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2290 - Daellians Kampf

Titel: 2290 - Daellians Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als eine Lichtminute entfernt, verging aus unerfindlichen Gründen. Explosionsblüten mischten sich für wenige Augenblicke ineinander, zeichneten Bilder grausiger Schönheit, verblassten und erblühten neuerlich.
    Nach wenigen Sekunden meldete die Biopositronik der RICHARD BURTON mit einem Alarmzeichen die Grenzen ihrer Erfassungsmöglichkeiten. Sie konnte die Vorgänge im Parr-System in ihrer ganzen Komplexität nicht mehr nachvollziehen. Sie musste sich darauf beschränken, nur Teilaspekte zu registrieren. „Das ist hundertprozentig Kantors Wirken!", rief Daellian und übertönte damit das immer lauter werdende Durcheinander in der Zentrale. „Er hat Gon-O mit der sechsdimensionalen Strahlung so sehr überreizt, dass dieser in seiner Verwirrung überall Feinde sieht. Seine Einheiten feuern auf alles, was sich bewegt - und das sind die eigenen Schiffe."
    Was für ein Gemetzel! Hunderte vernichteter Einheiten trieben bereits durchs All. Meist waren es Parr-Jäger und Birnenschiffe der Gurrads, die gegen die Feuergewalt größerer Schiffe keine Chance hatten.
    Die Titanen, jene ausgefransten Kugelgiganten mit einem Durchmesser jenseits der 15 Kilometer, vernichteten ihre Begleitschiffe im Sekundentakt, ohne selbst irgendeinen Schaden zu nehmen. Trotz schwersten Impulsfeuers eigentlich befreundeter Einheiten zeigten sie kein Zeichen einer Schwächung. „Blanker Wahnsinn!", stieß Ranjif Pragesh aus. „Ja - Wahnsinn", wiederholte Daellian. „Es scheint fast so, als wollte jemand im Parr-System das Delirium des Stocks Satrugar in einem riesigen dreidimensionalen Bild nachzeichnen."
    Der Mann aus dem Sarg fühlte keinerlei Befriedigung darüber, mit seinen Hoffnungen richtig gelegen zu haben. Natürlich hatte er darauf spekuliert, dass Gon-Os Einheiten durch den ultrahochfrequenten Beschuss verwirrt sein könnten - aber die tatsächliche Reaktion übertraf seine Erwartungen bei weitem. „Wir rücken weiter vor", sagte er an den Kommandanten gerichtet. „Nächstes Ziel: Parrakh."
    Diesmal kamen keine Zwischenrufe. Nur da und dort hörte er einen Seufzer oder ein Stoßgebet. Hoffnung, Angst und Furcht hielten sich die Waage, das konnte er spüren.
    Niemand zweifelte mehr die Richtigkeit seiner Anweisungen an. Myles Kantor, so viel konnte man mittlerweile sagen, hatte alles getan, um Gon-O zu ärgern oder zu irritieren. Ihnen oblag es nun, dem vermeintlichen Gott den Todesstoß zu versetzen. „Transformkanonen aktivieren!", befahl Daellian leise. „Sobald wir uns Parrakh genähert haben, erwarte ich Salvenfeuer auf den, Stock Satrugar. Der Befehl gilt für den ganzen Verband. Hast du mich verstanden, Tete?"
    Er weigerte sich, den anerkannten Waffennarren in dieser Situation bei dessen Spitznamen „Blueboy" zu nennen. Der Moment erschien ihm viel zu ernst, um auch nur an das kleinste Späßchen zu denken.
    Der hagere Terraner nickte kurz und wandte sich dann der „Feuerorgel" zu. Seine Finger verharrten ruhig über den Tastfeldern. „Sprung wird eingeleitet", sagte Pragesh so ruhig, als würde er eine Partnerin zum Tanz auffordern. „Linearetappe beginnt in zehn Sekunden. Neun, acht..."
    Daellian dachte mit Grauen an die Transformgeschosse.
    Jede ENTDECKER-Einheit besaß 30 Geschütze an Bord, die ihre tödliche Fracht mit einem Kaliber von bis zu 500 Megatonnen überlichtschnell ins Ziel brachten. Die hyperenergetische Primärwirkung knackte herkömmliche Schutzschirme. Mit der Wiederverstofflichung des Körpers erfolgte bereits die Explosion.
    Die RICHARD BURTON glitt wieder in den Linearraum.
    Kramanlocky saß bereit, wie eine gespannte Feder, konzentriert und gänzlich auf seine Waffensysteme fokussiert.
    Dachte der Mann darüber nach, was er soeben tat? Besaß er so etwas wie ein Gewissen? Hatte er jemals schlecht geschlafen, nachdem er einen Feuerbefehl ausgeführt und Leben vernichtet hatte?
    Was für merkwürdige Gedanken quälten ihn, den sonst so besonnen und stringent handelnden Mann, in einem derartigen Moment! „Wiedereintritt in sechs Sekunden", sagte Pragesh mit geballten Händen.
    Alles schien Daellian plötzlich extrem verlangsamt zu geschehen. Er konnte das nervöse Hüsteln des Swoon hören, genauso wie den gemurmelten Fluch eines Triebwerkstechnikers, eine Bitte um Verzeihung von Shabor Melli an seine Stellvertreterin, Soranya Hermony, und das leise Kratzen einer winzigen Reinigungseinheit, die einen Kaugummi von der Unterseite eines Arbeitsbords schabte.
    Und dann war es so weit. Die

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