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2286 - Triptychon

Titel: 2286 - Triptychon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ein, aber plötzlich verspürte sie Angst. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Sie rief, aber ihre Stimme drang nur leise, verhalten in die Nacht. Nicht, dass sie gezaudert hätte - sie hoffte geradezu auf eine Antwort. Doch die Luft, der seltsame Äther, der ihre Bewegungen behinderte, schien ihren Ruf nicht zu tragen. Er schien zu gefrieren in der Kälte, die sie verspürte, und gleichzeitig zu verdorren in der unnatürlichen Hitze.
    Aus ihrer Verwunderung wurde Besorgnis, aus der Besorgnis Angst. Sie rief noch einmal, doch diesmal kam gar nicht erst ein Ton über ihre Lippen.
    Es bereitete ihr unsägliche Mühe, den Kopf zu heben, als sie ein Geräusch vernahm, das aus dem dunklen Himmel auf sie zu stürzen schien. Ein Kreischen und Dröhnen, als würde das nachtschwarze All selbst sich zusammenziehen und körperlich werden, auf den Planeten herabstoßen und ihn unterdrücken, unterwerfen, verheeren, verwüsten.
    Unwillkürlich schrie sie auf, und diesmal hörte sie ihren Schrei, denn mit einem Mal wurde die undurchdringliche Dunkelheit erhellt. Mitten aus ihrem Zentrum erhob sich eine rötliche Lichterscheinung, die sie an die Große Welteninsel erinnerte. Raum und Zeit erbebten - Strukturerschütterungen sagten die Terraner dazu -, und der gleißende Schein dehnte sich immer mehr aus, bis er schließlich die gesamte Welteninsel umfasste und dann zu verpuffen schien.
    Aber das Licht vertrieb das, was aus dem All auf den Planeten stürzte, und auch die Dunkelheit und die Trägheit der Luft, und sie konnte sich wieder bewegen. Erleichtert lief sie los, rief erneut, und nun bekam sie Antwort. In fast allen Häusern flammte Licht auf und erhellte die Fenster, und Türen wurden aufgestoßen, und Angehörige ihres Volkes stürzten heraus, wild gestikulierend und durcheinander sprechend, und ihre Erleichterung war grenzenlos, und sie rannte auf den Erstbesten zu ... und verharrte.
    Er war nicht vollständig.
    Ihm fehlte etwas.
    Etwas, das ihn zu dem machte, was er war.
    Sein Körper war nur eine leere, amorphe Hülle, die nicht von einem Geist beseelt, sondern nur von einer Sehnsucht aufrecht gehalten wurde, der Sehnsucht nach dem, was sie alle erwarteten.
    Sie hatte keine Angst vor diesem Kokon. Er stellte keine Bedrohung für sie dar. Er war lediglich Ausdruck der tief greifenden Verzweiflung, die auch sie erfüllte.
    Doch dann stellte sich doch so etwas wie Furcht ein. Nicht die um ihr nacktes Leben, sondern die um den Sinn ihrer Existenz. Denn wenn es ihnen nicht gelang, diese Leere zu füllen, war ihr gesamtes Dasein sinnlos; Zwei, drei der anderen liefen zueinander, als verspürten sie genau dieselbe Furcht, die auch von ihr Besitz ergriffen hatte. Sie wusste, was geschehen würde, und sie wollte ihnen eine Warnung zurufen, doch dann hielt sie inne. Das, was nun geschehen würde, war nicht wider die Natur, nicht bösartig. Es war ihre Erfüllung.
    Die drei prallten in ihrem Übereifer gegeneinander, berührten sich ... und veränderten sich. Ihre Haut schlug Blasen, verklebte und verlor gleichzeitig jede Form, verwandelte sich in etwas anderes, verschmolz miteinander. Immer mehr Angehörige ihres Volkes liefen zu dem amorphen Klumpen, und je mehr sich mit ihm vereinigten, desto fester wurde seine Konsistenz.
    Aber nicht größer. Je mehr Einzelwesen sich zu der neuen Gestalt vereinigten, desto schärfer wurden ihre Konturen, desto akzentuierter ihre Umrisse. Die Haut glättete sich, das Gesicht wirkte nicht mehr wie eine verquollene Masse, sondern nahm wieder normale Züge an.
    Nun endlich erkannte sie, mit wem sie es zu tun hatte.
    Aus sämtlichen Angehörigen ihres Volkes war ein einziger geworden.
    Orren Snaussenid.
    Der, dessen... Träume sie alle in den vergangenen Nächten geträumt hatten. Seine Erlebnisse in den Inkarnationen. Erinnerungen an die Liebe und das Glück. Tränen liefen ihre Wangen hinunter, als sie sich an das erinnerte, woran es keine Erinnerung mehr gab auf Terra. Ihr Blick blieb auf Orrens Gesicht haften. Es verzog sich noch einmal, zerlief, formte sich dann wieder neu, und er streckte die Hand aus, als wolle er nach ihr greifen, als sei sie sein letzter Halt, sein letzter Anker in einer Welt, die von innen nach außen und von oben nach unten gestülpt wurde, der letzte Rettungsanker, der ihn vor einem fürchterlichen Schicksal bewahren konnte.
    Orren verharrte noch einen Moment lang auf der schmalen Straße. Seine Umrisse wurden transparent, verschmolzen mit dem Hintergrund.
    Einen Moment

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