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2294 - Kristallchaos

Titel: 2294 - Kristallchaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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veränderte sich schlagartig. Die Wandung löste sich auf.
    Das Material tropfte zu Boden, verteilte sich und wuchs an anderer Stelle wieder in die Höhe. Gleichzeitig kondensierte aus dem Nichts Psi-Materie, die ihnen den Weg versperrte. Dafür entstanden zwei Hohlräume links und rechts, deren Oberfläche sofort breite Risse bekam.
    Vielleicht war das ihre Chance. Bully rannte schneller, folgte dem Hohlraum zur Linken und der sich daran anschließenden Schlucht.
    „Weiter!", drängte Tolot. „Was du siehst, ist eine Sinnestäuschung."
    Bully hörte ein Poltern, als fielen schwere Felsbrocken aus der Höhe herab. Er ignorierte es, folgte der Schlucht bis zur letzten Biegung. Ums Haar wäre er mit einem Terraner zusammengestoßen, der sich aus entgegengesetzter Richtung näherte.
    „Du?" Geräuschvoll holte er Atem. Nein!, korrigierte er sich. Kein Terraner, ein Halbterraner. Oder ein Halbarkonide.
    Kantiran schien über die unerwartete Begegnung keineswegs erstaunt zu sein. Er musterte Bully ernst, dann lief ihm eine einzelne Träne über die rechte Wange und hinterließ eine glitzernde Salzspur.
    Perrys Sohn setzte seinen Weg hastig fort.
    Er ging durch Bully hindurch, ohne ihn zu beachten. Es handelte sich um eine Projektion, realistischer als die Darstellung in der kondensierten Spiegelfläche, die sie gesehen hatten.
    „Schlußfolgerung eins", sagte Tolot von hinten, „wir erleben tatsächlich Vorgänge, die sich irgendwann auf Parrakh abgespielt haben. Schlußfolgerung zwei, sie nehmen an Deutlichkeit zu."
    Bully nickte grimmig. Satrugar gewann die Kontrolle über sich endgültig zurück.
    Ihnen rann die Zeit wie Sand durch die Finger.
    Weiter, alter Junge! Er übersah eine durchsichtige Wand, die das Ende der Schlucht bildete. Sie teilte schmerzhafte Stromschläge aus. Dahinter entdeckte er einen Hohlraum mit wechselnden Lichtverhältnissen, mal dämmerig, mal taghell. Bully erkannte zwei Gestalten, die sich nicht rührten.
    Bei der einen handelte es sich wieder um Kantiran. Er saß neben einer Gestalt, die reglos und leicht gekrümmt am Boden lag.
    Ihr Gesicht sah Bully nicht, aber die Proportionen des Körpers und das lange Kopfhaar wiesen eindeutig auf Ascari da Vivo hin.
    „Die dunklen Flecken auf ihrer Montur könnten Blut sein", kommentierte Icho Tolot.
    Bully entdeckte eine weitere Gestalt im Hintergrund. Sie saß auf einem Stein, undeutlich, und farblich fast völlig mit der Umgebung verschmolzen. Nur das rote Kopfhaar leuchtete. Immer wieder zogen Schatten über den Körper und den Boden.
    „Sie sitzen im Freien, die Helligkeitswechsel werden von Wolken erzeugt." Oder von Gleitern und Raumschiffen, fügte er in Gedanken hinzu. „Tolotos, ich glaube, die beiden halten Totenwache!"
    Bully verstand die Welt nicht mehr. Hatte der tollkühne Knabe tatsächlich die eigene Mutter auf dem Gewissen?
    Du weißt doch gar nicht, was davor gewesen ist!, rief er sich zur Ordnung. Vielleicht ein Unfall ...?
    Totenwache halten zählte zu den Dingen im Leben eines Arkoniden, die man nur dem besten Freund und treuesten Gefährten zuteil werden ließ.
    Aber Kantiran und Ascari da Vivo? Selbst wenn sie seine Mutter war?
    Gerade deshalb! Bully ging endlich ein Licht auf. Er hat seinen Frieden mit ihr gemacht.
    Würde er jemals erfahren, ob diese Szene der Wirklichkeit entsprach oder dem wahnsinnigen Gehirn des Nocturnenstocks entsprang?
    „Ich stimme dir zu, mein Freund", erwiderte der Haluter ein wenig förmlich. „Sie halten Totenwache."
    Hatte Ascari da Vivo auf Parrakh tatsächlich ihr Leben gelassen?
    Bully hielt die Luft an. Aus Kantirans Körper schoß plötzlich eine Faust. Sie öffnete sich, vier Finger reckten sich in die Höhe – mit Metallstiften in den Zwischenräumen.
    Im nächsten Augenblick schlug die Hand zu Boden und hinterließ eine deutlich sichtbare Delle.
    Dann kroch sie weiter, zog einen Unterarm hinter sich her, über den bläuliche Blitze wie von Entladungen liefen. Es fing an, nach Ozon zu riechen.
    Plötzlich begriff Bully, daß es sich nicht um einen Vorgang auf Parrakh handelte. Die Szenerie der Totenwache mit den drei Personen verblaßte langsam, während der Arm sich durch den Boden wühlte, als sei er auf der Suche nach einem Halt. Seine Oberfläche glänzte metallisch.
    Die Hand erreichte die unsichtbare Barriere. Eine Detonation begleitete den Lichtblitz. Die Druckwelle warf Bully nach hinten. Ohne die Hilfe des Haluters wäre er schwer gestürzt.
    Das unsichtbare Hindernis

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