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229 - Flashback

229 - Flashback

Titel: 229 - Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard und Michael Schönenbröcher
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Schlachtplan für General Yoshiro auszuarbeiten, getroffen hatte. Er war aus dem zerbrechenden Fluggerät geschleudert worden. Noch vor dem Aufprall hatte er aufgehört zu denken, zu funktionieren.
    Die Trümmer des Gleiters mussten ihm die Beine abgetrennt haben. Wenn dies in großer Höhe geschehen war, gab es kaum Hoffnung, sie zu finden.
    Doch seither konnten nur Sekunden vergangen sein, das war der Diskrepanz zwischen der Systemzeit und seinem unabhängigen Chronometer zu entnehmen. Vielleicht gab es Überlebende; Verbündete, die er auf sich aufmerksam machen konnte.
    Miki Takeo beschloss, seine Umgebung genauer zu scannen – und das Ergebnis ließ ihn an den Messwerten zweifeln. Falls die Druckwelle den vermuteten Ursprung besaß – nämlich die Atombombenkette im Zentrum des Kratersees –, hätte ihr eine Hitzewelle folgen müssen. Der Wärmescan jedoch zeigte keine entsprechenden Temperaturen an, weder am Boden, noch in der Luft. Zudem entdeckte Takeo Wurzelstränge, die sich unter seinen Plysteroxpanzer geschoben hatten. Das konnte nicht beim Aufprall passiert sein; die organischen Stränge waren gewachsen !
    Er kam zwangsläufig zu dem Schluss, dass sein externes Chronometer genauso stehen geblieben war wie die interne Systemuhr – um jetzt, nach einer nicht zu definierenden Zeitspanne plötzlich wieder zu funktionieren.
    Ein Elektromagnetischer Impuls? Unmöglich; der hätte die Schaltkreise nachhaltig zerstört. Außerdem war der Gleiter noch gut fünfzig Kilometer vom Kraterrand entfernt gewesen; zu weit, als dass ein EMP bei dieser bodennahen Explosion Wirkung gezeigt hätte.
    (Takeo weiß nicht, dass es sich um einen »künstlichen« EMP des Wandlers handelte, der fast zwei Jahre überall auf der Erde alle Technik lahm legte.)
    Miki Takeo blieb eine Weile reglos sitzen und verarbeitet die neuen Erkenntnisse. Wieder wurde ihm bewusst, dass seine volle Kapazität längst nicht wiederhergestellt war. Da war das unbestimmte Gefühl, dass es in seinem Hirnspeicher Fakten gab, die Antworten bereithielten, Antworten auf seine drängendsten Fragen. Aber noch gelang es ihm nicht, Zugriff zu nehmen auf diese tiefer liegenden Gedächtnisinhalte.
    Schließlich gab er es fürs Erste auf und startete das Reparaturprogramm, um die beschädigten Speichereinheiten wiederherzustellen.
    > Korrupte Daten gefunden. Rekonstruktion initiiert. Bitte warten…
    Wäre Miki Takeo ein Mensch gewesen, er wäre vermutlich nach wenigen Minuten des Wartens verzweifelt. Aber er war kein Mensch. Als er feststellte, dass der Vorgang längere Zeit in Anspruch nehmen würde, ging er in den Standby-Modus. Das Reparaturprogramm würde schneller beendet sein, wenn man es mit voller Kapazität arbeiten ließ.
    > Verbleibende Zeit für die Reparatur der wichtigsten motorischen Untersysteme: unbekannt.
    Sobald der Vorgang abgeschlossen war, würde er wieder erwachen – und dann hoffentlich neue Kenntnisse erlangen…
    Doch es war nicht die Automatik, die ihn weckte, sondern eine Wahrnehmung seiner akustischen Sensoren.
    Irgendetwas hier im Wald… pfiff. Er erkannte darin eine Melodie. Ein Mensch näherte sich ihm! Er schien nicht sonderlich musikalisch zu sein, denn die Tonfolge klang äußerst schräg – aber doch zu melodisch, um zufällig zu entstehen.
    Miki Takeo verlagerte die Reparatur seines Gedächtnisspeichers auf eine niedrigere Prioritätsstufe und fuhr die restlichen funktionierenden Systeme hoch. Er musste sich für die Begegnung mit dem Menschen wappnen, denn er wusste nicht, ob dieser auf seinen Anblick vielleicht feindselig reagierte. Das taten Menschen häufig, wenn sie seiner ansichtig wurden; die meisten empfanden Furcht vor einem über zwei Meter großen, aus Plysteroxteilen und Elektronik bestehenden Kunstwesen, das sie wohl automatisch als Kampfmaschine einstuften.
    Sofort blinkte vor seinen optischen Sensoren eine Warnung auf:
    > Volle Kapazität der internen Programme noch nicht wiederhergestellt.
    Er überprüfte rasch, wie weit das Reparaturprogramm bisher gekommen war. Vierzig Prozent – lange nicht genug, um einen Zugriff zu gestatten. Er würde die Konfrontation also mit verminderter Hirnkapazität überstehen müssen. Und ohne Beine…!
    Er lauschte dem Pfeifen, das mittlerweile von brechenden Zweigen und Schritten begleitet wurde. Es klang links vor ihm auf und kam beständig näher. Miki Takeo blieb einfach still sitzen und ließ geschehen, was geschehen würde. Was sollte er auch anderes

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