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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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für den Schah-in-Schah anfertigen und dabei ihren Inhalt vor mir liegen haben. Wirst du mir diese Bitte gewähren? Sie sind in meinen Händen sicher, und du bekommst sie dann sogleich zurück.“
    „Nimm sie mit“, antwortete ich. „Dir und dem Ustad kann ich sie gern anvertrauen; ein anderer aber bekäme sie wohl nicht. Wann willst du diesen Bericht schreiben? Du sagst, sofort. Hältst du das für nötig?“
    „Allerdings. Es eilt. Darum werde ich ihn, sobald er fertig ist, durch einen zuverlässigen Boten nach Mihribani senden. Aber – freilich – ich habe nur Reitknechte mit. Ich konnte nicht an die Notwendigkeit einer solchen Botschaft denken und muß darum Euch um einen Mann ersuchen, der sich eher totschlagen läßt und meinen Bericht vorher verschlingt, ehe er ihn in falsche Hände kommen läßt.“
    Der Ustad sah mich fragend an. Es gab unter den Dschamikun wohl manchen, der geeignet war, aber er kam dennoch nicht sogleich auf einen bestimmten Namen. Da sagte ich:
    „Unser Kara Ben Halef! Er besitzt alle Eigenschaften, welche hierzu erforderlich sind. Trotz seiner Jugend können wir ihm wohl am meisten vertrauen. Außerdem stehen ihm die echten Eilkamele der Haddedihn zur Verfügung. Es gibt also für ihn nicht die geringste Gefahr, denn kein Mensch würde ihn einholen können. Er braucht nicht mehr als zwei Tage hin und zwei her. Wenn Ihr ihm einen Mann mitgebt, der den Weg nach Mihribani kennt, so kann er am Donnerstagabend wieder hier sein. Muß er aber auf Antwort warten, dann allerdings erst am Freitag –“
    Dieser Vorschlag fand solchen Anklang, daß ich mich gleich aufmachte, um mit Kara zu sprechen. Dschafar begleitete mich nach unten. Die Dokumente in der Hand, ging er nach seinem Turm. Kara befand sich bei seinen Eltern. Als ich hinaufkam, saß Halef aufrecht im Bette, nur ganz leicht gestützt.
    „Willkommen, Sihdi!“ rief er mir mit ziemlich kräftiger Stimme entgegen. „Du schaust so eilig aus?“
    „Es ist auch eilig, mein lieber Halef. Ich komme, um dir den Sohn für mehrere Tage zu nehmen. Er muß eine Botschaft übernehmen, welche ich nur dem Zuverlässigsten, den ich hier kenne, anvertrauen kann.“
    „Dem Zuverlässigsten? Hältst du unseren Kara dafür?“
    „Ja.“
    „Allah segne dich! Das ist wieder Arznei! Das hilft; das stärkt! Das macht mich schnell gesund! Wo soll er hin?“
    „Zum Schah-in-Schah.“
    „Zum – – –!“
    Das Wort blieb ihm vor Freude und Staunen im Mund stecken.
    „Ja, zum Schah-in-Schah!“ wiederholte ich. „Mit höchst wichtigen Depeschen!“
    „Zum Schah – – – in – – – Schah –!“ brachte er jetzt hervor, indem er die Hände selig zusammenschlug.
    „Mit höchst wichtigen Depeschen!“ fügte Hanneh hinzu, die vor Wonne strahlte, denn das war wieder etwas, was noch nicht dagewesen war, eine Ehrung sondergleichen.
    Kara aber war still. Er sagte nichts. Das war so seine Art!
    Ich erklärte ihnen die Angelegenheit. Da ging Kara, um die Eilhedschihn zu füttern und zu tränken. Halef aber hielt mir seine Hand hin und sagte:
    „Sihdi, das kommt von dir. Ich weiß es, daß du ihn vorgeschlagen hast, denn ich kenne dich. Du weißt allerdings, daß Kara der richtige Bote ist, aber du hast dabei auch an uns, seine Eltern gedacht. Das ist abermals Arznei! Wenn das so fortgeht mit den frohen Botschaften, so springe ich noch heut von meinem Lager auf und laufe in einer Tour den ganzen Berg hinunter! Seit ich hier oben im Freien liege, werde ich wie im Galopp gesund!“
    Von hier aus ging ich zu den Pferden. Schon war ich an der Küchentür vorüber, da hörte ich mich hinter mir rufen. Ich drehte mich um. Pekala kam mir nach. Sie tat sehr heimlich.
    „Effendi, weiß du, daß heute Sonntag ist?“ fragte sie halblaut.
    „Natürlich!“
    „Und daß da mein Aschyk kommen wollte?“
    „Ja.“
    „Er kommt aber nicht!“
    „So? Warum nicht?“
    „Er hat sich anders besonnen und läßt dich bitten, nicht auf ihn zu warten.“
    „So war er aber doch wohl da? Denn du hast mit ihm gesprochen?“
    „Ja, er war da.“
    „Wann?“
    „Heut früh. Des Sonntags stehe ich immer eher auf als sonst, weil ich, wenn die Glocken läuten, mit der Arbeit fertig sein will. Heut war es nun noch zeitiger als gewöhnlich. Ich ging in den Garten, um Soghanlar (Zwiebeln) zu holen; da stand mein Aschyk plötzlich vor mir und sagte, daß er schon jetzt gekommen sei, weil er heute abend nicht dasein werde.“
    „Wo will er da wohl

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