darauf ankommen lassen? Willst du es wirklich? Bringe sie alle um doch dann stirbst auch du! „Nein!"
    Es war mir noch nie so ernst!, sendete Enkrine verzweifelt. Du hast mir viel angetan in der langen Zeit unseres Zusammenseins. Doch nie werde ich mit einem Mörder weiter leben, wie ihn die Galaxis noch nicht gesehen hat!
    Enkrine meinte es ernst. Plötzlich wusste er es.
    Er würde sie beide umbringen - zuerst sich, dann ihn. Denn er konnte ohne ihn nicht leben. Er würde schnell altern... und zu Staub zerfallen. Überleg es dir, Herr!, flehte Enkrine. Du allein hast die Wahl. Entweder es sterben alle, dann stirbst auch du. Oder du lässt sie am Leben und wirst selbst leben.
    Er wusste, dass er verloren hatte. Dennoch gab er nicht kampflos auf. Er versuchte, mit Enkrine zu handeln, und am Ende gelangten sie zu einem Kompromiss, mit dem jeder von ihnen leben konnte. Irgendjemand musste für den Giftanschlag

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