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2286 - Triptychon

Titel: 2286 - Triptychon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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direkt in meinem Kopf", flüsterte er. „Er scheint meine Aussage nicht anzuzweifeln."
    Eine Art telepathische Kommunikation, dachte Myles.
    Zwischen den Händen der knienden Statue bildete sich ein Hologramm. Es zeigte einen Querschnitt der Station. Die Zentrale war in hellem Grün hervorgehoben, dann zwei Punkte, offensichtlich Schotten, im oberen Teil von T-ZWEI, sowie ein gewaltiger Komplex tief im Inneren der Station, genau in ihrem Mittelpunkt. „Das ist die Position, von der aus Attaca seine Entdeckung gemeldet hat!", sagte Inshanin verblüfft. „Der technische Kern der Station", erklärte Orren. „Er ist nicht zugänglich."
    „Und was hat es mit den beiden Schotten im oberen Bereich auf sich?"
    „Das sind die Zugänge zu ODAAN und SCHANDAVYE. Der Zentralcomputer hat sie soeben freigeschaltet. Sie sind ab sofort von den oberen Decks von DENYCLE aus zugänglich."
    „ODAAN ..."
    „Ich kenne diese Worte." Snaussenid zögerte kurz. „Odaan bedeutet Hand, Schandavye Auge und Denycle Geist."
    „Dann heißt die Station, die wir als T-ZWEI bezeichnen, in Wahrheit also DENYCLE ... Geist", sagte Inshanin. „Ich bin gespannt, was für Überraschungen Hand und Auge für uns bereithalten ..."
    Myles nickte. „Wird der Zentralcomputer uns auch weiterhin zur Verfügung stehen und Auskunft erteilen?", fragte er Orren. „Ja", antwortete der Schohaake. „Er hat mich als Techniker anerkannt. Genau, wie er euch als Besucher akzeptiert hat."
    „Dann sehen wir uns zuerst den technischen Kern an", entschied Myles, „und dann die Zugänge zu ODAAN und SCHANDAVYE, bevor wir dem Computer weitere Fragen stellen." Falls wir heute noch dazu kommen, fügte er in Gedanken hinzu. Der stundenlange frustrierende Marsch forderte seinen Tribut. Myles fühlte sich erschöpft und ausgelaugt. Und ein müder Geist machte Fehler, müde Augen sahen nur noch verschwommen, und müde Hände griffen daneben.
    Attaca Meganon, Aileen Helsin und Kyran Anteral hatten bereits Untersuchungen vorgenommen, aber kaum etwas in Erfahrung bringen können. Der technische Kern hatte einen Durchmesser von 2,78 Kilometern und wurde scheinbar lückenlos von einem roten Material umschlossen und abgeschirmt, das die Ortungsgeräte nicht durchdringen konnten. Attaca und die beiden anderen hatten mehrere Räume ausfindig gemacht, durch die man zu der Umhüllung selbst vordringen konnte, mehr aber auch nicht. Es gab keine Öffnungen in dem Material, keine Schotten, Portale, Türen. Nichts. „Ich habe doch schon gesagt, dass er nicht zugänglich ist", murrte Orren Snaussenid. „Dazu reichen unsere Kompetenzen als normale Techniker nicht aus."
    „Dann hättest du dich vielleicht als Hochrang-Techniker ausgeben sollen", sagte Inshanin schnippisch. „Dann hätte der Zentralcomputer eine Berechtigung verlangt", erwiderte der Schohaake. „Wir sollten damit zufrieden sein, dass er Orren überhaupt anerkannt hat", warf Myles ein. „Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass wir bereits am ersten Tag unserer Erkundung solche Fortschritte erzielen. Morgen sehen wir uns die beiden Zugänge in dem oberen Deck an. Vielleicht erfahren wir in ODAAN und SCHANDAVYE ja mehr."
    Niemand widersprach. Alle waren erschöpft - und überwältigt von den Eindrücken, die nach einem Monat des untätigen Wartens in den letzten 15 Stunden über sie hereingebrochen waren.
    Vor allem Orren Snaussenid, auf dessen Hilfe bei der Erkundung der Station sie dringend angewiesen waren. „Bleiben wir hier in T-ZWEI - in DENYCLE", korrigierte sich Attaca, „oder kehren wir an Bord der INTRA-LUX zurück?"
    Dort hatten sie ihre Kabinen, die immerhin eine gewisse Bequemlichkeit boten. Doch wenn sich das Portal aus irgendeinem Grund wieder schließen sollte ...
    Myles sah den Schohaaken an. „DENYCLE hat uns akzeptiert", sagte Orren, als habe er die Gedanken des Unsterblichen erraten. „Der Geist weiß nun, dass wir hier sind, und wird uns weiterhin Zutritt gewähren."
    Kantor wusste nicht, woher der kleine Humanoide diese Sicherheit nahm, war jedoch geneigt, ihm zu glauben. Er hatte sich in DENYCLE nicht bedroht gefühlt, lediglich beobachtet. Der Zentralrechner war über jeden ihrer Schritte informiert. Hätte er etwas gegen sie unternehmen oder sie in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken wollen, hätte er es schon längst getan. „Wir kehren zur INTRALUX zurück", entschied er. „Ich sehne mich nach einem Bett."
    Wenn auch nicht unbedingt nach dem seinen.
    Terra, 5. Oktober 1171

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