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2292 - Dreimal ewiges Leben

Titel: 2292 - Dreimal ewiges Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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prüfte mich stundenlang, immer wieder, als stimmte etwas nicht. Das weckte ein Misstrauen in ihnen, das sie nicht mehr verlassen hat - ein Misstrauen gegenüber der Ursache meiner langen Prüfung.
    Ich kannte die Ursache, und die Schildwachen kennen sie inzwischen auch. Es ist diese Angst vor dem Tod. Sie können das nicht nachvollziehen. Sie scheinen ewig zu leben, es gibt sie bereits länger als mich, und keine Schildwache ist sichtlich gealtert. Ich dagegen musste darum kämpfen, meinen Alterungsprozess zu verlangsamen, in jeder Sekunde meines Lebens, auf jedem Zentimeter meines Wegs.
    Der Schaumopal von Baikhal Cain... Er schien mir Unsterblichkeit zu verleihen, aber diese Quelle versiegte, und Schloss Kherzesch wurde vernichtet. Mein Zustand verschlechterte sich zusehends, und jetzt habe ich kaum noch die Kraft, den Kopf zu heben.
    Ich kämpfe noch immer ...
    Lyressea! Mir ist, als sähe sie mich an. Jeder glitzernde Punkt der Quarzwand ist eine Botschaft ihrer Augen, kühl und unnahbar, durchdringend.
    Dann wechselt der Blick. Jetzt ist es Gon-Orbhon, der mich ansieht, ein Sehutzherr wie ich, der göttlichen Status erlangte, und auch sein Blick ist durchdringend, aber vor allem verächtlich. Diesen Blick warf er mir zu, als ich vor ihm am Boden kroch wie ein Wurm und ihn anflehte, mich nach Amringhar und zu Satrugar zu bringen. „Nur der dauerhafte Aufenthalt im Nocturnenstock kann mich retten!"
    Aber er verweigerte mir den Wunsch.
    Hat jemals ein Partner so mit dem anderen geredet wie er mit mir? „Das Stock-Relais gehört zu Satrugars Leib." Das waren seine Worte. Immer wieder habe ich sie seitdem gehört und seinen Blick auf mir gespürt, im Schlafen wie in meinen Wachträumen. Hochmut und Verachtung sprechen daraus.
    Wie viel lieber denke ich da an Lyressea, die Mediale Schildwache, einfühlsamer als alle anderen. Sie kann besser zwischen Wahr und Falsch unterscheiden als jeder selbst ernannte Gott. Vielleicht nimmt ihr Blick mich deshalb so gefangen, weil sie mich sieht, wie ich in Wahrheit bin, und mich nicht verurteilt.
    Oder stimmt das alles gar nicht, und ich bilde es mir nur ein? Phantasiere ich es herbei, weil ich will, dass Lyressea meine Sehnsucht wahrnimmt? Sehe ich in ihr die einzige Chance, geliebt zu werden, weil einzig sie auf den Grund meines Wesens blicken kann?
    Lyressea ... schöne Begleiterin meiner unerlösten Wünsche ...
    Ein Zucken durchläuft meine Finger. Die Hände wollen sich ballen, aber es gelingt ihnen nicht. Wie festgeschweißt bleiben sie auf der Energieliege kleben, meiner grün flirrenden Bettstatt, die wie eine Gussform meinen Körper nachbildet.
    Meine Lider verengen sich, während ich die schwarzen Quarzwände betrachte. Dieses Gleißen und Funkeln. Ich schließe die Augen und wende den Kopf ab. Mit einer geistigen Kraftanstrengung ziehe ich meine allzu mageren Arme an und stemme mich hoch.
    Ich darf mich nicht aufgeben. Ich muss etwas unternehmen.
    Du kannst noch einmal von vorn beginnen, höre ich Enkrine II. Noch bist du der Held von Arphonie. Die Horden des Reiches hören auf dich. Sie verehren dich.
    Oh Enkrine, wie vermisse ich dich jetzt! Du warst so ... verabscheuungswürdig aufrichtig. Du warst der Schutzherr, der ich nicht mehr sein konnte.
    Aber du hattest so oft Recht - vielleicht auch diesmal?
    Kann es sein, dass ich noch immer die alte Macht besitze?
    Auf einer Ablage neben mir liegt mein weit ausladender, orangefarbener Hut. So lebensfroh die Farbe auch erscheinen mag, taucht der Hut mein Gesicht doch ständig in Schatten. Ich will es nicht anders. Ich will nicht mein Gesicht sehen, wenn ich an spiegelnden Flächen vorbeikomme -meine blassgraue Haut, wie die einer blutleeren Leiche.
    Aber wenn ich die alte Macht noch besitze, muss ich sie zeigen. Was nutzt einem die Macht über Völker und Maschinen, wenn man sie nicht zu seinen persönlichen Zwecken einsetzt?
    Ich stütze mich auf die Ellenbogen, wälze mich herum, erhebe mich in meiner farblos grauen Kleidung, die ich auch zum Schlafen nicht mehr ablege, und setze diesen Hut auf. Orange und ausladend. Schwankend stehe ich da, nehme den Überwurf, der über einer Stuhllehne ruht, und lege ihn mir um, streiche über die breiten Schulterstücke, als müsse ich Staub abbürsten.
    Schließlich steige ich stöhnend in meine dunkelroten, hohen Stiefel.
    Es kostet mich fast alle Kraft, die ich noch besitze.
    Jäh überkommt mich die Vorstellung, dass ich sterbe, dass der quälende, unerträgliche Prozess, der

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