2283 - Zwielichtklingen
SYSTEM, obwohl du morgen schon Dymyr angreifen wirst. Dann Oaghonyr und so weiter. Wo ist die Grenze, Mamor? Wann bist du zufrieden? Wirst du es überhaupt jemals sein?"
„Denk nicht über Dinge nach, die du doch nicht verstehst", wies er sie schroff ab. „Du kannst mich nicht daran hindern. Jemand muss dir die Wahrheit sagen. Du willst ein Kind von mir, einen Sohn, einen Nachfolger." Sie lachte rau. „Der Sohn eines Gottes, Mamor? Und wenn ich ihn dir gebäre, ist damit meine Schuldigkeit getan? Wirst du dann auch mich von dir stoßen, so wie alle anderen, die dir einmal wichtig waren? Wie Han Orrwisch?"
Er antwortete nicht. „Gegen wen willst du noch kämpfen?", fragte sie weiter. „Das SYSTEM besteht nur noch dem Namen nach. Du wirst Dymyr einnehmen und eine Galaxis beherrschen. Es gibt keine Gegner mehr, außer der Faust."
„Und ihren vielen Anhängern", knurrte er. „Richtig, er hat fast ebensolchen Zulauf wie du. Aber woran liegt das? Jetzt sag nicht wieder, weil er so sei wie du. Vielleicht stimmt es sogar. Aber gerade dann solltest du mit ihm verhandeln können, von Mann zu Mann - falls er ein Mann ist."
Er starrte sie an. „Du weißt, dass ich Recht habe", ereiferte sie sich. „Du hast das SYSTEM geschlagen. Es gibt nichts mehr, gegen das die Unzufriedenen rebellieren könnten. Die Dinge haben sich verlagert. Es geht nicht mehr darum, wie ARCHETIMS Friede zu erhalten ist."
„Dann sag mir, worum es wirklich geht."
„Das weißt du besser als jeder andere. Es geht um ARCHETIM selbst! Stell dich nicht dumm, Mamor!"
„Vorsicht!", warnte er sie. „Du darfst mir als Einzige Dinge sagen, für die andere meine Klingen kosten würden. Aber auch für dich gibt es eine Grenze."
„Ach ja?" Sie lachte schrill. „Tatsächlich? Wer soll dir deinen Sohn gebären, wenn du mich tötest? Nein, Mamor. Ich sage dir, was ich denke. Ich denke, dass es in Phariske-Erigon nur noch solche gibt, die an ARCHETIM glauben, und jene, die das nicht tun. Die, die ihn für tot halten, haben sich auf deine Seite geschlagen, trotz der Angst, die sie vor einem Schlächter haben, der eine breite Blutspur durch die Galaxis gezogen hat. Vor einem ... zornigen Gott."
„Weiter", sagte er. „Deine Anhänger sind weit in der Überzahl. Ich weiß nicht, ob das ein Segen oder ein Fluch für die Schohaaken und die anderen Völker ist." Sie holte Luft. „Auf der anderen Seite steht ARCHETIMS Faust. Um sie sammeln sich all die, die noch an ARCHETIM glauben - für das, was er ihnen gebracht hat, und an ihn selbst. Daran, dass er lebt und zurückkommen wird. Wenn du gegen die Faust kämpfst, kämpfst du ... gegen AR-CHETIM!"
„Du verstehst es nicht", sagte er, plötzlich müde. „Nein, natürlich nicht. Wer versteht schon einen Gott? Aber ich weiß, dass es dir nicht mehr um irgendwelche Ideale geht. Du bist verliebt in die Gewalt, Mamor! Gewalt und Macht! Und seitdem du diese fürchterlichen Klingen hast, ist es noch schlimmer geworden. Merkst du nicht, wie sie dich beherrschen?"
„Jetzt", sagte er, „ist es genug."
„Ja, natürlich. Ich werde dir deinen Sohn schenken, und bis es so weit ist, wird weiterhin Blut fließen. Aber eines musst du dich fragen, Mamor: Was wirst du tun, wenn du die Faust gefunden und ebenfalls besiegt hast? Gegen wen wirst du dann noch kämpfen wollen? Wer bleibt dann noch?"
Er sah ihr in die Augen, kalt, äußerlich beherrscht. Sie hielt seinem Blick eine Minute lang stand. Dann wandte sie sich ab, stand auf und nahm ihre Kleider.
Ihre letzte Frage aber stand noch im Raum. Mamor Ir'kham, der Dunkle Feldherr, der Sieger, brauchte sie nicht laut zu beantworten.
Die Antwort kannten sie beide.
Am nächsten Tag griff er Dymyr-Gro an.
Das SYSTEM leistete keinen Widerstand. Es schickte ihm keine Flotten entgegen, denn es besaß keine mehr. Die wenigen Schiffe, die noch im Dymyr-System kreisten, ergaben sich und schlössen sich dem neuen Führer an. Der Dunkle Feldherr gewann diese Schlacht ohne Blutvergießen.
Er verkündete das Ende des SYSTEMS über sämtliche Hyperkanäle, die ihm zur Verfügung standen, und hielt eine Brandrede, in welcher er nochmals ARCHETIMS Tod erklärte und die geheimnisvolle Faust zur Kapitulation aufforderte. Er würde deren Anhänger schonen, wenn der Anführer sich stellte, und versprach „Frieden durch Kontrolle" für Phariske-Erigon.
Die Alternative hieß Krieg bis zum letzten Blutstropfen.
Natürlich reagierte ARCHETIMS Faust nicht auf dieses „Angebot". Ir'kham
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