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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bis heute sind die Kybb eingeschworene Gefolgsleute von uns."
    Er klingt wieder gelassen und souverän. „Wir dürfen jedoch nicht voraussetzen, dass das weiterhin so bleibt, sollte der Integrationsfaktor Kharzani wegfallen. Was in naher Zukunft eintreten wird."
    Die Kybb-Traken glauben an einen Gott der Maschinen, der alles; was war, ist und sein wird, fehlerfrei berechnet, mittels eines Formelwerks, das keinen Zufall und keine Stochastik kennt, nur reine, absolute Wahrheit. Alles durchdringt und beherrscht er, die Zustände aller Energie, die Spins aller Materie, die Interferenzen aller Dimensionen.
    Diesen eher abstrakten Glauben hat Tagg Kharzani gefördert und dabei selbst die Mittlerrolle zwischen den Kybb und ihrem Maschinengott eingenommen. Wenn aber der ehemalige Regent des Arphonie-Sternhaufens stirbt - werden dann die Kybb und damit ihre titanischen Raumschiffe weiterhin so loyal zu Gon-Orbhon stehen? „Wir treffen Vorkehrungen", bestimmt mein Herr und Gott, tatkräftig und unerschütterlich wie eh und je. „Aus dem Groß-Relais sind Splitter vom Leib Satrugars abzuspalten und mit Beibooten zu allen Kybb-Titanen zu befördern."
    Noch während er spricht, erreicht sein mentaler Befehl die Zuständigen. „Der erste der Splitter, die uns die Fokussierung erleichtern, soll zum TITAN-Nullzwei gebracht werden, in dem sich Prim-Direktor Deitz Duarto aufhält, Kharzanis Stellvertreter. Er wird in unserem Namen das Kommando übernehmen, sobald Tagg Kharzani gestorben ist."
    Der Gott Gon-0 hat es nicht nötig, sein Heer lautstark zu kommandieren. Er denkt, und sein Wille geschieht; wie in den Himmeln also auch hier auf der Erde. „Und was den Terraner im Psi-Gefängnis betrifft", sagt er heiter: „Dem werden wir eine kleine Gefälligkeit erweisen ..."
    Zwölfte Attraktion: Feuerwerke 15. April 1333 NGZ 64.
    Als der Tag der Verkündung anbrach und sich Sol für kurze Zeit am Horizont zeigte, fühlte sich Mondra/Ashanty alles andere als ausgeschlafen.
    Bis weit nach Mitternacht hatten sie die Spuren ihrer Anwesenheit in der Lagerhalle getilgt. Für die Miete war Homers letztes Schwarzgeld draufgegangen. Aber wenn dieser Tag nach Wunsch verlief, würde das kein Problem darstellen; und Mattis Finanznöte sollten ebenfalls der Vergangenheit angehören. Wenn. Würde. Sollte.
    Sie gähnte, hielt kurzerhand ihren Kopf unter die Wasserleitung. Hoffentlich haben wir uns nicht zu viel vorgenommen ...
    Einstweilen lief alles nach Plan. Die bei schlechtem Licht durchaus beeindruckenden Kybb-Kostüme, die Sirene in der Rolle der Ordinariats-Assistentin besorgt hatte, hatten ihre Wirkung auf Mario Modesto nicht verfehlt. Auch Liram und Tunc mit der Strahler-Attrappe waren sehr überzeugend gewesen, desgleichen der von Matti, Picco und Obacht im Effekt-Rechner generierte Holo-Imberlock; und Fryzzil hatte Homers Stimme meisterhaft zu der des Propheten verfremdet.
    Zweifellos eine Sternstunde des Theaters.
    Der Mafioso mit den gelben Haaren und den Katzenaugen war völlig zusammengebrochen. Er hatte gar nicht mehr zu reden aufgehört und noch viel mehr ausgeplaudert, als sie an Interna über Carreras und sein Imperium benötigten.
    Sie hatten ihn in der Halle zurückgelassen. Die Betäubung würde mindestens 36 Stunden anhalten. Deswegen brauchte man sich um ihn keine Sorgen zu machen, er war ein kräftiger Bursche.
    Wie der Gewerkschaftsboss, der die Miete eingestrichen hatte, reagieren würde, wenn er Modesto morgen Mittag fand, stand freilich auf einer anderen Folie. Nach den Informationen, die Ashanty Pepis Computer entlockt hatte, waren die Romeros nicht unbedingt gut auf den sympathischen Mario zu sprechen ...
    Nun, eine gewisse Unruhe in der Camorra konnte nicht schaden. Die überwiegend von einer reichlich merkwürdigen Sorte von Terra-Nostalgikern betriebene Geheimorganisation besaß im modernen Neapel zwar längst nicht dieselbe Bedeutung wie vor Jahrtausenden. Aber alles, was die Sicherheitskräfte auf Trab hielt, erleichterte den „Rochettes" einen hoffentlich unbeschadeten Rückzug.
    In Homers Worten: „Es trifft keine Unschuldigen. Außerdem nimmt unser Plan noch ganz andere Kollateralschäden in Kauf. Aber gegen ein Schwert kann man nun mal nicht mit einem Zahnstocher antreten - es sollte wenigstens ein Schweizermesser sein."
    Vor dem Schminkspiegel verwandelte sich Mondra Diamond wieder einmal in Ashanty Paz. Das Frühstück nahm sie im Stehen ein. Um neun Uhr holte ein Gleiter des Ordinariats die

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