229 - Flashback
handelt.«
Hana Kusakabe zuckte zusammen, als sie so plötzlich die Stimme des Androiden in ihrem Rücken hörte. Das musste man ihm lassen – Takeo war jemand, der sofort zur Sache kam. Er redete nicht um den heißen Brei herum. Er grüßte auch nicht, wenn er einen Raum betrat, sondern sagte immer gleich, worum es ging.
Hana seufzte. Sie und Kenzo hatten sich schon gewundert, warum der Android sie bislang nicht auf ihre »geheime« Arbeit angesprochen hatte. Denn dass er sie bemerkt haben musste, war ihnen klar. Sie selbst hatte erst gestern behauptet, dass Miki Takeo vielleicht doch noch so viele menschliche Gefühle besaß, um Rücksicht auf ihre Privatsphäre zu nehmen.
Doch Kenzo hatte mit Recht auf die seltsamen Unfälle, die in letzter Zeit verstärkt aufgetreten waren, hingewiesen. Er und Hana hatten nichts damit zu tun; natürlich nicht, sie vertrauten sich gegenseitig. Anders hätten sie beide in den letzten zweieinhalb Jahren nicht überleben können. Und dass Miki Takeo – so fremd ihnen sein androidisches Wesen auch blieb – sich und seine Arbeit selbst torpedierte, war ja wohl die unwahrscheinlichste Erklärung überhaupt, die Hana sich vorstellen konnte.
Man hätte fast meinen können, dass irgendjemand hier in Amarillo etwas gegen Miki Takeos Arbeit hatte und ihn auszuschalten versuchte – aber wer hätte das sein sollen? Es gab hier niemanden außer ihnen dreien.
Auf ihre Überlegung, es könnten möglicherweise Barbaren sein, die sich auf dem Gelände herumtrieben und den »Maschinenmann« erlegen wollten, hatte Kenzo ins Feld geführt, dass ein Barbar nicht das Wissen besaß, um eine Maschine zu sabotieren. Außerdem hätten sie Spuren hinterlassen.
Es waren Unfälle, erklärte Kenzo entschlossen, und nichts anderes. Sie waren immerhin nur zu dritt, es war ja wohl kein Wunder, wenn nicht alles so reibungslos lief, wie sich ein Miki Takeo das vorstellte! Er wollte, anstatt nach Phantomen zu suchen, sich lieber um das Projekt kümmern, das sie seit Wochen – seit sie in Naoki Tsuyoshis ehemaligem Büro diesen sensationellen Zufallsfund gemacht hatten – vorantrieben.
Weder sie noch Kenzo waren eigentlich qualifiziert für ein derartigen Vorhaben, aber sie taten ihr Bestes, um Miki Takeo die Überraschung seines Lebens zu bereiten. Wenn er hier in Amarillo wirklich eine neue Cyborg-Gemeinschaft aufbauen wollte, würde er sie gut brauchen können.
Umso verlegener war Hana jetzt, als sie sich so unverhofft dem Androiden gegenüber sah. Sie errötete und hoffte, dass er es im Halbdunkel, das in dieser Ecke der Fertigungshalle herrschte, nicht bemerken würde. Irgendwie fühlte sie sich immer etwas seltsam in seiner Gegenwart.
»Was wir machen?«, fragte sie gedehnt. »Nun… wir experimentieren ein wenig in eigener Sache. Nichts Großartiges, aber wir haben in Erwägung gezogen, auch unsere fehlenden Komponenten wieder durch bionische zu ersetzen. Mit einer neuen Hand könnte ich viel bessere Arbeit liefern, so wie Kenzo mit einem zweiten Auge.« Hana brachte die Lüge halbwegs überzeugend hervor und suchte danach in dem roboterhaften Gesicht Takeos vergeblich nach einer Regung, wie er sie aufnahm. Natürlich konnte sie in den unbeweglichen Teilen nichts erkennen.
Wie auch, schalt sie sich selbst und hoffte nur, dass sie sich jetzt nicht endgültig verriet. Kenzo wäre unbeschreiblich wütend geworden. Miki Takeo zu verärgern wäre in jedem Fall nicht gut gewesen.
Der Android schwieg kurz, und meinte dann: »Miss Kusakabe, Sie verstehen, dass ich mit diesem Konzept Schwierigkeiten habe. Die… Unfälle, die mir in letzter Zeit widerfahren sind, kann ich nicht länger als Zufälle gelten lassen. Gerade erst bin ich rund fünfhundert Litern kochend heißem Plysterox entkommen, das sich über mir entleert hat.«
Hana wich erschrocken zurück. Der Gedanke, dass der Android zerstört würde, war fürchterlich. Er war ihr in den letzten Wochen wirklich ans Herz gewachsen. »Das… das ist ja schrecklich! Ich kann nur hoffen, Mr. Takeo, dass Sie jetzt nicht denken, wir wären für diese Vorfälle verantwortlich!«
»Sind Sie es?« Takeos Gesicht blieb unbewegt. Hana wurde die Situation wirklich unangenehm.
»Nein!«, sagte sie nach einigen Sekunden Pause fest. »Das sind wir nicht.«
»Ich fürchte, dann werden Sie mir sagen müssen, woran Sie wirklich arbeiten, Miss Kusakabe.«
Hana überlief es heiß und kalt. Er hatte ihre Lüge also durchschaut. Vermutlich hatte er dafür nur die
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