2294 - Kristallchaos
Nähe des Nocturnenstocks leben, sobald er sich mit dem Psi-Korpus vereint und die nächsthöhere Stufe der Evolution erklommen hat.
Die Superintelligenz Gon-O wird dann geboren sein.
Millitron ertappt sich dabei, wie er sich immer wieder umwendet, die Veränderungen im Gang beobachtet, die Bewegungen des kristallinen Materials und seiner Abarten zu berechnen versucht. Was sich immer stärker in binären Zahlenkodes durch seinen Speicher zieht, läßt seine Besorgnis wachsen.
Wieder will der Roboter eine Funkverbindung mit Gon-Orbhon in dessen Wohnung herstellen. Der Schutzherr ist nicht zu sprechen.
Millitron entschließt sich, das Gefahrenpotential durch das Stock-Relais auf einen Wert hoch zu stufen, der Gefahr für den Schutzherrn mit sich bringt. Er gibt den beiden Motoklonen ein Signal und setzt sich an ihre Spitze. Gemeinsam kehren sie auf verschlungenen Pfaden in die Wohnung Gon-Orbhons zurück, besser gesagt dorthin, wo sich bis wenige Stunden zuvor noch die Wohnung des Schutzherrn befunden hat.
Keiner der Räume existiert noch. Überall wogt und quillt das pervertierte Material, vereinzelt von künstlerischer Hand mit gesplitterten Ornamenten der bisherigen Möbel verziert. Millitron entdeckt einen Sessel, den Gon-Orbhon in seinem Salon zu benutzen pflegte.
Wieder ruft der Roboter nach dem Schutzherrn, aber dieser meldet sich noch immer nicht.
Millitron setzt seine Suche schneller fort.
Sie erreichen das hintere Ende der Wohnung und den Hohlraum, in dem sich das Psi-Gefängnis mit den drei Gefangenen befunden hat.
Der Container existiert nicht mehr, der Hohlraum ist auf ein Zehntel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft.
Gon-Orbhon und die Gefangenen sind fort!
Millitron wird in diesem Augenblick zur höchsten Instanz innerhalb des Stock-Relais.
Er löst Vollalarm aus, aber die Funkwellen erreichen keine Empfänger.
Die gesamte technische Infrastruktur innerhalb des Ablegers ist außer Betrieb oder zerstört.
Nicht die Gefangenen haben sie auf dem Gewissen, es ist das Werk des sich verrückt gebärdenden Splitters. Das Stock-Relais besitzt keinerlei Kontrolle mehr über sich selbst.
Millitron kennt die psionische Verbindung zwischen dem Nocturnenstock und seinen Ablegern. Das macht ihn dem ehemaligen Schutzherrn Tagg Kharzani ähnlich, den er vor kurzem liquidiert hat. Millitron weiß, daß es im Stock auf Parrakh zurzeit mindestens ebenso schlimm zugeht wie im Vesuv-Ableger und allen anderen möglichen Ablegern, egal, an welchem Ort in der Lokalen Gruppe sie sich befinden.
Der Roboter und Diener des Schutzherrn besitzt nur noch eine einzige Möglichkeit' zu handeln. Als höchste Instanz aktiviert er die in seinen Speichern enthaltene Richtlinienkompetenz für den Fall, daß seinem Herrn etwas zugestoßen ist. Daß es so ist, daran hegt Millitron keinen Zweifel.
„Unsere Aufgabe besteht ab sofort darin, den Schutzherrn Gon-Orbhon zu finden, tot oder lebendig", trägt er den beiden Motoklonen auf. „Die Gefangenen kommen erst an zweiter Stelle."
Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings gering, daß die Gefangenen ihn noch nicht getötet haben. Nur wenn sie das tun, kann innerhalb absehbarer Zeit der mentale Bann erlöschen, den die Mental-Dislokation bei den Menschen erzeugt.
Andererseits müßte sich eine Spur. des toten Körpers finden lassen. Der Hüne ist für die Taster und Optiken der Motoklone leicht zu finden. Bisher scheint es, als befinde er sich nicht in diesem Teil des Stock-Relais.
Die Wahrscheinlichkeit, daß Gon-Orbhon lebt, schnellt sprunghaft auf über neunzig Prozent.
Die Gefangenen hätten sich kaum die Mühe gemacht, einen Toten mit sich zu schleppen. Wenn sie den Schutzherrn bei sich tragen, dann lebt er.
Und wenn es ihnen gelingt, ihn aus dem Stock-Relais zu bringen, stellt das Wissen Gon-Orbhons eine gewaltige Gefahr für die Wesenheit Gon-O und deren bevorstehende Transformation dar.
Damit ist das Ziel für Millitron und die beiden Motoklone präzise vorgegeben.
Sie steigen über ein paar Trümmer von Techniten hinweg und machen sich an die Arbeit.
5.
Irrwege Bully blinzelte in die Blitzgewitter. Dank des optischen Filters seines Helms nahm er die Umgebung besser und deutlicher wahr als noch vor ein paar Minuten.
Der Gang veränderte sich. Immer mehr verlor er seine ursprüngliche Form, ähnelte bald einem spiralig in sich gewundenen Schlauch. Die Bewegungen des pervertierten Materials wirkten hektisch und unnatürlich. Bully stellte sich vor, was
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