2282 - Der Traum des Thort
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„Die Entscheidung wird hier und jetzt gefällt!", brauste Mühlar auf. „Sie duldet keinen Aufschub."
„Was du Entscheidung nennst, steht doch für euch schon lange fest. Wer ist noch dabei?
Sag mir die Namen!"
„Und wennschon ..." Mühlar lachte schallend. „Leider bewahrheitet sich, was jeder von uns nach dem Tod deines Vaters befürchtet hat: Du bist zu jung für einen echten Thort.
Nur wenn wir zusammenarbeiten ..."
Kelesh hörte nicht mehr hin, was sein Gegenüber sagte. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Manches war ihm in den vergangenen Monaten seltsam erschienen. Auf Anhieb entsann er sich mehrerer Zwischenfälle, die ihn auf Konfrontation zum Ministerrat gebracht hatten. Mühlar als treibende Kraft im Hintergrund, der gierig die Hände nach dem Amt des Thort ausstreckte, das erklärte vieles. „Ich hätte Rhodan wahrscheinlich gebeten, nach einer Alternative zu suchen und Ferrol aus seinen Plänen herauszulassen", betonte Kelesh. „Auch wenn ich immer wieder als Terraner bezeichnet werde ..."
„„Du kannst nun mal ihr Erbgut nicht leugnen." Tormasch grinste respektlos. „... bin ich ihnen keineswegs hörig", fuhr Kelesh ungerührt fort. „Wenn ich allerdings erkenne, wie ihr beide Macht ausübt, dann schäme ich mich beinahe, ein Ferrone zu sein."
„Alles halb so schlimm", platzte Tormasch erneut heraus. „Sieh es pragmatisch, Junge."
„Es ist angebracht, mich nicht mit Junge anzureden, sondern mit dem Titel des Thort", wies Kelesh den Minister zurecht. „Was sind schon dreiunddreißig Jahre? Du wirst sehen, Kelesh, Erfahrungen sammelst du erst mit achtzig oder neunzig, sobald der Datenberg deiner Erklärungen und Vordrucke ..."
„Schluss damit!" Der Thort machte eine unmissverständliche Handbewegung. „Ich werde dem Rat empfehlen, Rhodans Ansinnen zuzustimmen. Euch beiden lege ich nahe, das Amt abzugeben. Nur in dem Fall verzichte ich auf eine Strafverfolgung."
„Wie gnädig." Mühlar grinste schräg. Mit zwei schnellen Schritten ging er auf den Thort zu und umklammerte dessen Oberarme. „Du bist das autokratische Oberhaupt. Es ist deine Aufgabe, den Ferronen Wohlstand zu sichern und sie aus der großen galaktischen Politik herauszuhalten. Wir sind doch nur kleine Fische im großen galaktischen Haifischbecken. So hat es dein Vater vor über einem Jahrzehnt nach einer langen Konferenz mit Reginald Bull ausgedrückt. - Schick Rhodan und seine Flotte fort!"
„Und wenn das neue Waffensystem wirkungsvoll ist? Wäre es nicht doch besser, dass wir es uns nicht mit den Terranern verderben? Sie können uns vor den Kybb beschützen."
„Es geht nicht nur um die Kybb!", fauchte Mühlar. „Begreifst du nicht? Wir müssen Stärke beweisen, denn die Macht in der Galaxis wird über kurz oder lang neu aufgeteilt werden. Die Feinde der Terraner sind die Freunde Gon-Orbhons."
„... und der womöglich unbesiegbaren Kybb-Titanen", fügte Tormasch hinzu.
Keleshs tief liegende Augen weiteten sich ungläubig. „So einfach ist das für euch?"
„So einfach", bestätigte Mühlar. Endlich löste er seinen Griff um die Arme des Thort wieder und trat einen Schritt zurück. „Jeder Baum biegt sich mit dem Wind, denn wenn er das nicht tut, bricht er."
„Nein!", sagte Kelesh bestimmt. „Ich habe meine Entscheidung getroffen, und ich werde den Rat entsprechend informieren!"
„Dann tut es mir Leid." Mühlar hielt plötzlich einen kleinen Thermostrahler in der Hand.
Der Abstrahlpol flimmerte. „Wir verlassen gemeinsam dein Büro, Kelesh ..." .„Und dann?"
„Ein verdächtiges Wort oder eine falsche Geste zu irgendwem, Junge, und ich drücke ab!" Mühlar deutete mit der Waffe zu Tür. „Geh jetzt!"
„Du kannst mich nicht mehr laufen lassen, oder? Selbst wenn du es wolltest, es geht nicht mehr." Schweigen. „Was habt ihr vor? Ein Unfall - oder wie bei Rhodan eine kleine Detonation?"
„Sei still!", fauchte Tormasch. Er stieß den Thort einfach vorwärts.
Kelesh taumelte mehrere Schritte weit, dann blieb er wieder stehen. „Geht es euch um Ferrol oder um die eigene Macht?", fragte er zögernd.
Tormasch rammte dem Thort erneut seine Faust in die Seite - im nächsten Moment schrie er dumpf auf. Der dürre, geradezu schmächtig wirkende Kelesh hatte sich mit einer blitzschnellen Bewegung zur Seite gedreht, ihn unter den Achseln gepackt und mit einem jähen Ruck in die Höhe gehoben.
Bevor Tormasch' reagieren konnte, stürzte er. Das war der Moment, in dem Mühlar
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