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2282 - Der Traum des Thort

Titel: 2282 - Der Traum des Thort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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machen, aber darüber hinaus erinnerte die Größe unserer Flotte in der Tat eher an eine Okkupation. Mit dem Einfiug ins Wegasystem hatte ich mich in eine rechtliche Grauzone begeben, die bestenfalls mit den Notstandsgesetzen der Liga zu rechtfertigen war. Ich hatte darauf gesetzt, dass Ferrol es sich gar nicht erlauben konnte, die terranische Heimatflotte aus seinem System zu weisen. „Selbst die edelsten Grundsätze gehen eines Tages über Bord." So wäre wohl Atlans Kommentar dazu ausgefallen. „In dir kommt das Barbarenblut zum Vorschein, Perry.
    Alles andere war Zivilisationstünche."
    Ich brauchte nun dringend eine einvernehmliche Regelung mit dem Thort und dem Ministerrat. Dabei scheiterte ich schon an Keleshs Vorzimmer. Ich wurde hingehalten und immer wieder von neuem vertröstet. Als hätten die Ferronen den selbst ernannten Verwalter eines unbekannten Hinterwäldlerplaneten vor sich und nicht den Residenten von Terra.
    Der Thort ignorierte meine Bemühungen. Oder wusste er gar nichts davon? „Er lässt sich verleugnen?" Beim sechsten oder siebten vergeblichen Kontaktversuch wurde ich lauter. „Wenn Kelesh es nicht für nötig hält, mit mir zu reden, dann soll er das offen sagen."
    „Ich bedauere wirklich sehr, Perry. Aber Thort Kelesh wird von einer permanenten Sitzung des Ministerrats beansprucht. Die Bedrohung..."
    „Was ich zu sagen habe, betrifft Ferrol!", entgegnete ich harsch. „Eine verfahrene Situation ist entstanden, in der wir uns einigen müssen ..."
    „Die Minister sehen das anders. Ohne die Terraner, sagen sie, existiert für uns keine Bedrohung."
    „Das meinen sie nicht ernst?" Entgeistert schaute ich die Frau an, die meinem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, standhielt. „Ich verlange eine Unterredung mit Thort Kelesh oder dem Ministerrat. Das liegt im Interesse von Ferrol."
    „War es auch im Interesse von Ferrol, als du mit deiner Flotte eingeflogen bist?", fragte sie scharf und unterbrach die Verbindung.
    Ungläubig blickte ich auf das wesenlose Nachflimmern im Hologramm. Unter anderen Umständen hätte mir die Art dieser Ferronin Respekt abgenötigt, aber momentan war sie für mich nur ärgerlich. Am meisten ärgerte mich jedoch die eigene Ohnmacht. Was ich auch unternahm, es war falsch.
    Stunden vergingen.
    Vergeblich wartete ich darauf, dass sich Thort Kelesh meldete. Er dachte nicht daran.
    Womöglich igelte er sich in seinem Palast ein, um im Ernstfall den Terranern die Schuld zuschieben zu können. Ich musste verrückt gewesen sein, diese Entwicklung nicht vorher bedacht zu haben. Längst hatte ich nicht nur die Verantwortung für Terra zu tragen, sondern ebenso für das Wegasystem.
    Wenigstens liefen die Umrüstarbeiten auf den ersten PONTON-Tendern .an. Aber deshalb war noch nicht ein einziges Dissonanz-Geschütz installiert, es handelte sich nur um die nötigen Vorarbeiten. Ein Lichtblick immerhin. Auf gewisse Weise erschrak ich über mich selbst. War es wirklich gerechtfertigt, die Entwicklung weitreichender Waffensysteme als Lichtblick zu bezeichnen? Das prophezeite Jahrtausend der Kriege spukte mir durch den Kopf. Wenn es möglich war, dieses Jahrtausend mit Waffengewalt zu unterbinden, dann würde ich das tun. Oder schaffte ich damit gerade die Voraussetzungen?
    Keine Antwort aus Jamondi.
    Auch keine Meldung von den Schiffen, die zum Solsystem aufgebrochen waren. Im schlimmsten Fall waren sie den Kybb-Titanen zum Opfer gefallen, und Gon-Orbhon fühlte sich provoziert. Dann allerdings würden wir nicht mehr lange in Ungewissheit warten müssen.
    Ich fraß die Überlegungen in mich hinein. Nicht einmal mit Michael konnte ich sie teilen, denn aus Sicht der USO stellten sich die Probleme anders dar.
    An Bord war der 31. März angebrochen, aber über den Roten Palast von Thorta senkte sich die Nacht herab. Zehn Stunden lang hatte Thort Kelesh Zeit gehabt, sich mit mir in Verbindung zu setzen, nun würde er es wohl nicht mehr tun.
    Unentwegt lauschten die Ortungen unserer Schiffe in den Raum hinaus.
    Nichts! Es schien, als gäbe es nichts außerhalb des Wegasystems, was des Beobachtens wert gewesen wäre. Nur eine Front von Störgeräuschen rollte heran. Irgendwo in der Nähe tobte ein Hypersturm, keiner von den besonders eindrucksvollen, doch seine Ausläufer waren deutlich genug.
    Ich gönnte mir einige Stunden Schlaf.
    Als ich aufwachte, fühlte ich mich nicht besser als zuvor. Aber vielleicht sorgte ich mich wirklich vergebens, denn immerhin hatte mich kein Alarm

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