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2286 - Triptychon

Titel: 2286 - Triptychon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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berichtet, die sich überall in den Korridoren, Wandelgängen und Hallen der Station fanden. Der Schohaake hatte herausgefunden, dass sie in gewisser Weise lebendig waren und als Inkarnationen bezeichnet wurden.
    Sein Volk hatte damals, vor über 20 Millionen Jahren, ein Verfahren entwickelt, das einer Konservierung glich, wobei der Körper dabei nicht tot war, sondern lediglich nach außen hin versteinerte.
    Wie die Schohaaken das gemacht hatten, hatte Orren nicht erklären können, und Myles bezweifelte, dass sie es jemals herausfinden würden. Zumindest für den Augenblick mussten sie es einfach als gegeben hinnehmen.
    Wichtig war jedenfalls, dass der Versteinerte bei dem Prozess seine „Seele" behielt, zumindest eine undefinierbare Art von Leben. Orren Snaussenid hatte ihnen erklärt, dass in der Gesellschaft der Schohaaken die Existenz als Inkarnation keineswegs als Tod oder Ende angesehen wurde, sondern im Gegenteil als eine der größten Ehren, die einem zuteil werden konnten.
    Myles hatte schon genug fremde Spezies kennen gelernt, um diese Vorstellung akzeptieren zu können, so fremd sie ihm - zumindest auf den ersten Blick - auch sein mochte.
    Solch eine Statue hatte immer eine Geschichte zu erzählen. Deshalb waren sie geschaffen worden.
    Wenn ein Wesen des gleichen Volkes sie berührte, wurde es Zeuge einer Geschichte, als habe es sie selbst erlebt. Eine Inkarnation war nichts anderes als ein Zeitzeuge; ein Wesen, das wichtige Dinge erlebt hatte und diese auf Ewigkeiten hinaus an die Nachwelt weiterzugeben bereit war. Und sämtliche Inkarnationen erzählten einen Teil der Geschichte ARCHETIMS, nicht im Sinne einer Geschichtsschreibung, einer geordneten Historie, sondern eher wie ein Kaleidoskop einer glorreichen Vergangenheit.
    Bei diesem Gedanken floss es Myles kalt über den Rücken. Die Geschichte einer Superintelligenz, zersplittert in Zehntausende Fragmente, abrufbereit für jeden, der sie erfahren wollte. Selbst wenn es sich um eine geschönte Historie handelte, wenn nur der Ruhm ARCHETIMS verkündet wurde und man die Kehrseite der Medaille verschwieg, die es bestimmt auch gab, sie waren hier auf eine unermessliche Informationsquelle gestoßen - die sie leider nur über Orren selbst anzapfen konnten.
    Myles und die anderen waren von jeglicher Informationssuche auf diese Art und Weise ausgeschlossen.
    Nur einem Schohaaken waren die Informationen zugänglich. Und Orren Snaussenid war der einzige Schohaake an Bord. Seit er einen tiefen Einblick in Mamor Ir'khams Leben erhalten hatte, weigerte er sich, sich auf einen neuen Versuch einzulassen. Er hatte ihnen mit eindeutigen Worten erklärt, dass er nie wieder solch eine Statue anfassen würde.
    Zumindest vorerst nicht, hatte er dann eingeschränkt. Vielleicht würde es ihnen ja noch gelingen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.
    Die TRIPTYCHON-Station war, wie Orren schon bei seinem ersten Kontakt mit einer Inkarnation erfahren hatte, nichts anderes als eine Art Gedenkstätte für den Korpus der toten Superintelligenz ARCHETIM.
    Myles räusperte sich. „Gehen wir weiter. Wir haben nicht ewig Zeit." Sie mussten sich dringend an die planvolle Erforschung der „mittleren" Station machen, die sie als TRI-PTYCHON ZWEI, kurz T-ZWEI, bezeichneten. Orren Snaussenid hatte bislang nur einen Bruchteil der Station gesehen und war dabei ziel- und planlos umhergeirrt. „Worauf warten wir?", fragte Inshanin. „Ja. Suchen wir den Zentralcomputer, von dem Orren berichtet hat. Oder ein Raumschiff oder ein Transmittersystem, das uns von hier wegbringen kann. Oder eine Zentrale, in der wir Zugriff auf TRIPTYCHONS Triebwerke bekommen, falls die Station welche hat. Oder eine Funkstation, mit der wir Kontakt mit Terra aufnehmen können."
    Optionen hatten sie genug. Aber Myles fragte sich, ob sie auch nur eine davon ziehen konnten.
    Verzweifelt dachte Myles daran, dass die Ortung der INTRALUX einen Durchmesser von 25 Kilometern pro Knotenkonstruktion ergeben hatte. Diese Zahl kam ihm nun fast lächerlich niedrig gegriffen vor. Er fragte sich, welche Strecke sie allein in T-ZWEI schon zurückgelegt hatten. Orren war drei Wochen durch dieses Gebilde geirrt!
    Ein endloser Kilometer nach dem anderen. Rundbögen, Ornamente, Verzierungen, Pomp. Der Tand mutete nicht einmal geschmacklos an, wirkte aber in seiner Allgegenwärtigkeit zumindest auf menschliche Sinne irgendwann nur noch ermüdend. Sicher, ARCHETIM war eine Superintelligenz, deren Lied hier gesungen wurde. ARCHETIM

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