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228 - Crows Schatten

228 - Crows Schatten

Titel: 228 - Crows Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Sitzbank auf und ab zu springen.
    Das Mädchen glitt aus Rev’rend Fires Armen zurück auf die Bank. Die Arme des jungen Rev’rends fielen schlaff nach unten. Er seufzte tief, knickte in den Knien ein und kippte nach hinten. Rücklings schlug er zu Rev’rend Rocks Füßen auf dem Kapellenboden auf. In seiner Kehle klaffte ein Spalt. Blutige Bläschen bildeten sich dort, und gurgelnd entwich dem blonden Gottesmann der letzte Atemzug. Dann schoss ein Blutschwall aus dem Spalt, und Rev’rend Fires Körper streckte sich und erschlaffte.
    Rev’rend Rock starrte auf den Toten zu seinen Füßen und konnte es nicht glauben. Er hob den Blick. Die Kinder standen reglos auf dem Gestühl und musterten ihn aus irgendwie glühenden Augen. Etwas Metallenes blitzte am linken Zeigefinger des kleinen Mädchens. Rev’rend Rock blinzelte und sah genauer hin, konnte aber nur einen blutigen Fingernagel erkennen.
    Einer der Zwillinge sprang von der Bank. Keine Sekunde ließ er Rock aus den Augen, während er einen Bogen um den Toten schlug und sich dem Rev’rend von rechts näherte.
    Der zweite Zwilling sprang nun ebenfalls von der Bank, er näherte sich dem dicken Rev’rend von links. Das kleine Mädchen blieb auf der Bank stehen, ging aber langsam in die Knie. Es zog die Lippen ein wenig hoch, sodass der Rev’rend seine Zähnchen sehen konnte. Das verstärkte den aggressiven, animalischen Ausdruck des kindlichen Gesichtes. Auf leisen Sohlen schlichen von rechts und links die kleinen Zwillingsbrüder heran.
    Perlen kalten Schweißes lösten sich aus dem Ansatz von Rev’rend Rocks Lockenpracht. Sie traten ihm auf die Stirn, strömten ihm in die Augen und über die Wangen. Sein Herz galoppierte plötzlich in seinem Brustkorb herum wie ein panisches Fohlen, das einen Ausgang suchte. »Also gut…«, sagte der Rev’rend mit brechender Stimme. »Eine Geschichte noch…« Mit dem Handrücken wischte er sich die Augen aus. »Von mir aus.« Er wollte zurückweichen, doch hinter ihm stand der Altar. »Aber dann ist endgültig Schluss…«
    Im diesem Augenblick sprang das kleine Mädchen ab. Über zwei Meter weit flog es aus dem Stand durch die Luft, prallte gegen Rev’rend Rocks Brustkorb und krallte sich in seinem Haar fest. Der massige Körper des Gotteskriegers bog sich nach hinten über den Altar. Er riss den Mund auf und wollte schreien, doch etwas Spitzes, Klauenartiges verstopfte ihm die Kehle.
    ***
    Seit zwei Stunden war es dunkel. Sie standen auf der Mauer über dem Nordtor und rauchten. Peewee sah das Licht zuerst. »Ein Scheinwerfer«, sagte sie, hustete und reichte die qualmende Tüte an Ozzie weiter.
    Der sog daran und blies genüsslich den Rauch in die Nachtluft. »Ich höre Motorengeräusch«, sagte er. Der Mann neben ihm schnarchte.
    Die vier Waashtoner Männer vor dem Wehrturm unterbrachen ihr Würfelspiel. Der einzige Soldat der Bunkerstreitkräfte, der sich auf dem Nordtor aufhielt, stand auf, packte sein Nachtsichtglas aus und spähte dorthin, wo ein Lichtschein rasch größer wurde und von wo Motorenlärm anschwoll. »Ein Motorrad«, sagte er. »Ein Dreirad mit Beiwagen. Das kann nur einer der Fanatiker sein.«
    »Ich hole Calypso!« Peewee sprang auf, lief zum Wehrturm und verschwand in der Dunkelheit des Wendeltreppenabgangs. Kurz darauf hörte man ihre raschen Schritte unten auf der Straße sich Richtung Süden entfernen. Christie Calypso hielt sich in der Gegend des Westtores auf.
    Der Mann neben Ozzie hörte auf zu schnarchen und öffnete die Augen. Ozzie reichte ihm die Tüte, stand auf und ging zu dem WCA-Soldaten. »Lass mich auch mal durch dein tolles Fernglas gucken.« Schweigend reichte der Uniformierte dem Jungen die Nachtsichtgläser.
    Ozzie spähte hindurch. Das Motorrad kam rasch näher. Deutlich sah er bereits die Umrisse des Fahrers im Sattel. Nicht lange danach glaubte er die Kopfbedeckung des Fahrers zu erkennen. »Der Scheißkerl hat ‘n Stahlhelm auf. Das muss dieser Rev’rend Sweat sein.« Er gab dem Soldaten das Glas zurück. Der sah erneut hindurch und bestätigte Ozzies Beobachtung.
    Alle, die auf der Mauer über dem Nordtor und in seiner Umgebung Wachdienst schoben, versammelten sich nach und nach um Ozzie und den WCA-Soldaten, fünf Männer insgesamt. Alle waren sie in die Pläne für den bevorstehenden Kampf gegen die Rev’rends und ihre Gottesstaat-Enklave eingeweiht. Sie wussten, dass im Morgengrauen der Hohe Richter Mr. Black das Zeichen zum Angriff geben würde. Sie brannten auf

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