2276 - Tanz auf dem Vulkan
schwache Energiekuppel, im Zenit 550 Meter hoch und am Boden 1100 Meter durchmessend, ein in allen Farben des Regenbogens schillerndes Etwas.
Die Kuppel diente als Projektionsfläche für die besondere Holoprojektion des Zentralgebäudes der Waringer-Akademie und war so strukturiert, dass der farbige Bogen stets aus allen Richtungen erkennbar war, unabhängig vom Blickwinkel oder Standort des Betrachters. Bei Dunkelheit sorgten in sie eingeleitete Lichtquanten dafür, dass die Projektion selbstleuchtend erstrahlte. Dieser besonderen Holoprojektion des Tag und Nacht sichtbaren Regenbogens verdankte das Zentralgebäude der Akademie den Namen.
Das Gebäude selbst mit einem Basisdurchmesser von 450 Metern stellte nach der Vorstellung des Architekten die „Momentaufnahme" fallender und aufprallender Wassertropfen dar. Einer Krone mit davonstrebenden Nebentropfen gleich, erreichte der Kern einschließlich der 16 je 60 Meter durchmessenden Kugeln, die über transparente Antigrav-Röhrenfelder direkt erreichbar waren, einen Gesamtdurchmesser von 730 Metern.
Myles wusste, dass das Gebäude über acht subplanetarische Etagen mit diversen Labors sowie den Anlagen für die Hauptversorgung verfügte. Das Kerngebäude selbst erstreckte sich über sechs Hauptetagen, deren Parterre über umlaufende Arkaden zu erreichen war.
Die Außenfassade war weitgehend in Hellblau gehalten und wurde an vielen Stellen von transparenten Wandelhallen und Fensterbändern oder verchromten Bereichen aufgelockert.
Und in einer dieser Wandelhallen stand die Person, der er seinen Besuch avisiert hatte.
Dorrian Haies, Ingenieur an der Waringer-Akademie, war um die fünfzig Jahre alt und sah fast so gut aus wie Attaca Meganon, ein Umstand, der Myles irgendwie störte. Allerdings auf eine ganz andere Art und Weise. Er war klein und drahtig, schwarzhaarig, mit glutvollen braunen Augen und einem dunklen Teint. Ein südländischer Typ, auf den manche Frauen geradezu flogen, wenn Myles sich nicht völlig irrte. „Es freut mich, dass du einen guten Flug gehabt hast", sagte Dorrian zur Begrüßung. „Und ich freue mich, dass du sofort Zeit für mich finden konntest", versetzte Myles.
Dorrian zog die Brauen hoch und breitete die Hände aus - eine übertriebene Geste, wie Myles fand. Wer bin ich denn, dass ich dem großen Chefwissenschaftler Kantor nicht jederzeit zur Verfügung stehe... „Und was führt dich hierher?"
„Seit Malcolm S. Daellian die Leitung der Waringer-Akademie übernommen hat, konzentrieren sich die Forschungen in puncto Sonnenzapfung an diesem Ort", stellte Myles fest. „Hier findet sich die größte Kompetenz bezüglich der Sonne und allem, was mit ihr zu tun hat. Einschließlich entsprechender Schutzschirm-Systeme natürlich."
„Worauf genau willst du hinaus?"
Myles sagte es ihm. Dorrian sah ihn an, als hätte der Unsterbliche ihn aufgefordert, von der Wandelhalle zu springen. „Das ist dein Ernst?"
Myles nickte nur. „Da sollen wir für dich aber eine ganz harte Nuss knacken. Technisch eigentlich so gut wie nicht machbar." Dorrian runzelte die Stirn.
Der Unsterbliche wunderte sich, dass Dorrian schon mit fünfzig Jahren die Leitung des Planungsbüros innehatte. Er musste also wirklich gut sein. „Aber ich weiß doch, dass ihr Herausforderungen liebt." Er grinste den Ingenieur humorlos an. Der Mann war ihm nicht besonders sympathisch, auch wenn er keinen direkten Grund dafür nennen konnte. Da ist mir Inshanin mit ihrer direkten Art lieber. Bei ihm hier läuft alles unterschwellig ab. Seine Augen verraten mir, dass er mich nicht mag oder ich ihm lästig bin, aber er würde es mir nie ins Gesicht sagen. Eher stößt er zu, wenn man ihm den Rücken zudreht. „Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht." Dorrian seufzte schwer. „Du benötigst also ein Raumschiff?"
„Einen Sonnentaucher, mit der technischen Spezifikation, möglichst tief in die Sonnenatmosphäre eintauchen zu können, ja." Er gab Dorrian einen Datenträger. „Genauer gesagt, um ein Objekt erreichen zu können, das sich auf einer Kreisbahn um die Sonne befindet."
Der Ingenieur warf nur einen kurzen Blick darauf. „Technisch so gut wie nicht machbar", wiederholte er dann. „Das Objekt befindet sich in einem Teil der Sonnenatmosphäre, der uns auf dem augenblicklichen Stand der Technik nicht zugänglich ist."
Myles ließ sich zu einem säuerlichen Lächeln hinreißen. „Das ist mir selbst klar. Deshalh wende ich mich ja auch an die besten
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