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229 - Flashback

229 - Flashback

Titel: 229 - Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard und Michael Schönenbröcher
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knackten Zweige, raschelten Blätter.
    Gehetzt sah er hinter sich. Etwas folgte ihm!
    Nein, nicht etwas – es war diese Puppe! Bulbaar stieß einen Schreckensschrei aus. Im gleichen Moment brach die Metallpuppe durch die Büsche und blieb stehen – auf ihre Arme gestützt. Dieses Ding war tatsächlich auf den Händen gelaufen!
    Der Anblick war gruselig. Hektisch wedelte Bulbaar mit den Händen. »Schschsch! Geh weg! Bleib, wo du bist, ich habe nichts mit dir zu schaffen! Ich verspreche, ich werde dich nicht weiter belästigen. Aber hau ab!«
    Damit drehte er sich wieder um und gab Fersengeld. Doch das Ding hörte nicht auf ihn. Es folgte ihm weiter! Und Bulbaar war auf seinen kurzen Beinen nicht flink genug, um es abzuhängen.
    Da half kein Schimpfen und kein Flehen: Jeder Versuch, die dämonische Puppe abzuhängen, scheiterte.
    Nach einer Weile gab Bulbaar keuchend auf.
    Minutenlang standen sie sich gegenüber, wobei der halbe Korpus den Gnom noch immer um Haupteslänge überragte. Immerhin schien die Puppe ihm nicht ans Leben zu wollen. War sie vielleicht eine Art Spielzeug, das in ihm seinen neuen Herrn sah? Bulbaar wusste nicht mehr, was er denken sollte. Er wollte nur noch nach Hause.
    »Na gut. Dann kommst du eben mit – was bleibt mir auch anderes übrig?«, fügte er sich in sein Schicksal. »Daran hindern könnte ich dich ja nicht!«
    Miki Takeo hatte nicht geglaubt, dass er in seinem fünfhundert Jahre langen Leben noch vieles hätte dazulernen können. Zumindest was die Tugend der Geduld betraf, glaubte er sich über jedes Lernen hinaus. Doch die Tage und Wochen mit dem Fallensteller vom Volk der Maulwurfsmenschen, der Narod’kratow, belehrten ihn eines Besseren.
    Es dauerte für seine Begriffe Äonen, bis seine Reparaturprogramme auch so unwichtige Systeme wie den internen Translator und seine Spracherkennung reaktiviert hatten – jedenfalls so weit, dass er sich mit diesem seltsamen Gnom namens Bulbaar verständigen konnte.
    Doch danach gestaltete sich der Aufenthalt in der kleinen Hütte, die er angesichts seiner Laboratorien in Kalifornien, Texas und Alabama wohl bestenfalls als notdürftig bezeichnete… angenehm. Dass er sich überhaupt darin aufhalten konnte, verdankte er – Ironie des Schicksals – dem Verlust seiner Beine.
    Nach anfänglichem Misstrauen entwickelte Bulbaar eine Art Beschützerinstinkt ihm gegenüber und versuchte ihn neugierig auszufragen. Was er hier mache, wo er hinwolle, warum er so lange geschlafen habe – alles Fragen, die Miki Takeo nur nach und nach beantworten konnte. Je mehr Speicherbereiche die Reparaturprogramme allerdings als wiederhergestellt freigaben, desto genauer erinnerte er sich an die Einzelheiten.
    Er selbst, Miki Takeo, hatte sich ganz der Erschaffung einer neuen Menschheit gewidmet, der U-Men, wie er sie genannt hatte; ein Kunstwort übrigens, das sich aus dem phonetischen »Human« und »U-Turn« zusammensetzte, was Umkehr bedeutete. Die U-Men sollten unter den Menschen leben, sie fördern und beschützen und ihnen einen neuen Weg aus dieser postapokalyptischen Gegenwart aufzeigen.
    Leider hatte es nicht funktioniert; die Kunstmenschen waren ihrer Perfektion wegen gehasst und bekämpft worden, und Takeo hatte sich verbittert zurückgezogen.
    Ein Fehler! Denn so konnte sich General Arthur Crow der Fabrikationsanlagen in den Appalachen südwestlich von Waashton bemächtigen, um eine Armee der Kunstmenschen zu schaffen. Er hatte sich mit dem Feind verbündet und seine Soldaten gegen die verhasste Allianz in den Kampf am Kratersee geschickt.
    Von der ISS aus war Commander Matthew Drax dem Komplott auf die Schliche gekommen und hatte über Crows Funkverbindung ein Signal ausgestrahlt, das eine Notabschaltung initiierte, die Miki Takeo in allen U-Men verankert hatte.
    Die letzten Informationen, die Takeo erhalten hatte, waren die, dass Crows Armee bis auf den letzten Mann eliminiert worden war. Und dass sein Sohn Aiko in das feindliche Gebiet vorgedrungen war, um die Kette aus Dutzenden Atombomben zu sabotieren, die die Daa’muren rund um ihren Wandler aufgestellt hatten.
    Kurze Zeit später war »es« dann passiert. Wie auch Bulbaar bestätigte, war eine Woge aus Sturm und Feuer über das Land gerast, während am Horizont ein greller Blitz Tonnen von Dreck in die Luft schleuderte: zweifellos eine bodennahe Atomexplosion; und nicht nur eine! Die Bombenkette hatte gezündet, die Bemühungen der Allianz zunichte gemacht – und mit Sicherheit auch seinen

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