2295 - Die Rückkehr
„Zehn Stunden wären noch besser.
Also, an die Arbeit bitte!"
Während des Gesprächs war Julian Tifflor in den Konferenzraum gekommen.
Nachdem die drei Positronikspezialisten abgezogen waren - man hörte sie draußen auf dem Gang noch heftig debattieren -, meinte er grinsend: „Das sind so Typen, was? Aber Tocco Savalle hält große Stücke auf sie. Wenn die etwas nicht hinkriegen, ist es unmöglich, meint sie."
Rhodan fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. „Hoffen wir, dass sie Recht hat."
Die Leiterin der Abteilung Positroniken war selbst nicht gerade ein Mensch, auf den die Bezeichnung „durchschnittlich" gepasst hätte. Andererseits hatte sie ihren Posten zweifellos nicht in der Lotterie gewonnen. „Was gibt es Neues bei dir?"
„Ich habe Monkey gerade das Kommando übergeben; er will später noch herüberkommen. Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse. Die Wacheinheiten fliegen Patrouille, die Umbauarbeiten gehen wie geplant voran ... Ein ruhiger Tag.
Beruhigend ereignislos."
Rhodan hob die Augenbrauen. „Ehrlich gesagt zerrt gerade nichts so sehr an meinen Nerven wie diese Ereignislosigkeit."
Tifflor lehnte sich mit verschränkten Armen und höchst verwundertem Gesichtsausdruck gegen das Schott. „Für so heißblütig hätte ich dich jetzt nicht gehalten."
„Das hat mit Heißblütigkeit nichts zu tun. Überleg doch mal: Inzwischen hat Gon-0 uns fast zwei Monate lang in Ruhe gelassen. Obwohl er weiß, dass wir hier sind.
Obwohl es nur siebenundzwanzig Lichtjahre sind. Obwohl er eine Streitmacht im Sonnensystem zusammengezogen hat, der wir so gut wie nichts entgegenzusetzen haben. Es wäre für ihn nur ein Abstecher, eine Beschäftigung von ein paar Stunden, uns restlos aus dem Universum zu tilgen. Er könnte es quasi nebenbei erledigen - aber er tut es nicht. Er ignoriert uns."
„Und anstatt froh darüber zu sein, fühlst du dich missachtet, oder was?"
Rhodan schüttelte den Kopf. „Für mich heißt das, dass er sich absolut sicher ist, dass wir keine Gefahr für ihn darstellen. Nicht einmal mit unserem Dissonanzgeschütz. Und dass er etwas Wichtigeres zu tun hat, als uns auszuschalten." Er musterte Tifflor, ohne sich zu bemühen, das Maß seiner Beunruhigung zu verbergen. „Mir graut, wenn ich mir zu überlegen versuche, was das sein könnte."
Der Dringlichkeitston ließ Rhodan aus dem Schlaf hochfahren. Mit einem Satz war er aus dem Bett und am Interkom.
Monkeys Kennung. „Was gibt es?" Er hatte gar kein gutes Gefühl. „Eben ist eine Nachricht von NATHAN eingetroffen", sagte der USO-Chef. „Und?"
„Komm am besten so schnell wie möglich in die Zentrale."
Rhodan griff schon nach seiner Hose. „Ich bin in einer Minute da."
„Das empfiehlt sich. Von jetzt an zählt nämlich jede einzelne davon." Damit schaltete der Oxtorner ab
6.
Man schrieb den 15. Mai 1333 NGZ, und die Uhren zeigten 15.30 Uhr Standardzeit, als die Trivid-Schaltung zu allen Schiffen der Flotte aufgebaut wurde. Perry Rhodan straffte sich, als das rote Licht anging, blickte in die Objektive der Kameras und dachte an die Männer und Frauen, die in diesem Moment zweifellos alles liegen und stehen ließen, um ihn zu sehen oder zumindest zu hören. Ansprachen an die gesamte Besatzung waren selten; in dieser Situation hatte die bloße Ankündigung den Charakter eines Großalarms.
Nicht zu Unrecht. „Wir haben heute beunruhigende Nachrichten aus dem Solsystem erhalten", begann Rhodan nach einer denkbar knappen Begrüßung. „Nachrichten, die es erforderlich machen, umgehend zu handeln. Nachrichten, die auf schreckliche Weise eine Frage beantworten, die uns alle seit Wochen beschäftigt - die Frage nämlich, warum Gon-0 und die Kybb uns in Ruhe lassen, anstatt uns mit aller Macht anzugreifen."
Rhodan zwang sich zu einem tiefen, ruhigen Atemzug. Er hatte mehr solcher Ansprachen in seinem Leben gehalten, als er oder irgendjemand hätte zählen können, doch dies war kein Anlass, den er mit professioneller Kühle durchzustehen imstande gewesen wäre. Es brodelte in ihm. Angst und Zorn fraßen an den Fundamenten seiner Selbstbeherrschung. „Homer G. Adams und Mondra Diamond ist es gelungen, Kontakt zu Reginald Bull, Icho Tolot und Gucky aufzunehmen, die sich seit geraumer Zeit in der Gefangenschaft der Gottheit Gon-Orbhon befinden." Im Inneren eines Nocturnenstocks, gefesselt von Kräften, denen weder der körperlich nahezu unbesiegbare Haluter noch der mit schier unermesslichen Psi-Fähigkeiten
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