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2276 - Tanz auf dem Vulkan

Titel: 2276 - Tanz auf dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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syntronischen Part wieder hochgefahren werden müssen.
    Das Dunkel der Nachtseite des Planeten wurde von dem des Weltraums ersetzt. Myles Kantor aktivierte den Datenträger, den er vor dem Abflug eingesteckt hatte.
    Seine Erinnerung hatte ihn nicht getrogen.
    Im Jahr 3431 waren unbekannte Flugobjekte in der Galaxis aufgetaucht, die sich als Raumschiffe der Accalauries erwiesen hatten, Wesen aus einem Antimaterie-Universum. Ein Accalaurie namens Accutron Mspoern hatte damals eine wichtige Entdeckung gemacht: einen hyperphysikalischen Hohlraum innerhalb der Chromosphäre der Sonne.
    Damals hatte Geoffry Waringer bei einem Erkundungsflug mit seinem Raumschiff SUN DRAGON die Existenz einer Stillen Zone in der Sonne postuliert. Seine Beobachtungen lasen sich auch jetzt, über eineinhalb Jahrtausende später, schlichtweg faszinierend.
    Die Anzeigen wiesen aus, dass es unmittelbar vor der SUN DRAGON eine Art Stille Zone gab, hatte Professor Waringer damals festgehalten, in die weder ein einziges Proton noch ein Elektron der Sonnenmaterie drang. Je näher die SUN DRAGON diesem Phänomen kam, desto deutlicher hob sich die Stille Zone von der lichtdurchfluteten Fotosphäre ab.
    Dreihundertachtzig Kilometer tiefer toste die Oberfläche der Konvektionszone; aus ihr leckten immer wieder kleinere Fackeln. Ich kniff die Augen zusammen, als die Tasterbildzeichnung einen emporschießenden Plasmageiser zeigte.
    Die Protuberanz durchbohrte die Stille Zone ...
    Nein! Ich hielt den Atem an. Die Säule glühenden Plasmas endete an der Grenze des Ruhepols wie abgeschnitten und tauchte darüber wieder auf, als käme sie aus dem Nichts.
    So etwas hatte ich noch nicht erlebt. „Ein eigenartiger Schutzschirm", murmelte Oberstleutnant Gertsa Hamesener, Kommandant des Forschungsschiffes SUN DRAGON. „Nach allen Gesetzen der Logik muss er vorhanden sein, dennoch kann ich ihn mit keinem Mittel anmessen. Das bedeutet nach unseren bisherigen Erfahrungen: Er ist nicht vorhanden."
    Auch Accutron Mspoern meldete sich wieder, diesmal über die Spezialfrequenz des Interkoms. Er sprach von einer „Zustandslabilität innerhalb vierdimensionaler Energiefluten mit umgedrehter Existenzkausalität". Es war der Versuch eines außerordentlich intelligenten Lebewesens, sich den Wissenschaftlern einer anderen Art verständlich zu machen. Dennoch ließ sich das Phänomen weder mit den Begriffen der Accalauries noch mit menschlichen Begriffen erklären. Es war etwas gänzlich Neues.
    Myles musste schwach lächeln. „Zustandslabilität innerhalb vierdimensionaler Energiefluten mit umgedrehter Existenzkausalität" ... Man warf den Wissenschaftlern des 14. Jahrhunderts NGZ oftmals vor, sich unverständlich auszudrücken. Technogewäsch und Fachchinesisch lauteten die abfälligen Bezeichnungen über diese präzisen Formulierungen. Aber Professor Waringer hatte dieses eigene Idiom auch schon ganz gut beherrscht.
    Nein, es gab nur die beiden möglichen Erklärungen für die Entdeckung, die sie mit der MUNGO PARK gemacht hatten, die er bereits genannt hatte.
    Myles schaltete den Datenspeicher aus. Das Pendlerschiff setzte zur Landung auf dem Terrania Space Port an. Der Handels- und Zivilhafen lag der Waringer-Akademie zwar wesentlich näher, doch in Hyperimpedanz-Zeiten wie dieser musste sich auch ein Zellaktivatorträger gewissen Zwängen wie den Flugplänen von Raumschiffen unterwerfen.
    Die Waringer-Akademie war nach Merkur-Alpha der zweite überaus beeindruckende Gebäudekomplex, den Myles Kantor an diesem Tag sah, ein acht Kilometer durchmessendes Gelände, in dem all die alten Fertigkeiten wieder gelehrt werden sollten, die längst als überflüssig gegolten, aber mit der Hyperimpedanz-Erhöhung wieder an Bedeutung gewonnen hatten und für das Überleben der Menschheit nun eine wichtige Rolle spielten.
    Eine Akademie, in der man lernen konnte, wie ein Fusionskraftwerk funktioniert und konstruiert wurde, in dem die Raumfahrttechniker sich mit Impulstriebwerken befassten und die ohnehin seit einiger Zeit wieder belebte Positronik-Industrie forschen und lehren konnte.
    Aber Myles war klar, dass die Waringer-Akademie viel mehr war. Sie war ein Symbol, der Inbegriff für den Aufbruch in eine neue Zeit. In eine Zeit, die es trotz aller Schwierigkeiten zu bewältigen galt.
    Schon als der Gleiter startete, den die Akademie zum Raumhafen geschickt hatte, um ihn abzuholen, konnte er das neue Symbol über Terrania ausmachen, eine den eigentlichen Rainbow Dome überwölbende

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