2276 - Tanz auf dem Vulkan
standhaft in meinem Inneren. Und mit jedem Tag, der verging, mit jeder Nacht kam es zurück.
Im Lauf der Zeit wurde ich selbst ein Schatten, ein Zustand, der sich ändern musste.
Doch gab es für mich noch eine Zukunft?"
Der Schohaake Orren Snaussenid (Geburtsdatum unbekannt) während einer Befragung durch Sicherheitskräfte der LFT, nachdem der Biologe Alexander Skargue ihn am 23.
Oktober 1331 NGZ in Skandinavien entdeckt, gerettet und den Behörden überstellt hatte.
Unter Myles Kantor blieb das Forschungszentrum Merkur-Alpha in der Nordpol-Zwielichtzone des Merkur zurück, jenem grauen Bereich zwischen der weichen Glut und Helligkeit der Tagund der Kälte und Dunkelheit der Nachtseite des Planeten.
Das Zentrum war im Gebiet des ehemaligen Haupt-Gezeitenwandlers errichtet worden.
Während der Hypertron-Zapfer zur Aufnahme der von der Sonne emittierten Hyperenergien noch existierte, war der Großteil der übrigen Anlage im Jahr 1289 NGZ zerstört worden. Auf einen Wiederaufbau hatte man nicht zuletzt aus Kostengründen verzichtet.
Die zwei Kilometer durchmessende Kuppel der Aagenfelt-Festung befand sich genau am Nordpol des Planeten. Das Forschungszentrum mit seinem Raumhafen von zehn Kilometern Durchmesser lag 25 Kilometer davon entfernt.
Wenn man sich in den Gebäuden aufhielt, vergaß man mit der Zeit, wo genau man lebte.
Jedenfalls erging es Myles so.
Vordergründig handelte es sich dabei um einen Komplex aus insgesamt zehn Kuppelbauten von je tausend Metern Basisdurchmesser und 300 Metern Höhe. Subplanetarisch umfasste der Komplex jedoch 20 Hauptetagen, die sich über eine Fläche von fast 50 Kilometern Durchmesser ausdehnten. Den Großteil der Anlagen bildeten Aggregate wie Hoch- und Hyperenergie-Beschleuniger, Energiewahdler sowie diverse Typen von Kraftfeld-Generatoren und -Projektoren.
Die eigentlichen Labors der Wissenschaftler waren in den Jahren 1312 bis 1320 NGZ massiv ausgebaut worden und umfassten sämtliche Bereiche von der Materialforschung bis hin zu den unterschiedlichsten Fachgebieten der Hyperphysik, Transitions-, Halbraum-, Paratronund UHF-Technologie sowie auch der Pararealistik. Im Schnitt arbeiteten bis zu 20.000 Personen im Forschungszentrum, manche nur kurz, andere an längerfristigeren Projekten.
Einer der Kuppelbauten diente ausschließlich der Unterbringung und Entspannung - gewissermaßen ein First-Class-Hotel samt Restaurants und Freizeiteinrichtungen für das Personal.
Volcan-Center selbst war Anfang 1313 NGZ im Forschungszentrum Merkur-Alpha eingerichtet und zunächst vom Chefwissenschaftler der LEIF ERIKSSON Humphrey „Blue" Parrot und seinem Assistenten Sackx Prakma geleitet worden, unterstützt vom weißen Haluter Bio Rakane. Nach Myles' Rückkehr mit der SOL war ihm die Leitung übertragen worden. Während Bio Rakane schließlich mit der SOL nach Hangay aufgebrochen war, gehörten Icho Tolot sowie der von dem USO-Flaggschiff TRAJAN abkommandierte Attaca Meganon inzwischen ebenfalls zum Wissenschaftlerstab auf Merkur, der insgesamt aus etwa 10.000 hoch qualifizierten Fachleuten bestand, die zusätzlich zu denen des übrigen Forschungszentrums in dem Komplex untergebracht worden waren. „Koordinierungszentrale zur Erforschung des Hyperphysikalischen Widerstands" - so lautete die offizielle Bezeichnung der Anlage. Angesichts dieses Wortungetüms sprachen die meisten Wissenschaftler aber nur von Volcan-Center oder kurz Volcan. Diese Bezeichnung mutete gleich in mehrfacher Hinsicht ironisch an. Sie war einerseits angelehnt an die Höllentemperaturen auf dem Merkur, aber auch an den Ausspruch Nous dansons sur un volcan des französischen Diplomaten Salvandy. Über NATHAN bestand eine Verbindung zu den wichtigsten Instituten und Universitäten, etwa der von Terrania und auch zum Waringer-Institut, doch Myles hatte sich aus mehreren Gründen entschlossen, sich persönlich zur Erde zu begeben. Und da der Transmitterverkehr seit der Hyperlmpedanz noch immer nicht risikolos gewährleistet war, war der Flug mit dem Pendlerschiff unumgänglich. Wenigstens verkehrten die Kleinraumer jetzt wieder mehrmals täglich. Zu Beginn der Hyperimpedanz-Erhöhung war die Verbindung zwischen der Erde und dem Merkur kurzfristig abgerissen, und das Forschungszentrum war eine Weile auf sich allein gestellt gewesen. GÖTTERBOTE, das biopositronisch syntronische Hybrid-Netzwerk des Zentrums - so genannt in Anlehnung an den Beinamen des mythologischen Merkur -, hatte abgeschaltet und ohne den
Weitere Kostenlose Bücher