2299 - Ahandaba
„nur" Aktionskörper ARCHETIMS.
Im Februar 1333 NGZ hatten sie dann zu träumen angefangen, einer nach dem anderen. Doch erst Ende April war klar geworden, was es mit diesen Träumen auf sich hatte: Sie teilten damit Erlebnisse und Erinnerungen, manchmal erhaschten sie auch Streiflichter der Zukunft.
Perry Rhodan trat aus dem improvisierten Kommunikationszentrum, das die LFT in dem kleinen Dorf errichtet hatte, und winkte Mondra zu sich. Unmittelbar nach den Wirren um die Schlacht um das Sonnensystem und dem anschließenden Lecken der Wunden war einfach keine Zeit gewesen, sich gebührend um ARCHETIMS Aktionskörper zu kümmern.
Langsam schritt sie zu dem schlichten Verschlag; der dennoch beträchtlich größer war als die Gebäude, in denen die Schohaaken lebten. Sie machte sich Sorgen um das Schicksal der Schohaaken. Sie fragte sich, was aus diesen Wesen nun werden würde.
In dem Gebäude herrschte drangvolle Enge. Es verfügte über insgesamt zehn gemütliche Sitzecken, die allesamt mit Positronik-Terminals ausgestattet waren. Unauffällig angebrachte Holokameras hielten jedes Wort und jede Bewegung fest, Psychologen und Kommunikationsexperten hielten sich bereit, um die Schohaaken zu betreuen.
Aber ihre Anwesenheit war eigentlich überflüssig. Die Schohaaken zeigten eine Disziplin, die Mondra unnatürlich vorkam, fast wie die von Robotern anmutete. Sie warteten draußen geduldig, bis sie hineingebeten wurden, gingen dann zu dem Terraner, der auf den nächsten Gesprächspartner wartete, und fingen an zu erzählen. „Ich singe das Lied ARCHETIMS. Ich erzähle von der Zeit, als ARCHETIM Phariske-Erigon verließ und in Tare-Scharm gegen die entstehende Negasphäre kämpfte ..."
„Ich singe das Lied ARCHETIMS. Ich erzähle von der Zeit, als die Schmetterblüher erschienen und ARCHETIMS Rückkehr ankündigten ..."
„Ich singe das Lied ARCHETIMS. Ich erzähle von der Zeit, als Ir'kham seine Macht und sein Reich verlor und als Inkarnation mumifiziert wurde ..."
„Ich singe das Lied ARCHETIMS. Ich erzähle von der Zeit, als ARCHETIM erstmals in Phariske-Erigon erschien und das Dunkle Zeitalter des Chaos und der Barbarei beendete und die Schohaaken sein auserwähltes Volk wurden ..."
Etwa die Hälfte der zweieinhalbtausend Schohaaken hatte das Gebäude bereits betreten, und jeder Einzelne hatte ein Fragment der Geschichte der Superintelligenz ARCHETIM erzählt - ungeordnet, außerhalb jeder Reihenfolge, doch allmählich bildeten die Einzelteile ein geschlossenes Ganzes. Ein Ganzes, das zweifellos von der anderen Hälfte der Fremdwesen vervollständigt werden würde.
Und ein gutes Dutzend Schohaaken hatten eine andere Geschichte erzählt. Die, was mit Myles Kantor und seinen Mitarbeitern geschehen war, nachdem sie die Station erreicht hatten, die sie in der Korona der Sonne entdeckt hatten.
Perry trat zu Mondra und zog sie in eine Ecke des großen Raums, in der sie die Gespräche - oder besser gesagt die Erzählungen - nicht störten. Sie zuckte zusammen, doch sie spürte nichts, als er sie berührte - kein Erschauern, keine Erregung, kein Bedauern. Darüber war sie zum Glück hinweg. Sie waren kein Liebespaar mehr, sie waren Freunde. „Wir glauben nun zu wissen, was genau in TRIPTYCHON passiert ist", sagte Perry leise. „In der Station haben Myles und die anderen Statuen gefunden, in denen ARCHETIMS Geschichte gespeichert war. Das Wissen dieser Statuen bildet die Träume, auf die die Schohaaken so sehnsüchtig gewartet haben. Und eine Spiralgalaxis hat ihnen diese Träume gebracht, aber offensichtlich nicht die, die der Zeilaktivator ausgelöst hat, als Myles starb."
Fragend sah sie den Unsterblichen an. „Als Myles von ES den Zellaktivatorchip bekam, hat die Superintelligenz ihm gleichzeitig ein rätselhaftes, handtellergroßes Mal in Form einer Spiralgalaxis verliehen. Es befand sich auf seinem linken Oberarm. Wir haben uns immer gefragt, was es zu bedeuten hat, doch nie eine Antwort darauf bekommen."
Sie schluckte. „Aber das ist..."
Perry nickte knapp. „Ja. ES hat ihm diese Tätowierung für genau diesen Fall zur Verfügung gestellt. Die Superintelligenz wusste ..."
Mondra schüttelte heftig den Kopf. „Das kann nicht sein. ES kann nicht mehr in die Zukunft sehen. Die Zeitschleife, in der ES zwanzig Millionen Jahre lang gelebt hat, ist vorbei." Sie lachte heiser auf. „Nicht unbedingt", korrigierte Perry. „ES ist ein Wesen, das über der Zeit steht. So wurde es früher stets behauptet,
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