2299 - Ahandaba
plötzlich eine eisige Kälte ausstrahlten. Sie wusste, woran das lag - hochwertige Manschette-Modul-Kombinationen wie die des Direktors ergänzten die Ladung ihrer Energiezellen permanent durch den Entzug von Wärme aus der Umgebung, und genau das schien soeben zu geschehen; es machte den Kyyb-Traken noch fremdartiger und damit unheimlicher für sie.
Der Prim-Direktor starrte den Schutzherrn ungläubig an. „So schwer es aus historischen Gründen beiden Seiten auch fallen muss, es gibt keine andere Alternative. Durch die Verschmelzung von Satrugar und Ka Than sind die alten Gegensätze zwischen den Kybb und den Motana nicht verschwunden, aber die Völker Jamondis werden nun auch nicht mehr kämpfen."
Die alten Gegensätze, dachte Zephyda. Sie erinnerte sich an den unbändigen Hass, den sie vor kurzem noch für die Kybb empfunden hatte. An ihren Schwur, als sie auf dem Planeten Futhorn ein Massengrab mit Hunderttausenden Bionischen Kreuzern gefunden hatten. An ihren feierlichen Schwur. Wir werden euch rächen. Bald wird es in Jamondi keinen einzigen Kybb mehr geben!
Sie dachte an Jadyel, ihren Bruder, der seine Gesundheit in der Schaumopalmine der Kybb-Cranar verloren hatte. An ihre junge Schwester Lesyde, die beim Überfall der Kybb-Cranar auf die Residenz von Pardahn gestorben war. An ihren zweiten Schwur auf Futhorn. Ich werde Tagg Kharzani und dem Monstrum Gon-Orbhon keine Chance geben. Wenn einer von ihnen nach Jamondi zurückkehrt, wird er keine einzige Kybb-Station mehr vorfinden und kein einziges Raumschiff der Unterdrücker.
Und nun stand das Monstrum Gon-Orbhon neben ihr und bot dem obersten Kybb Frieden und Verzeihung an! „Du meinst...", begann der Direktor.
Gon-Orbhon nickte. „Es geht um Integration. Es gab eine Schutzherren-Kultur, damals, bevor Satrugar und Gon-Orbhon verschmolzen und unglaubliches Leid über alle brachten. Zu dieser Kultur gehörten auch die Kybb-Völker. Es wird wieder so sein. Heute sind die Tage der Vergebung für alle angebrochen. Nicht nur für mich, sondern auch für die Kybb."
Der Humanoide hob seine Stimme. „Wir werden jetzt nicht das große Strafgericht über die Kybb bringen, die Diener des Bösen, sondern einen Weg suchen, wie man ihnen verzeihen kann."
Schöne Worte, dachte Zephyda. Sie erinnerte sich an ihren Hass und fragte sich, wie dieser Weg beschritten werden sollte.
Und wie die anderen Motana darauf reagieren würden. Die Aussöhnung mit den Kybb ... Sie würde sich nicht wundern, wenn es in der nächsten Zeit zu Übergriffen kommen würde, zu Strafaktionen von Motana, die während der Unterdrückung oder im Befreiungskrieg ihre Kinder, Eltern oder Geschwister verloren hatten. Wenn Stimmen laut werden würden, die Kybb bis zum letzten Stachelhäuter auszurotten. Oder sie zumindest auf Wüsten-, Eis- oder sonstige Höllenplaneten zu verfrachten und darauf zu achten, dass sich diesen Welten nie wieder ein Raumschiff näherte, und jedes abzuschießen, das sie verlassen sollte.
Die Aussöhnung mit den Kybb ... Ihr war klar, dass sie hier am Anfang eines Weges standen, eines Prozesses, der erst von der nächsten oder übernächsten oder sogar einer noch späteren Generation abgeschlossen werden würde, wenn überhaupt.
Aber sie hatten eine Entscheidung getroffen und Weichen gestellt.
Und Zephyda fragte sie auch, wie und ob sie ihren Hass jemals würde überwinden können.
4.
Der Zweihundertjährige
Terra
2. Juni 1333 NGZ
Mondra Diamond betrachtete ergriffen die Reihen der Schohaaken, die in den Straßen ihrer Ansiedlung, einem kleinen Dorf in der Nähe von Terrania, lange Schlangen bildeten und geduldig darauf warteten, endlich an die Reihe zu kommen und sagen zu können, was sie zu sagen hatten. Die Ruhe und Gelassenheit der kleinen, zierlichen Fremdwesen beeindruckte sie.
Mittlerweile war klar, dass die Schohaaken Wichtiges zu verkünden hatten.
Als LFT-Staatssekretärin z. b. V. im Stab des Liga-Außenministers Julian Tifflor war Mondra noch immer für die Betreuung der Außerirdischen verantwortlich, die im Herbst des Jahres 1331 NGZ auf Terra materialisiert waren. Ihre Herkunft war nun kein Geheimnis mehr; sie hatten einiges über die Schohaaken herausgefunden. Sie hatten in der Milchstraße bis vor 20 Millionen Jahren zum wichtigsten Hilfsvolk der Superintelligenz ARCHETIM gehört, deren Leichnam seit dieser Zeit in der Sonne ruhte. Die Schohaaken der Gegenwart waren zwar Lebewesen und Individuen, allerdings ihrem Status nach
Weitere Kostenlose Bücher