Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
einem artigen „Küss die Hand, g'schamster Diener!"
    Dann kamen sie zum Streichelzoo. Hier legten alle Hand an. Kritisch beäugt von Sirene, der die kleine Menagerie besonders am Herzen lag, verfrachteten sie die Tiere zu ihren Reiseboxen im Schweber Elf.
    Jedem Mitglied des Ensembles waren bestimmte Tiere zugeteilt. Selbstverständlich kümmerten sich Gertraudis und der schweigsame Bühnenmeister, ein Naat, den alle nur „Obacht" riefen, um die schwereren Exemplare und den cholerischen Krokogator. Tunc überwachte den Transport der Schlangen, Liram betreute Nagetiere sowie Geflügel, Matti trug mit herrlich komischer Leidensmiene den inkontinenten Pinguin und so weiter.
    Ashantys Schützling war natürlich Rosina, die pinkfarbene Miniatur-Elefantin mit der Beinprothese - alias Norman. Dass er ebenfalls hatte Maske machen müssen, ertrug der „Überall-Zugleich-Tröter" wacker. Im Steckbrief, den Carlosch Imberlock auf Homer G.
    Adams und Mondra Diamond herausgegeben hatte, war auch deren Haustier erwähnt worden. „Schätzchen, jetzt ist es leider für zwei, drei Tage vorbei mit deinem Dasein als Liebling der Kinder", flüsterte ihm Ashanty ins Schlappohr. „Aber keine Angst, du musst nicht wieder zurück in das enge Kontrabass-Flightcase. Nach Italien reist du erster Klasse; wir haben in Schweber Elf schon ein hübsches Plätzchen für dich hergerichtet."
    Der Klonelefant genoss es, von allen noch einmal ausgiebig betätschelt zu werden. Er streckte freudig seinen Rüssel aus und ... ... trötete nicht. Keinen einzigen Ton brachte er zustande.
    Ashanty atmete tief durch. Aus unerklärlichen Gründen hatte Norman ein Sensorium für Personen entwickelt, die von Gon-Orbhon mental übernommen worden waren. Hätte er trompetet - was er in diesen Fällen offenbar mühelos schaffte -, hätte das bedeutet, dass jemand vom Ensemble im Bann des „Gottes" stand.
    Glücklicherweise war dem nicht so. Homers Spekulation, die Zirkusleute würden für Gon-O einfach einen zu geringen Stellenwert besitzen, erwies sich weiterhin als richtig.
    Nachdem sämtliche Tiere gut untergebracht waren, gruppierten sich die „Fliegenden Rochettes" am Schweber Nummer eins. Matti entriegelte eine Klappe in der Stirnwand. Ein Manual kam zum Vorschein, das nur aus drei Bedienelementen bestand. „Wer darf den roten Knopf drücken?", fragte der Zirkusdirektor. Dabei blickte er wie zufällig zu Ashanty, die begriff, dass der Schluss und Höhepunkt des Rituals bevorstand. „Ashanty Paz!", riefen die Artisten. „Ist das nicht zu viel der Ehre?", fragte sie, erahnend, was der Knopfdruck auslösen würde.
    Matti legte ihr väterlich den Arm um die Schultern. „Es gebührt dir - denn du bist eine von uns geworden."
    „Na schön. Abermals danke, liebe Freunde."
    Matti legte den grünen Hebel um und presste seinen Daumen auf die gelbe Kontaktfläche. „Uuuuuuuuuuuuuuuund", jaulte die Truppe, im Ton immer höher werdend, „... jetzt!"
    Ashanty drückte fest auf den Knopf, dann drehte sie sich um.
    Das Zelt begann sich zu demontieren. Die Stützen knickten ab und fuhren hydraulisch ein, die Planen rollten sich auf, die Sitzbänke, Podeste und Absperrungen falteten sich zusammen. Nach wenigen Minuten waren nur noch verschieden große Container übrig, die einer nach dem anderen in den Schwebern Sechs bis Zehn verschwanden. „Selbst konstruiert", raunte Matti mit hörbarem Stolz. „Unter Verwendung handelsüblicher Module, versteht sich, aber das Gesamtdesign stammt von mir."
    Na, hoffentlich funktionieren die Krakatoa-Sonden ebenso wie am Schnürchen!
    Ashanty sprach ihre Gedanken nicht aus; sie wollte den Zauber des Augenblicks nicht zerstören.
    Noch waren Neapel, der Vesuv und Gon-Os Bastion weit, weit entfernt. „Meine sehr verehrten Damen und Herren Künstlerinnen und Künstler", sagte Matti feierlich, „damit ist unser Aufenthalt in Wien,Geschichte. Das Ziel des Circus Rochette liegt südlich, im Land - wie Goethe schrieb -, wo die Zitronen blühen. Zu neuen Ufern!"
    „Zu neuen Ufern!"
    Diesmal johlte Ashanty ganz selbstverständlich mit.
    Zwischenspiel: Spaß im Quarz mit Urbi und Orbhi „Millitron?"
    Mein Herr und Gott steht mit dem Rücken zu mir. Daher antworte ich, wiewohl er sich meiner Anwesenheit bewusst ist: „Zu Diensten."
    „Was hältst du von den Terranern?"
    „Ich bin bisher nur einem begegnet, dem Gefangenen namens Bull." Auch das weiß Gon-Orbhon selbstverständlich, wie er überhaupt über unendlich viel mehr

Weitere Kostenlose Bücher