2299 - Ahandaba
auch, als wir noch nichts von der Zeitschleife wussten. ES mag zwar nicht mehr die Zukunft sehen können, durchaus aber viele potenzielle Zukünfte. ES kann Entwicklungen extrapolieren! Und in einer dieser möglichen Entwicklungen, die die Superintelligenz sehen konnte, hat ES dann wahrgenommen, dass Myles eines Tages extrem wichtig für die Zukunft der Menschheit werden würde ... und vielleicht auch für den Korpus des toten ARCHETIM."
„Und du meinst..."
„Ja. In weiser Voraussicht hat ES Myles also seine Beine zurückgegeben und zusätzlich das Mal, das von vornherein darauf angelegt war, in Wechselwirkung mit ARCHETIMS Korpus zu treten - oder besser gesagt mit dem Wissen, das in den Statuen in der Station gespeichert war."
„Aber warum sollte ES so etwas tun?"
Perry Rhodan zuckte die Achseln. „Vielleicht, damit die Geschichte ARCHETIMS nicht für immer verloren geht? Vielleicht, um Myles Kantors viel zu frühem Tod nachträglich noch einen Sinn zu geben ...?"
„Myles war ein Held! Er hat die Menschheit gerettet!"
„Vielleicht war ES das nicht genug. Vielleicht verspürte ES so etwas wie Dankbarkeit gegenüber ARCHETIM, dessen psionisches Feld ja seine Entwicklung als Superintelligenz stark beeinflusst hat."
„Vielleicht, vielleicht ..." Nachdrücklich schüttelte Mondra den Kopf. „Wir werden es wohl nie mit letzter Gewissheit erfahren", gestand Perry ein. „Das Universum hütet Geheimnisse, die sich uns niemals erschließen werden. Selbst wenn wir ES noch einmal begegnen sollten, würde die Superintelligenz sich wohl kaum in die Karten schauen lassen und uns die Wahrheit verraten. Aber das ist eine plausible Erklärung, die keine Fragen offen lässt."
Mondra seufzte leise. Der Unsterbliche hatte Recht. Sie mussten sich mit dem zufrieden geben, was die menschliche Logik erfassen konnte. In eine Superintelligenz konnte sich niemand von ihnen hineindenken, nicht einmal Perry. „Leider hat bislang kein einziger Schohaake etwas darüber verlauten lassen, wie es ARCHETIM gelang, in der Galaxis Tare-Scharm das Entstehen einer Negasphäre zu verhindern. Wir wissen noch immer nicht, was mit dem Vorgang gemeint ist, den ARCHETIM als Retroversion bezeichnet hat." Perrys Gesicht verdüsterte sich.
Mondra verstand ihn nur allzu gut. Auch sie wusste von der Vorhersage der Pangalaktischen Statistiker, dass sich in der Galaxis Hangay, also in unmittelbarer Nähe der Milchstraße, bald eine Negasphäre bilden würde. Hinweise auf ARCHETIMS Vorgehen wären unschätzbar wertvoll gewesen.
Unwillig wandte sie sich dem Schohaaken zu, der gerade das Gebäude betreten hatte und mit seinem Bericht begann. „Ich singe das Lied ARCHETIMS. Ich erzähle von der Zeit, als der Planet Oaghonyr zum geistigen Zentrum der Galaxis und Sitz der Superintelligenz wurde ..."
Im nächsten Augenblick summte Rhodans Mehrzweck-Armbandgerät. Die Stimme, die aus dem Lautsprecher drang, war zwar leise, doch Mondra stand so dicht neben Rhodan, dass sie sie genau verstehen konnte. „Resident, eine Geiselnahme in der Wohnanlage Kanchenjunga im Stadtteil Sirius River City ..."
Mondra sah, dass Perry kurz die Stirn runzelte.
Ja, dachte sie, wieso behelligt man den Residenten mit so etwas? „Der Geiselnehmer behauptet, dich zu kennen, und möchte dich persönlich sprechen. Dann, so versichert er, könne die Sache beigelegt werden, ohne dass es zu Blutvergießen kommt."
Rhodan sah sie an. „Begleitest du mich, Staatssekretärin zur besonderen Verwendung?"
Sie lächelte schwach. „Natürlich, Resident. Auch wenn das nicht in meinen direkten Aufgabenbereich fällt..."
Perry Rhodan betrachtete Mondra aus dem Augenwinkel. Die Mutter seines in ES aufgegangenen Sohns Delorian war noch immer eine ausgesprochene Schönheit. Mit ihrer dunklen Haut, den fast schwarzen Haaren und den grünen Augen, die wie Diamanten funkelten, schlug sie jedes männliche Wesen in ihrer Nähe in den Bann.
Augen wie Diamanten, dachte Rhodan. Vielleicht hatte das die ehemalige Zirkusartistin darauf gebracht, sich ihren Künstlernamen zuzulegen: Und Mondra Diamond klang ja nicht nur besser als etwa Mondra Esmerald, sondern traf auch besser ihr Wesen. Mit einem Diamanten verband man unwillkürlich mehr Härte als mit einem Smaragd.
Es kam ihm vor, als wäre sie in all den Jahren um keinen Tag gealtert.
Er wandte den Blick von ihr ab und konzentrierte sich auf den rasanten Flug des Gleiters.
Die Baykalobos Avenue war großräumig abgeriegelt; NATHAN hatte
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