2286 - Triptychon
Der kleine gelbe Punkt, der die MUNGO PARK darstellte, verließ seine Position in der Sonnenkorona. Auch der Kurs des ENTDECKERS war eindeutig: Er hielt auf einen der Titanen zu!
Wenige Sekunden später ging er bei dem riesigen Gebilde längsseits und verharrte dort. „Damit ist klar", sagte Attaca, „dass die Besatzung der MUNGO PARK unter dem Einfluss von Gon-0 steht."
Myles nickte düster. „Aber was wollen fünfzig Kybb-Titanen in der Sonnenkorona?", fragte Aileen. „Was haben sie hier verloren?"
Myles kniff die Augen zusammen. Konnte sie es sich wirklich nicht denken? Sie hatte diverse Forschungen an der Universität Terrania und beim Terrania Institute of Technology betrieben und arbeitete seit fast 20 Jahren im Volcan-Center auf Merkur, wobei sie sich auf ihr Kernforschungsgebiet hyperenergetische Strahlung konzentrierte. Bestand die angebliche Genialität, die man ihr nachsagte, nur aus einer etwas schnelleren Auffassungsgabe? „Es gibt nur einen logischen Schluss", sagte er. „Die Titanen sind wegen ARCHETIM hier."
„ARCHETIM steht in der Sonne", fügte Inshanin hinzu. „Gon-0 weiß höchstwahrscheinlich, dass sich ganz in der Nähe des Korpus die INTRA-LUX in einer offensichtlich funktionsfähigen Raumstation befindet. Gon-0 hat allerdings keine Informationen darüber, ob die INTRALUX noch einsatzbereit ist oder nicht."
„Gon-0 hat ein brennendes Interesse an ARCHETIM", fuhr Myles fort. „Wenn er mehr in Erfahrung bringen will, muss er sich diese Informationen auf einem Weg verschaffen, über den wir noch nichts wissen. Und dabei spielt offensichtlich die MUNGO PARK eine ganz bestimmte Rolle."
„Die MUNGO PARK verfügt über die einzige vor Ort befindliche Ultra-Giraffe der Menschheit!", sagte Attaca. „Ich gehe davon aus", meinte Myles düster, „dass die Ultra-Giraffe derzeit von Gon-Os Gehilfen demontiert und in einem Kybb-Titanen wieder aufgebaut wird. Gon-O benötigt offensichtlich ein Instrument, mit dem er die INTRALUX und TRIPTYCHON beobachten kann."
„Brauchen sie die Ultra-Giraffe, um damit ARCHETIM selbst unter die Lupe nehmen zu können?"
Myles zuckte die Achseln. „Falls das überhaupt möglich ist. Uns ist es jedenfalls nicht gelungen."
„Andererseits haben wir auch nicht genau gewusst, wonach wir zu suchen hatten." Inshanin schob ihre Brille auf die Nasenwurzel hoch.
Sie hatte natürlich Recht. Wie sollten sie das auch inmitten der schier unendlichen Frequenzbänder, die das ultrahochfrequente Spektrum der Hyperphysik zu bieten hatte? „Wenn GonrOs Diener wissen, wo sie ARCHETIM zu suchen haben, ist es durchaus denkbar, dass sie ihn auch finden."
Und das, fügte er in Gedanken hinzu, ist wohl das Schlimmste, was der Menschheit passieren könnte. „Das müssen wir unter allen Umständen verhindern!", hatte auch Attaca den Ernst der Lage erkannt.
Myles lachte leise auf. „Und wie? Wir sitzen hier in einer Station fest, deren Zentralcomputer uns keinerlei Befugnis mehr einräumt und uns gerade noch verrät, wo die nächste Toilette ist. In einer Station, die wir vielleicht zu einem Prozent durchsucht haben. Und wenn wir tausend Jahre alt werden, wird es uns nicht gelingen, TRIPTYCHON vollständig zu erkunden!"
Inshanin räusperte sich und zeigte auf ein Holo. Die 50 Kybb-Titanen waren in eine enge Kreisbahn um die Sonne gegangen. „Da geschieht etwas!" Inshanin konzentrierte sich und rief Datenholos auf. Es dauerte eine Weile, bis sie die auf sie einströmenden Informationen bearbeitet hatte. „Die Titanen haben soeben damit begonnen, hyperenergetische Strahlungsfronten mit hoher Intensität ins Innere der Sonne abzustrahlen!"
„Was für Fronten?", fragte Aileen. „Breitbrandfronten, ständig wechselnde Frequenzen."
„Wollen sie vielleicht mit ARCHETIM Kontakt aufnehmen?"
Inshanin schüttelte zögernd den Kopf. „Nein, die Fronten sind nicht genau auf den Korpus der toten Superintelligenz gerichtet. Sie bestrahlen ganz allgemein die Sonne. Keine Ahnung, was ich davon halten soll."
„Was haben sie denn vor?"
„Wahrscheinlich hoffen sie auf eine Art Resonanz. Ich habe den Eindruck, dass sie mit den Strahlenfronten großräumig die Sonne durchsuchen!"
„Könnte es nicht sein, dass ..." Die Siganesin kam nicht mehr dazu, den Satz zu vollenden. In diesem Augenblick stellte sich heraus, dass es mit der scheinbaren technischen Perfektion der Triple-Station, in die es sie verschlagen hatte, gar nicht so weit her war.
Der Schlag riss sie abrupt von den
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