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228 - Crows Schatten

228 - Crows Schatten

Titel: 228 - Crows Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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diesen Augenblick.
    Abwechselnd blickten sie durch das Nachtglas und beobachteten schweigend, wie die Maschine und ihr Fahrer näher kamen. »Er scheint allein zurückzukommen«, sagte der WCA-Mann. »Auch sein Beiwagen ist leer.« Er reichte das Nachtsichtglas an Ozzie weiter.
    »Erledigen wir ihn gleich hier«, schlug einer der Männer vor. »Dann macht schon einer weniger Ärger, wenn es heute Nacht losgeht.«
    »Ohne ausdrücklichen Befehl des Captains wird niemand erledigt«, knurrte der WCA-Mann.
    »Komisch irgendwie«, sagte Ozzie, während er durch das Nachtglas spähte. »Irgendwie komisch, wie der Motherfucker da auf seiner Maschine hängt, findet ihr nicht?« Alle sahen sie noch einmal durch das Glas, und alle fanden sie, dass Ozzie recht hatte: Rev’rend Sweat – inzwischen bestand kein Zweifel mehr, dass er der Fahrer des Dreirads war – lag mehr auf seiner Maschine, als dass er darauf saß.
    Zwanzig oder dreißig Meter vor dem Nordtor würgte der Rev’rend sein Motorrad ab. Auch der Scheinwerfer erlosch. »Was ist los mit Ihnen, Rev’rend?«, rief der WCA-Mann über die Zinnen hinweg von der Mauer hinunter. Mehr als ein Stöhnen war nicht zu hören. Dann fiel der Rev’rend aus dem Sattel und schlug hart am Boden auf. Und dann stöhnte er noch einmal.
    »Hey, Rev’rend!« Der WCA-Mann richtete eine Stablampe nach unten auf die Maschine. »Alles in Ordnung?«
    Der Lichtstrahl erfasste den Mann. Er lag auf dem Bauch und versuchte sich auf den Knien aufzurichten. Der Rückenteil seines schwarzen Lederponchos war zerfetzt und blutverschmiert, sein Stahlhelm verrußt.
    »Den hat’s mächtig erwischt«, kicherte Ozzie.
    »Wir sollten ihm helfen«, sagte ein anderer. »Holen wir ihn rein.«
    »Bist du bescheuert?«, fuhr Ozzie den Mann an. »Da draußen vor dem Tor liegt er genau richtig, der verdammte Motherfucker!«
    »Stimmt«, knurrte der WCA-Mann. »Je weniger Rev’rends im Morgengrauen in der Stadt sein werden, desto besser. Außerdem passiert hier gar nichts ohne den Captain.«
    Sie beobachteten, wie Rev’rend Sweat sich auf Ellenbogen und Knien dem Tor entgegen schob. Für jeden Meter brauchte er fünf Minuten und länger.
    »Der macht’s nicht mehr lang«, sagte einer der Männer.
    »Ist nicht schlimm.« Ozzie leerte Tabak auf ein Stück Papier. »Kommt ja in den Himmel.«
    Ein paar Minuten später näherten sich Schritte innerhalb der Mauer. Peewee und Christie Calypso stiegen die Wendeltreppe zum Tor hinauf. »Rev’rend Sweat.« Der WCA-Mann reichte dem Captain das Nachtsichtglas. »Er ist schwer verletzt, wie es aussieht.« Der Soldat richtete den Lichtbalken seiner Stablampe auf den Rev’rend unterhalb der Mauer. Noch zehn oder zwölf Schritte trennten den Stahlhelmträger vom Tor. Deutlich hörte man ihn stöhnen.
    Christie Calypso beobachtete ihn eine Zeitlang. »Der ist ja völlig am Ende«, sagte er schließlich. »Schnappen wir ihn uns.«
    »Du willst ihn in die Stadt holen?« Ozzie streute Krümelchen einer duftenden Substanz über den Tabak. »Hat Mr. Black nicht befohlen, den Rev’rends auf keinen Fall das fuck Tor zu öffnen, falls sie zurückkehren?«
    »Schon«, bestätigte Christie Calypso. »Doch da ging er von kampffähigen Feinden aus.« Der Leibgardist der Präsidentin deutete nach unten. »Dieser da kann nicht einmal mehr kriechen. Wir pflücken ihn und haben einen wertvollen Gefangenen. So einfach ist das.«
    Peewee kicherte. »Stimmt! Holen wir uns den frommen Knaben!«
    Alle stiegen sie über die Wendeltreppe vom Wehrturm zur Straße hinunter und gingen zum Tor; acht Männer und ein Mädchen. Sie lösten die Riegel, zogen einen Torflügel auf und gingen die paar Schritte zu dem reglos und stöhnend im Staub liegenden Verletzten. Zwei der Männer steuerte direkt seine Maschine an, um sie sich unter den Nagel zu reißen.
    Peewee kramte ein Feuerzeug aus der Tasche und ließ die Flamme herausspringen. Ozzie hielt seine Tüte hinein und saugte. Christie Calypso bückte sich nach dem Rev’rend, um ihn auf den Rücken zu drehen. Etwas Dürres, Klauenartiges schlang sich um seinen rechten Stiefel und riss ihn um. Peewee sah es und war starr vor Schreck.
    Auf einmal krachte ein Schuss, dann erhellte blendendes Licht die Nacht vor dem Nordtor, und neben Peewee brach Ozzie zusammen. Sie drehte sich um und rannte schreiend los.
    Hinter ihr brüllten die Männer, zuckten Blitze, krachten Schüsse. Nur sechs Schritte waren es bis zum halboffenen Tor, doch nach dreien fuhr

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