2288 - Notruf von Terra
verhallten ungehört. Gon-O befasste sich mit wichtigeren Dingen als mit dem Lauschen in die Ferne. Die RICHARD BURTON und ihre Insassen besaßen keine Bedeutung mehr für ihn. Die wichtigen Vorgänge spielten sich nicht im Parr-System ab, sondern fernab in der Milchstraße.
Dort, wo sich nach wie vor ARCHETIM befand, an dessen psionischer Substanz Gon-O sich labte.
Wie lange muss ich rufen, wie lange nach dir schreien, bis du mich bemerkst?
Lag es an dem Pslso-Netz, das sie noch immer trug? Wenn ja, dann wirkte die Version lla besser, als die Wissenschaftler es bisher ahnten.
Das Pslso-Netz abnehmen - es ist zu gefährlich. Wenn er vehement von meinem Geist Besitz ergreift, gibt es kein Zurück.
Oder doch? Das Verlangen in ihr wuchs. Als der Morgen graute, schlief sie endlich ein.
7.
23. März 1333 NGZ Die Stimmung in der RICHARD BURTON sank an diesem Morgen auf einen Tiefpunkt. Der Grund waren die Ortungen der Flugbewegungen innerhalb Parrakhons. Diese hatten in der Nacht sprunghaft zugenommen. Würfelschiffe und Schlacht-Traponder kehrten zurück und sammelten sich im Sternhaufen. Sie formierten sich zu Verbänden und bezogen anschließend im und um das Parr-System Stellung.
Die Vorkehrungen galten nicht dem ENTDECKER, auch nicht dem Erscheinen eines Pulks fremder Schiffe bei Navo-Nord. Sie hatten einzig und allein mit Gon-O und dem Jetstrahl zu tun. „Gon-O sichert seine Existenz ab", sagte Ranjif Pragesh, als die letzten Verbände im Umkreis von drei Lichtjahren das Parr-System ansteuerten. „Ja", murmelte Daellian. „Und wir können verdammt nichts dagegen unternehmen, dass der verrückte Nocturnenstock seinem Ableger auf Terra den Rücken freihält. Dennoch sind wir nicht völlig zur Untätigkeit verdammt. Vielleicht..."
Er sprach den Satz nicht zu Ende und dachte an Bre Tsinga, die immer noch im künstlichen Koma lag. „Vielleicht ...?" Pragesh blickte zu ihm herüber. „Was wolltest du noch sagen?"
„Nichts." Ein Gedanke war ihm gekommen, aber er hatte ihn sofort wieder verworfen.
Mit Transformbomben auf den Jetstrahl einzuwirken funktionierte nicht. Der Versuch war vergeudete Zeit. Sie machten unnötig auf sich aufmerksam, mussten sich ein neues Versteck suchen.
So, wie es derzeit aussah, ging Gon-O eher davon aus, dass der ENTDECKER Parrakhon verlassen hatte und sich auf dem Heimweg nach Terra befand.
Andererseits, wenn der Nocturnen- 'stock sich voll auf die Geschehnisse im Solsystem konzentrierte und auf die Übernahme der dortigen Bevölkerung, würde seine Aufmerksamkeit in Parrakhon eher nachlassen.
Ein Vorteil, den wir nutzen sollten?
Die Konzentration der Flottenverbände verriet nicht, ob der Kybb-Titan schon im Solsystem angekommen war oder nicht. Es gab keinen nennenswerten Funkverkehr mehr außerhalb des Parr-Systems, ein Vordringen bis nach Parrakh war endgültig unmöglich geworden.
Je länger Malcolm S. Daellian überlegte, desto mehr wurde er sich darüber klar, dass sie chancenlos waren. Sie konnten nur abwarten, bis der Nachschub eintraf. Es sei denn, Trerok und seine Wissenschaftler fanden eine Möglichkeit, den Jetstrahl kurzfristig als Medium für eine Nachricht nach Terra einzusetzen. Dass die Abteilungen des Volcan-Centers auf Merkur an der Sonnenkorona forschten und den Jetstrahl untersuchten, war bekannt.
Myles Kantor hatte schon vor dem Abflug der RICHARD BURTON aus dem Solsystem entsprechende Forschungen vorangetrieben. Es stand zu erwarten, dass er inzwischen zu Ergebnissen gekommen war.
Also doch den Jetstrahl untersuchen und stören? Oder gar zerstören?
Daellian beschloss, seine Entscheidung von dem abhängig zu machen, was Bre Tsinga nach ihrem Erwachen sagte. Sobald sie Gon-O besser einschätzen konnten und seine Pläne kannten, wollte er der Wesenheit in die Suppe spucken.
Das Warten besserte die Laune der Besatzung nicht gerade.
Prak-Noys Anruf bestand aus einem durchdringenden Blick und einem Kopfnicken. Es konnte nur eines bedeuten.
Sie ist wach! „Ich komme", funkte Daellian zurück. Fasziniert beobachtete er, wie das Abbild des Medikers auf seiner künstlichen Netzhaut nachleuchtete und die Rezeptoren den Effekt in sein Gehirn übertrugen.
Was für eine Krücke! Den einzigen Vorteil des Adapters als Verbindung zwischen der technobasierten Wahrnehmung und der Übersetzung in neuronale Impulse stellte die Geschwindigkeit dar, mit der sich der Vorgang ereignete. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Eindrücke über die künstlichen
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