2298 - Bericht eines Toten
Offensiv-Flottenverband so umgruppiert, dass die Kybb-Titanen problemlos in die Formation eindringen konnten - immer hinter der TRAJAN her. Monkey und seine USO-Mannschaft waren auf Fluchtkurs gegangen, die drei Kybb-Titanen hatten das Manöver nachvollzogen und waren direkt vor die Kanonen jener zwölf PRAETORIA-BOXEN und ENTDECKER geflogen, die mit Dissonanzgeschützen ausgerüstet waren.
Wenige Sekunden Trommelfeuer, und der erste der drei Titanen war explodiert.
Ich sah Harinta an. „Sie werden nicht noch einmal so dumm sein", wiederholte ich kaum hörbar.
Auf dem Holo konnten wir verfolgen, dass die TRAJAN und die zwölf Einheiten, die der Feind sich als erstes Ziel ausgesucht hatte, ein Ausweichmanöver flogen, mit knapp fünfzig Prozent Licht Richtung Uranusbahn, parallel zu den LFT-BOXEN, ENTDECKERN und PRAETORIA-Einheiten, von denen über 1200 mit Dissonanzgeschützen ausgerüstet waren. „Sie wissen nichts von den anderen Geschützen!", murmelte Harinta fast genauso leise, und es klang noch immer schier beschwörerisch. „Vielleicht rechnet Rhodan damit, dass sie vermuten, er wolle sie aus dem Sonnensystem locken!"
Die taktischen Vorbereitungen der Schlacht, dachte ich mit ohnmächtiger Wut. Wir wollen die Titanen mit Waffen überraschen, von denen sie nichts wissen, sie überraschen uns damit, dass sie die Reichweite ihrer Geschütze optimiert haben!
Auf dem Holo leuchteten Dutzende, wenn nicht sogar Hunderte von Punkten hell auf. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Explodierende terranische Einheiten ...
Durch die Trümmer der zerstörten Schiffe rasten die Titanen weiter. Den Energieortungen zufolge feuerten sie aus allen Rohren. Dort, auf Höhe der Jupiterbahn, verwandelte sich das All in eine Hölle. Die angemessenen Emissionen überschritten alle mir bislang bekannten Höchstwerte. Dort brodelte und fauchte der Tod.
Dann leuchtete ein weiterer Punkt auf dem Holo auf. Ich hielt einen Moment lang den Atem an ... und fiel dann ein in den Aufschrei, der durch die Zentrale ging.
Protokolle der Unsterblichen Perry Rhodan Rhodan sah, wie der Kybb-Titan im Trommelfeuer der Dissonanzgeschütze verging. Er hatte es kaum zu hoffen gewagt, doch seine Kriegslist war zum zweiten Mal aufgegangen. Die TRAJAN und die anderen Einheiten hatten die beiden feindlichen Raumer in die Reichweite der anderen ENTDECKER und LFT-BOXEN gelockt, die den Raumriesen dann gezielt unter Beschuss genommen hatten.
Obwohl ihm klar war, dass in den letzten Minuten dort Hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen von Intelligenzwesen gestorben waren, verspürte er ein seltsames Gefühl, einen Anflug von ... nein, nicht Begeisterung, keineswegs. Auch nicht Erleichterung. Er konnte es nicht beschreiben.
Der erste Erfolg in dieser Schlacht!
Doch dieses Gefühl verging schnell wieder, als er sah, dass der zweite Kybb-Titan trotz des intensiven Trommelfeuers der terranischen Einheiten völlig unversehrt entkommen war.
Er rief weitere Daten ab. Ohne die Unterstützung der Positroniken wäre er in der Informationsflut untergegangen. Hunderttausende von Meldungen trafen gleichzeitig ein, und kein Mensch hätte eine auch nur einigermaßen vernünftige Selektion zustande gebracht.
So, wie diese ungefilterte Flut ihn mitreißen und ertränken würde, drückte die Last der Verantwortung ihn nieder, als er die Auswertungen des Geschehens analysierte. Er hatte Hunderte von Schiffen verloren - und zwar ENTDECKER und LFT-BOXEN, Einheiten PRAETORIAS, das Beste, was er aufzubieten hatte. Düster wurde ihm klar, dass der erste Angriff verheerend verlaufen war. Der Feind hatte mit spielerischer Leichtigkeit in den Reihen der terranischen Einheiten gewütet, grausame Breschen geschlagen, mit wenigen Salven millionenfachen Tod verursacht.
War die Schlacht schon verloren, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte?
Denn nun war die Katze aus dem Sack. Der Feind wusste jetzt, welche Waffen Terra ins Feld zu führen hatte, und konnte sich darauf einstellen. Ihm war jetzt klar, dass die terranischen Einheiten keineswegs nur über zwölf Dissonanzgeschütze verfügten, sondern über wesentlich mehr.
Die Zeichen standen mehr als schlecht. Es gab nicht mehr den geringsten Überraschungseffekt, den er noch zu seinen Gunsten ausnutzen könnte.
Herr über Leben und Tod, dachte Rhodan. Aber ich habe keine Wahl. Ich muss den Angriff fortsetzen lassen, weil sonst niemand im Solsystem am Leben bleibt! Jetzt kann uns nur noch ein Wunder
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