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2296 - In der Hölle von Whocain

Titel: 2296 - In der Hölle von Whocain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Seele. Aber nichts, Fehlanzeige auf der ganzen Linie!"
    Ich ahnte, worauf Siderip hinauswollte. Gleichwohl unterbrach ich ihn nicht. Es tat dem Jungen sichtlich gut, sich seinen Frust von der Leber reden zu können. „Nicht einmal der Prim-Direktor Gabrio Bitz, ein Kybb-Rodish, vormals die höchste Instanz im Tan-Jamondi-System, dürfte über entsprechende Kenntnisse verfügen. Wir drehen ihn fast pausenlos durch die Mangel, vernehmen ihn wieder und wieder, unter Nutzung aller denkbaren technischen Hilfsmittel. Ergebnis: null."
    Hajmo schüttelte den Kopf. „Meine Vorgesetzten wagen es nicht laut auszusprechen. Aber die Wahrscheinlichkeit tendiert zu hundert Prozent, dass Bitz, Letoxx und sämtliche ihrer Zeitgenossen tatsächlich nicht das Geringste von einer Waffe gegen die Titanen-Schiffe wissen!"
    Er hatte sich in Rage geredet. Es gefiel mir, wie sehr er sich mit seiner Aufgabe identifizierte, wie zornig ihn sein Versagen machte. „Welche Konsequenzen ziehst du daraus?" Ich sah ihm in die Funken sprühenden Augen.
    Hajmo Siderip hielt meinem Blick stand. „Entweder wir finden uns damit ab, dass es gar keine Wunderwaffe gibt. Dass sie nur ein Mythos ist, der jeder realen Grundlage entbehrt."
    „Einspruch! Tagg Kharzani hatte stets eine Waffe gefürchtet, von der er annahm, sie könnte sich in Carya Andaxis Besitz befinden."
    „Sagt Carya Andaxi. Dass er selbst sie besaß - das wissen wir nicht." .„Hm. - Oder...?"
    „Oder wir hören auf, unsere Hoffnungen auf die aller Voraussicht nach sinnlosen Interviews zu setzen. Und suchen stattdessen endlich dort, wo sich die ältesten Relikte der Kybb befinden. Auf Tan-Eis, in der Trakenstadt Whocain!"
    Ich hatte die Entscheidung, die ich in diesem Moment traf, lange vor mir hergeschoben. Könnte heute nicht mehr sagen, was letztlich den Ausschlag gab: ob der jugendliche Überschwang des aufstrebenden Xenopsychologen oder sein Bericht von Letoxx, dem Verräter. „Whocain ist die Hölle", sagte ich mit Bedacht. „Sich da hinunterzuwagen, der reine Wahnsinn. Ein Himmelfahrtskommando mit kaum vertretbarem Risiko. - Wärst du gern dabei?"
    Hajmo starrte mich an, erst ungläubig, dann begeistert. „Na klar!"
    Mein Extrasinn schwieg. Doch ein Kribbeln zwischen den Schulterblättern zeigte mir an, dass sich jetzt eins ins andere fügte.
    Der Zeitpunkt war gekommen, meine allerletzte Karte auszuspielen.
    Es war beileibe kein hoher Trumpf, den ich in der Hinterhand hielt, alles andere als ein sicherer Stich, eher Hasard in Reinkultur. Ich hatte bis zuletzt gehofft, darauf verzichten zu können.
    Siderip hatte mir klar gemacht, dass ich definitiv keine Wahl mehr hatte. „Dir ist bewusst, dass du von diesem Einsatz möglicherweise nicht mehr zurückkehren wirst?"
    „Ich bin ein Terraner", antwortete der Junge ruhig, als wäre damit alles gesagt.
    Den spontanen Impuls, ihm meine Hand auf die Schulter zu legen, unterdrückte ich gerade noch. In seinem Alter empfand man gewöhnlich eine Abneigung gegen väterliche Gesten.
    So sagte ich nur: „Schön. Gehen wir."
    „Wohin?"
    „In die Krankenstation. Ich möchte dir jemanden vorstellen."
     
    1.
     
    Die verrückte Seherin Sie hörte Stimmen.
    Manchmal sah sie Gespenster.
    Was real war und was nicht, vermochte sie inzwischen schon ganz gut zu unterscheiden. Sie musste sich nur fest darauf konzentrieren.
    Am schwersten fiel es ihr, wenn ihr ursprüngliches Gehirn müde wurde.
    Im Halbschlaf. Dann, wenn das einsetzte, was bei anderen, „normalen" Menschen „Traum" genannt wurde.
    Sie aber konnte nicht schlafen, seit Wochen nicht mehr.
    Pausenlos gingen ihr ... Dinge durch den künstlich aufgeblähten Kopf. Wenn der Körper ruhte und ihre Willenskraft schwand, verschwammen Vergangenheit und Gegenwart, Wirklichkeit und Einbildung.
    Dann drohte sie die Urteilskraft zu verlieren. Und die Stimmen hallten immer lauter, immer lauter...
    Das Hauptproblem bei der Diagnose prä- oder allgemein metakognitiver Phänomene ist, die Herkunft verschiedener als Sinneseindrücke wahrgenommener Gedanken-Inhalte festzustellen. Diese Stimme kannte sie. Früher hatte sie zu einem ihrer Ausbilder gehört. Das Fach war „Angewandte Parapsychologie" gewesen.
    Ein Beispiel. Jemand träumt, er fliegt mit einem Gleiter. Da ertönt ein lauter Knall.
    Ein Schuss, aus einer altertümlichen Handfeuerwaffe!
    Das Projektil trifft den Antigravprojektor und beschädigt ihn, sodass der Gleiter abstürzt und am Boden zerschellt. Wie könnte das zu deuten

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