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2286 - Triptychon

Titel: 2286 - Triptychon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Brennpunkten gewaltiger Schlachten fliehen sehen, beobachtet, wie sie aus Mutterschiffen hervorschossen, die Sekunden später explodierten, nur um dann selbst fast beiläufig abgeschossen zu werden.
    Offensichtlich hatte er soeben einen weiteren kleinen Hangar entdeckt.
    Langsam schritt er um das Schiff. Es war uralt. Der Zahn der Zeit hatte unbarmherzig an ihm genagt.
    Es hatte keine Schlacht überstehen müssen, war nicht zusammengeschossen worden, wies keine Beschädigungen auf, die auf einen Kampf schließen ließen. Aber hier hatte sich Metall aus Verstrebungen gelöst, dort war es sogar zu porösen Brocken und winzigen Staubpartikeln verfallen.
    Orren hütete sich davor, das Beiboot zu berühren, trat nur ganz leichtfüßig und behutsam auf, aus Furcht, die schwachen Erschütterungen, die seine Schritte auslösten, könnten es vollends zerfallen lassen.
    Dann blieb er stehen. Vor einer Schleuse des Schiffes, die stark zerfranst und kaum noch als solche erkenntlich war, stand eine Maschine, die so neu und unversehrt wirkte wie die Station. Wahrscheinlich bestand sie sogar aus demselben Material wie TRIPTYCHON.
    Das Gerät war vordergründig eine Art Quader, an drei Seiten offen, nur auf der hinteren geschlossen und gut anderthalb Meter hoch. Groß genug, dass ein erwachsener Schohaake hineintreten konnte.
    Und es schien völlig unbeschädigt zu sein.
    Wahrscheinlich war es noch funktionsfähig, so wie alles, was sie hier in TRIPTYCHON entdeckt hatten.
    In dem Gebilde stand ein Schohaake - besser gesagt eine versteinerte Inkarnation, den Kopf gehoben, das Gesicht gelöst, befreit, fast glückselig angesichts der großen Ehre, die ihm jetzt jeden Augenblick zuteil werden würde.
    Manchmal verspürte Orren auch den Wunsch, überzuwechseln in eine Existenz als Inkarnation. Je mehr Statuen er in TRIPTYCHON berührt hatte, desto größer war seine Überzeugung geworden, dass solch ein Dasein nicht der Tod, das Ende von allem war.
    Aber gleichzeitig fürchtete er sich davor, diesen letzten, wohl unumkehrbaren Schritt zu vollziehen.
    Wenn die Terraner mit ihrer Vermutung Recht hatten, war er schon einmal aus einer nicht fassbaren Existenz gerissen worden. ARCHETIM hatte ihn als Projektionskörper nach Terra geschickt. Projektionskörper... was bedeutete das eigentlich? Er fühlte sich lebendig, wie ein normaler Schohaake. Er war ein Wesen aus Fleisch und Blut, das hatten alle Untersuchungen bestätigt. Er konnte sich fortpflanzen und würde irgendwann sterben.
    Aber jetzt noch nicht, dachte er. Er war erst vor kurzem ins Leben zurückgekehrt und noch nicht bereit, es schon wieder aufzugeben.
    Zögernd streckte er die Hand aus.
    Nicht etwa, um die Inkarnation zu berühren. Orren gestand sich ein, dass er sich vor dem fürchtete, was sie zu berichten hatte. Doch gleichzeitig schien sie ihn wie magisch anzuziehen. Von ihr ging eine wesentlich größere Verlockung aus als die, die die anderen Statuen auf ihn gehabt hatten, damals, als er noch nicht wusste, was es mit ihnen auf sich hatte.
    Nicht die Versteinerung wollte er berühren, sondern das seltsame Gerät. Er konnte sich denken, worum es sich dabei handelte, und irgendwie spürte er, ein direkter Kontakt würde ihm Gewissheit geben.
    Genauso war es.
    Er berührte die Maschine und wusste im gleichen Augenblick, dass es sich um eine Vorrichtung handelte, mit deren Hilfe damals, vor 20 Millionen Jahren, die Inkarnationen hergestellt worden waren.
    Und er wusste auch, dass das Gerät mit einem modifizierten Transmittereffekt arbeitete. Wenn man es betrat, erfasste ein Entstofflichungs-Feld den Körper und materialisierte ihn anschließend wieder als versteinerte Inkarnation.
    Nun war ihm alles klar. Das Beiboot, der Schohaake, der noch auf dem Objektträger stand - es gab keine andere Möglichkeit.
    Dieses kleine Schiff war wohl jenes, das die letzten Pilger gebracht hatte, die je die Station besucht hatten. Und die letzte Inkarnation, die mit dem Gerät hergestellt worden war, stand noch immer dort, in dem Gerät, auf dem Objektträger. Es hatte offenbar niemanden mehr gegeben, der sie hätte fortschaffen können.
    Der Schohaake, der da versteinert vor ihm stand, war der Letzte seines Volkes, der die Station betreten hatte! Oder zumindest der Letzte, der sich hatte versteinern lassen.
    Der letzte Schohaake, der letzte Zeitzeuge. Welche Geschichte hatte er wohl zu erzählen? Die des Endes der Schohaaken?
    Seit Orren Snaussenid das Mausoleum der Superintelligenz betreten

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