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2297 - Unter dem Kondensator-Dom

Titel: 2297 - Unter dem Kondensator-Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in wesentlich besserem Zustand befand. Am Boden lag kaum mehr Geröll. Nach wenigen Minuten passierten sie einen gut hundert Meter hohen, senkrecht nach oben führenden Schacht. Einige Abzweigungen weiter endete der Gang vor einem massiven, offen stehenden Schott.
    Gorm signalisierte, dass seine Truppen die Umgebung gesichert hatten. Angeführt von zweien der Leibwächter, stieg die Kerngruppe durch das Schott.
    In eine Halle, düster beleuchtet. Leer bis auf spiegelglatte Eispfützen. Die Luft schmeckte abgestanden, muffig, nach Moder und saurem Erbrochenem.
    Ein weiteres trakisches Ferienparadies, motzte das Specter.
    Filana Karonadse vollführte eine ruckartige Kopfbewegung, ohne dass Hajmo eine Motivation dafür erkennen konnte.
    Er sorgte sich um die Positronikerin. Deren Befinden schien sich wieder zu verschlechtern.
    Ihre Zunge leckte unausgesetzt auf der Unterlippe hin und her, her und hin.
    Letoxx keifte: „Bitte. Ich habe euch doch gesagt, hier ist nichts mehr zu holen. Wir haben den Saal ausgeräumt. Zweihundertundachtundneunzig intakte Kyber-Neutros wurden in Schlacht-Trapondern stationiert. Insgesamt waren es weit über dreihundert, aber etliche sind demoliert worden."
    „Was ist mit denen geschehen?", fragte Hajmo. „Zerstrahlt."
    „Hm. Die übrigen - wie sahen sie aus?"
    „Ein bisschen wie Trakensärge. Halb transparente, mit Flüssigkeit gefüllte Wannen, äußerlich stark verschmutzt.
    Wenngleich uns unklar war, woher in dieser Umgebung der Dreck gekommen sein sollte."
    Filana deutete auf die gefrorenen Pfützen. „Stammt das aus den Behältern?"
    „Ja, aus den kaputten. Auch in den unbeschädigten Bassins hat das Fluid verdorben gewirkt, als sei es im Absterben begriffen. Aber nachdem wir mit herangeschafften Mikromeilern Energie zuführten, erholten sich die eingelagerten biologischen Gallerte zusehends. Und unter Neuralspannung funktionierten die Artefakte später einwandfrei."
    „Wir könnten die vereiste Flüssigkeit analysieren ...", sagte Hajmo. Noch während er sprach, ging ihm auf, wie töricht der Gedanke war.
    Analysieren, ja; vielleicht. Und was dann? In nur einem Tag klonen, züchten, die Kyber-Neutros mit allem Drum und Dran nachbauen?
    Die Wissenschaftler und Ingenieure in den Bordlabors der ENTDECKER leisteten viel. Aber das nicht. Nie und nimmer.
    Hajmo hob die Hand zum Zeichen, dass er die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens selbst einsah. „Sehen wir uns um", sagte er matt.
    Sein Optimismus hatte sich von einem Augenblick zum anderen verflüchtigt. Was sollten sie hier noch finden?
    Letoxx und seine Untergebenen hatten die Halle sicherlich penibel abgesucht, unter Zuhilfenahme ihres Trakensinns. Also würden auch Filanas Implantate keine neuen Ergebnisse zu Tage fördern.
    Die Positronikerin hinkte langsam, stockenden Schritts, zur gegenüberliegenden, mattblau gekachelten Wand. Dabei neigte sie den von der Kapuze verdeckten Kopf leicht zur Seite, ähnlich wie es Atlan manchmal tat, wenn er den Einflüsterungen seines Extrasinns lauschte.
    Hajmo wertete das als weiteres Indiz für Karonadses psychische Probleme.
    Sie legte eine Handfläche auf die keramische Wandverkleidung. „Hier drin ist was", sagte sie leise und gedehnt, beinahe verträumt. „In der Decke ebenfalls."
    „Uralte Leitungen", meldete sich Iant Letoxx, der beim Schott stehen geblieben war. „Die führen nirgendwo hin. Sind auch bis auf rudimentäre Kriechströme energetisch tot. Nichts Ungewöhnliches, so was findest du überall auf Tan-Eis. - Aber Respekt, Seherin, du nimmst es mit manchen unserer Neuner auf."
    Filana äußerte sich nicht dazu, dass der Trake sie offenbar längst durchschaut hatte. „Ist versucht worden, dieses Gitter anzuzapfen?"
    „Selbstverständlich." Letoxx watschelte quer durch den Raum. Er löste eine Kachel und warf sie achtlos zu Boden. Das Scheppern hallte in dem großen, leeren Saal lange nach. Mit den linken Daumen zog Letoxx ein dünnes Kabel aus seinem rechten Oberarm und steckte es in die Mauer.
    Er winkte Filana und Hajmo heran, zeigte ihnen die Handfläche, in der ein sechseckiges Display glimmte. „Da. Seht ihr? Keinerlei Datengehalt, keine aktivierbaren Prozessoren."
    Hajmo erkannte genau nichts.
    Die Positronikerin aber nickte bedächtig, wiegte den Kopf nach links, nach rechts, ließ ihn dann kreisen, wie um ihre Halsmuskulatur zu lockern. „Ja", murmelte sie dabei kaum hörbar. „Mag sein."
    Laut, mit veränderter, viel kräftigerer Stimme, sagte sie zu Letoxx:

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