2281 - Sturm auf Tan-Jamondi
einen Lichtblitz wahr. Ein harter Schlag traf den Gleiter, sodass Lyressea aus dem Schlaf gerissen wurde. „Verdammt!"
Wir saßen ganz schön in der Tinte. Zweihundert Meter voraus steckte in einem Seitenkorridor der Gegner, der uns unter Beschuss nahm. Der Trakenkode-Funk nahm gleichzeitig Meldungen einer Kampfeinheit auf, die sich ein Stück weiter hinten verschanzt hatte. „Es sind die Shoziden, die uns unter Feuer nehmen", sagte ich. „Wenn es irgendwie geht, sollten wir uns zu erkennen geben."
„Es geht nicht", keuchte die Schildwache. Sie schwankte zum Pilotensitz, klammerte sich mühsam an dem Gestell fest. Mit geschlossenen Augen versuchte sie sich zu konzentrieren.
Ich öffnete die winzige Notfallbox am Gürtel meines Einsatzanzugs und zog eine Lutschtablette hervor. „Nimm das, es ist ein Tranquilizer."
„Nein. Dann geht es vermutlich gar nicht mehr."
Fassungslos sah ich zu, wie ihr Körper seine Konturen verlor, sich in eine gasförmige Säule verwandelte, die innerhalb weniger Augenblicke im Wind verwehte.
Wieder schlugen zwei Energiestrahlen gegen den Gleiter und brachten den Schutzschirm zum Glühen, den die Automatik errichtet hatte. „Die Steuerung reagiert nur, wenn auch tatsächlich ein Kybb-Trake auf dem Gestell sitzt", murmelte die Schildwache.
Aus dem Nichts ragte plötzlich ein robotischer Arm, an dem ein Stück Oberkörper mit dem Stachelkleid hing. Beides verschwand wieder. Dafür erschien der andere Arm, aber die Greifhand fehlte. „Es geht, du schaffst das, Eins-Katalog!"
Ein Schlag traf den Gleiter und warf ihn aus der Bahn. Er streifte die linke Wand des Korridors, berührte dann den Boden und sprang wie ein flacher Kiesel über das Wasser. Die nächsten Schüsse der Shoziden gingen daneben. „Bei allen Teufeln der Milchstraße, wieso fragen die sich nicht, warum der Gleiter das Feuer nicht erwidert?"
Lyressea verlor durch den Schlag das Gleichgewicht. Ich sah sie nicht, hütete mich auch, in das Feld zu greifen, das ihre Verwandlung erzeugte. Ich sah es nur am Armstumpf, der einen Bogen nach unten beschrieb und anklagend nach oben zeigte.
Ein Blinzeln mit den Lidern und ein erneuter Blick reichten der Schildwache aus, den Vorgang zu beenden. Am Boden lag Ganv Tekrax. Er stemmte sich mühsam hoch, kroch zum Gestell und nahm Platz. Die Greif Werkzeuge der Armprothesen nahmen mehrere Einstellungen an der Steuerkonsole vor.
Die Fluglage des Gleiters stabilisierte sich. Der Kybb-Trake löste zweimal das Bordgeschütz aus. Die Strahlen schlugen in die Wand neben dem Seitenkorridor ein und trieben die Shoziden zurück. Das Antriebsaggregat heulte auf. Irgendwo knallte es. Aus ein paar Ritzen am Boden drang bläulicher Rauch. Die Lautsprecher gaben unverständliche Worte in Trakenkode von sich.
Lyressea fluchte in Jamisch. Sie konnte sich ebenfalls keinen Reim darauf machen. „Festhalten!", zischte sie.
Der Gleiter erreichte die Stellungen der Kybb. Die Stacheligen waren über das Fahrzeug und sein Ziel informiert. Die Waffen im Anschlag, sahen sie uns entgegen.
Im letztmöglichen Augenblick vollführte die Schildwache eine Vollbremsung. Der Gleiter legte sich steil nach links, raste zwischen die Kybb hinein und schleuderte sie zur Seite. Dumpfe Schläge an der Unterseite des Fahrzeugs kündeten vom Ende der Soldaten, die sich unmittelbar darunter befanden. „Nicht dass ihr glaubt, es würde mir Spaß machen", murmelte Ganv Tekrax.
Wieder nahm er mehrere Schaltungen vor. Ein Triebwerk jaulte auf. Der Gleiter streifte die rechte Wand, drehte sich erst um hundertachtzig Grad und raste zurück.
Die letzten Kybb fielen. Weit hinten, wo der Seitenkorridor mit den Shoziden lag, tauchten die ersten Kämpfer Rorkhetes auf. Diesmal verzichteten sie darauf, den Gleiter unter Feuer zu nehmen. „Atlan, komm her!", keuchte Lyressea. „Der Sensor hier löst das Buggeschütz aus, der da das Heckgeschütz. Dieses Feld funktioniert wie ein Touchpad. Ziehe mit der Kralle eine Spur nach vorn, beschleunigt der Gleiter. Nach hinten wird er langsamer. Nach links biegt er links ab, nach rechts rechts ab. Der Schirm ist auf Volllast, Aus-Schalter das da..."
Während Ganv Tekrax die letzten Worte sprach, kippte er nach hinten vom Gestell. Ich fing ihn auf, bettete ihn mühsam in den Mittelgang. „Ich beeile mich!"
Ganv Tekrax starb zum zweiten Mal, jetzt aber endgültig. Dort, wo seine Prothesen in den Schultern steckten, entdeckte ich Blut. Dann lösten sich die Prothesen auf, ebenso der
Weitere Kostenlose Bücher