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2276 - Tanz auf dem Vulkan

Titel: 2276 - Tanz auf dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Kopf in den Nacken legen, um Myles' Blick zu begegnen. Lange - enervierend lange, fand der Unsterbliche - musterte er ihn, ohne etwas zu sagen.
    Jetzt, da er dicht vor dem Wesen stand, wurde der Kümmelgeruch so stark, dass er fast schon körperliche Übelkeit in dem Unsterblichen hervorrief.
    Myles hatte sich informiert. Die Schohaaken hatten in diesem kleinen Dorf ihr Leben wieder aufgebaut, so gut es ging. Ein beschauliches, ja sogar zielloses Leben. Sie schienen nichts mit sich anzufangen zu wissen und - genau wie Mondra Diamond - einfach abwarten zu wollen, was nun geschehen würde.
    Oder auch nicht. In den Protokollen war von Träumen die Rede, die diese kleinen Wesen seit kurzer Zeit träumten. Träume ohne bemerkenswerten Inhalt, nur mit einer einzigen tatsächlichen Auffälligkeit: Sie ähnelten einander. Und die Schohaaken sprachen so gut wie nicht über sie.
    Snaussenid war der erste Schohaake, der damals entdeckt worden war. Demzufolge hatte er mit den Terranern die meiste Erfahrung oder zumindest den lockersten Umgang. Vielleicht würde er Myles helfen können. „Orren Snaussenid?", wiederholte der Schohaake schließlich träge. „Wir sahen einander eine Zeit lang, wenn wir träumten, aber ... ich weiß nicht. Geh doch zu Marreli Nissunom. Sie weiß mehr als ich."
    Die heisere, abgehackte Sprache wurde von Myles' Translator problemlos übersetzt. Nun ja, dachte er. Schließlich haben wir es schon länger mit diesem seltsamen Völkchen zu tun.
    Der Kleine drehte sich wortlos um und ging los. Myles folgte ihm in der Hoffnung, dass er ihn zu Marreli - wer auch immer das sein mochte - bringen würde.
    Schließlich blieb er vor einem Haus stehen. Als Myles die Tür öffnete, befürchtete er, würgen zu müssen, so stark war dort der Kümmelgeruch, den die Schohaaken ausströmten.
    Klappernder Lärm drang an seine Ohren, dann ein wüster Fluch, ausgestoßen von einer sehr hohen, wohl weiblichen Stimme. „Marreli? Marreli Nissunom?" Myles hockte sich nieder, einerseits, weil er sonst nicht durch die Türöffnung hätte schauen können, andererseits, weil er nicht unhöflich sein wollte. „Darf ich dich kurz stören? Ich suche Orren Snaussenid."
    Ein winziger grünstrohiger Kopf tauchte vor ihm auf. „Ich werde von dir träumen, damit du's nur weißt. Dann wissen es alle. Wenigstens das! Versuch also nicht ... Oh! Du bist ein Terraner. Richtig? Komm rein."
    Myles wusste nicht, was er sagen sollte. Was haben die bloß mit ihren Träumen? „Verwirr ihn nicht!", erklang eine nicht ganz so hohe Stimme. Das winzige Gesicht mit den dicken grünen Haaren wurde zur Seite gezerrt, und ein anderes erschien. „Wird auch langsam Zeit, dass einer von euch auftaucht. Jeder hier weiß, dass es Orren mehr mitnimmt als uns andere. Ich wollte, wir würden uns der Vergangenheit erinnern und nicht nur in der Gegenwart leben. Oder soll ich >Zukunft< sagen? Schwierig. Ohne das Glück und die Liebe ..."
    Das Gesicht war feister als jedes andere, das Myles bislang bei den Schohaaken gesehen hatte. Und es gehörte einer Frau, wie Myles daran erkannte, dass es nicht - wie das der männlichen Artgenossen - von einem Bart geschmückt wurde. „Du bist Marreli?", wiederholte er. „Soweit ich weiß."
    „Kannst du mich zu Orren Snaussenid bringen?"
    Sie rührte sich nicht von der Stelle, sondern maß ihn abschätzig aus dunklen, müden Augen. „Es geht ihm schlecht."
    „Schlecht? Ist er krank?"
    „Weiß ich nicht so genau. Er hat sich verändert, will nicht schlafen, will nicht träumen. Ist nicht mehr derselbe. Kannst du ihm helfen?"
    Myles machte eine hilflose Geste. „Er hat sich in seinem Haus verkrochen. Kommt nur noch selten raus. Früher hat er mich oft besucht. Wir haben viel gelacht. Und dann haben wir voneinander geträumt. Das war's. Und jetzt? Aber komm mit. Sieh selbst." Die Schohaaken-Frau setzte sich mit stampfenden Schritten in Bewegung.
    Myles zögerte kurz, folgte ihr dann aber. Er kniff die Lippen zusammen. Wie sollte er einem kranken Schohaaken helfen? Er war Wissenschaftler, kein Arzt oder Psychiater. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er hatte große Hoffnung in Orren Snaussenid gesetzt. Und jetzt würde er vielleicht Alarm schlagen und Mondra Diamond informieren müssen.
    Und sollte er tatsächlich mit der LFT-Staatssekretärin sprechen müssen, würde bestimmt auch Norman dabei sein, ihr Klonelefant. Er hasste dieses Vieh. Er wusste, seine Reaktion war unbegründet, krankhaft, vorpubertär, kindisch,

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