2274 - Motoklon Hundertneun
musste sie sich auf die kurze, aber schwierige Reise Richtung Kher vorbereiten und die Zusammenarbeit mit dem Vernetzer intensivieren. „Würdest du das nicht? Ein Dutzend dieser Alptraum-Schiffe ist bereits vor Wochen gemeinsam mit Jamondi in den Normalraum zurückgestürzt. Allein der Gedanke an diese zwölf Einheiten bereitet mir schlaflose Nächte."
„Du vergisst die fünf anderen Schildwachen. Lyresseas Schwestern und Brüder. Und die achttausend Bionischen Kreuzer der Todbringerflotte, die sich bei Kor versammelt haben. Sie alle haben dieselbe Reise getan, und sie werden nichts unversucht lassen, Tagg Kharzanis Macht im Sternenozean zu brechen ..."
Rhodan seufzte. „Ich denke die ganze Zeit an nichts anderes. Ich hoffe, dass sie mit diesen ... diesen Monstern fertig werden." Er ballte die Hände. „Aber ich fühle mich so ohnmächtig!
Der Kampf für die Motana und Graugischt ist wichtig und richtig. Das sagt mir der Verstand, das sagt mir mein Herz. Und dennoch sitze ich wie auf Nadeln, weil ich nichts an dem ändern kann, was auf der Erde vor sich geht..."
„So ist es mir eine Zeit lang auch ergangen", sagte Atlan, traurig lächelnd. „Ich musste zehntausend Jahre lang auf einer fürchterlichen Barbarenwelt absitzen, bis ich endlich durch einen spinnerten und größenwahnsinnigen Weltraumfahrer aus meiner Verbannung erlöst wurde, der meinte, das Universum erben zu dürfen." Mit ernstem Gesicht sprach der Arkonide weiter. „Manchmal wurde ich fast verrückt. In den ruhigen Stunden in der Tiefseestation, wenn wieder einmal eine meiner Hoffnungen auf eine rasche Rückkehr nach Arkon gestorben war und ich mich erneut in den Tief schlaf begeben musste ... Diese Warterei war schlicht und einfach grässlich ..."Er räusperte sich, kehrte in die Gegenwart zurück. „Was wird Tagg Kharzani mit den Kybb-Titanen, die er hier um sich geschart hat, anrichten, wenn er erst im. Normalraum angekommen ist?", sinnierte Rhodan. „Wird er sofort versuchen, auf Arkon und Terra Druck auszuüben?"
„Nein", sagte Atlan mit fester Stimme. „Er wird keine Gelegenheit mehr dazu haben. Glaub mir - dieser Verrückte ist schwer angeschlagen. Wenn er fällt, wenn das Kher-System unser ist, bricht das ganze Kartenhaus, das er errichtet hat, in sich zusammen."
„Glaube allein ist nicht viel", entgegnete Rhodan. „Denk an vorgestern."
Der Arkonide sah ihn mit verbittert zusammengepresstem Mund an. Er schien eine heftige Antwort auf den Lippen zu haben, verbiss sie sich aber schlussendlich. Vor zwei Tagen, in Lyresseas Kabine, hatten ihre Ambitionen einen kräftigen Dämpfer erlitten ... „Was soll das Trübsalblasen?", fragte sich Rhodan. Er stand ruckartig auf, nun wieder beherrscht und ganz der Mann, den man milchstraßenweit wegen seiner Entschlossenheit bewunderte - oder fürchtete. „Es wird Zeit. Wir müssen unsere Pläne in Taten umsetzen.
Nach Hundertneuns letztem Kontaktimpuls, dass er und Lyressea von der Besatzung eines Diskusraumers gerettet worden sind, können wir davon ausgehen, dass sie mittlerweile Kherzesch erreicht haben. Du solltest dich jetzt von Zephyda verabschieden und die SCHWERT verlassen. Den Teufel lässt man schließlich nicht warten ..."
Atlan nickte. Er küsste die Motana zum Abschied zärtlich auf die halb geschlossenen Augen, drückte kurz Perry Rhodans Hand und marschierte dann, ohne sich nochmals umzudrehen, aus der Zentrale des Bionischen Kreuzers.
Rhodan zog unbehaglich die Schultern hoch. Ihn fröstelte. Täuschte er sich, oder fielen ihm diese Abschiede immer schwerer statt leichter, wie man anhand seines Alters annehmen konnte? „Atlan hat die SCHWERT verlassen", meldete ihm Echophage, der Bordrechner. „Der Vernetzer ist einsatzbereit."
Wie zur Bestätigung ertönte ein Signal, schrill und enervierend. Das kleine, federleichte Kunstgeschöpf war zum Leben erwacht und hatte den Platz auf Deck vier an einem Hufeisenpult eingenommen.
Die SCHWERT war endlich komplett! Im Vernetzermodus konnte das Schiff seine Leistungsmöglichkeiten nahezu optimal ausnutzen und die bisher erzielten Beschleunigungswerte überproportipnal in die Höhe treiben. Der Vernetzer galt als korrektive Instanz im Strom der paraphysikalischen Kräfte, die die Motana nutzten, und erhöhte damit den Wirkungsgrad der verwendeten Energien.
Das Kunstwesen sah aus wie eine zu klein geratene Kopie eines Motoklons. Kein Wunder - stammte es doch aus derselben Fertigung. Aus den Labors der Kybb, hergestellt und in
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