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2297 - Unter dem Kondensator-Dom

Titel: 2297 - Unter dem Kondensator-Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ergebnis.
    Spex atmete auf (luftlos, lustlos), als sich der Tross in Bewegung setzte; quälend behäbig, aber immerhin.
    Der schleimige Oberlehrer führte sie in einen feuchtkalten, schlecht belüfteten Unterrichtsraum, in dem Hunderte halbwüchsiger Traken dicht an dicht hinter primitiven Rechnerpulten hockten. Filanas olfaktorische Rezeptoren kringelten sich panisch ein, im vollkommen aussichtslosen Bestreben, dem Kloakengestank zu entgehen. 79 Prozent der Arme aller Schüler im Hörsaal waren mit mindestens einer Binde umwickelt.
    Blut und Eiter tränkten die schmutzigen, garantiert nicht sterilen Gazefetzen. „Fehlverhalten ahnden wir mit leichten Fleischwunden", erläuterte Budul im Plauderton. „Diese probate pädagogische Maßnahme bereitet x) kurzfristig lehrreiche Konditionierung, y) leistet sie dem Verlangen nach Amputation der minderwertigen Glieder Vorschub. Begierde ist die stärkste Stimulanz, darüber brauchen wir, glaube ich, nicht zu reden. Die Aussicht auf schmerzfreie Prothesen motiviert ungemein. Nicht wahr, Kushke?"
    Der unvermittelt Angeblaffte zuckte zusammen. Aus dem Handgelenk des Schulmeisters war ein Skalpell ausgefahren. Die Klinge streifte Kushkes Ellbogen. Dreiunddreißig Stacheln segelten langsam zu Boden. „Ich bringe meine Hausübungen nach!", wimmerte der Schüler. „Seht ihr?", sagte Budul im Weitergehen milde zu den Terranern. „Wir zwingen unsere Schützlinge nicht zu ihrem Glück. Wir unterbreiten faire Angebote, die sie jederzeit ohne Gefahr für Leib und Leben ablehnen können. Die dunklen Zeiten des gleichmacherischen Drills haben wir lange schon überwunden. - Wie motiviert eigentlich ihr, wenn ich fragen darf, eure Heranwachsenden?"
    „Im Wesentlichen auf die gleiche Weise", antwortete Filana lakonisch.
    Sie aktivierte kurz den Pseudo-Trakensinn ihres Augenimplantats, um die Gemütslage im Lehrsaal aufzunehmen. Jählings verwandelte sich der triste, karge Raum in einen überschwänglich bunten Wirrwarr aus Dutzenden elektromagnetischen Feldern.
    An den Wänden blinkten Parolen im Trakenkode, von der Sorte „Nicht für die Schule, für das Lernen leben wir", aber auch einige Graffiti mit Spottversen auf die Dummheit der Besatzer.
    Hajmo Siderips Image-Kampagne, die den Besiegten ein Ventil für ihre Frustration verschaffen sollte, hatte auch hier Früchte gezeitigt.
    Da die Jugendlichen noch nicht über Prothesen verfügten, die ihre Aura verstärkten, waren sie schwerer zu „lesen". Filanas normaloptisch erfolgte Einschätzung bestätigte sich trotzdem.
    Die große Mehrheit der Kadetten ignorierte die fremden Besucher, wollte deren Anwesenheit schlichtweg nicht wahrhaben. Ein kleinerer Teil zeigte ähnliche Neugier und Aufgeschlossenheit wie der Schulleiter.
    Einzelne Studenten waren von verhaltener Wut und brodelndem Hass auf die Okkupanten erfüllt. Doch entdeckte Filana bei keinem von ihnen ein TRAKTAT-Emblem, wie es die Attentäterin im Kolosseum getragen hatte. In Summe ergab sich ein Stimmungsbild, das dem der Passanten glich, die ihnen in Whocain begegnet waren.
    Sie desaktivierte den Trakenmodus. Seit Filana unter Anleitung des Specters einige kleinere Verbesserungen an ihren positronischen Boostern vorgenommen hatte, strengte sie deren Benutzung etwas weniger an. Frei von Beschwerden war sie deshalb keineswegs. Auch die Fähigkeit zum Tiefschlaf hatte sie noch nicht wiedererlangt. Dazu waren umfassendere Modifikationen notwendig, für die die Zeit nicht gereicht hatte. Wenigstens traten die Phasen der Desorientierung seltener auf, und anstelle der vielen verschiedenen Phantomstimmen hörte sie derzeit nur mehr eine: die des Specters.
    Kann man das hier nicht ein wenig beschleunigen?, quengelte Filanas „Gast" zum bestimmt hundertsten Mal. Da verschlammen einem ja die Output-Ports!
    Sie hatte Verständnis für die Ungeduld des Geistwesens, dessen ÜBSEF-Konstante in den Biopon-Modulen verankert war, die Filana im Ranzen auf ihrem Rücken trug. Zugleich trieb ihr das Wissen darum, dass eine fremde, unbegreifliche Entität ihre sensorischen Organe mitbenutzte, immer wieder Schauder über den Rücken.
    Hör sofort auf damit! Das kitzelt scheußlich!
    Der anheimelndste, pflegeleichteste Gefährte war Spex nicht gerade. Eher ein, nun ja, lebender Beweis dafür, dass man auch ohne eigene Sinne überaus eigensinnig sein konnte.
    Uäh! Ich hasse Wortspiele.
    Zum Glück vermochte das Specter nur passiv an ihren Wahrnehmungen zu partizipieren und Filana

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