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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der letzte nicht anders, ich mußte sofort die Beweise holen, welche der Aschyk mir ausgeliefert hatte.
    Das tat ich natürlich gern; ich hatte sie ja selbst noch nicht durchsehen können. Das taten wir nun gemeinschaftlich. Ich kann sagen, daß sie alle unsere Erwartungen weit übertrafen. Was wir über Ahriman Mirza neues erfuhren, war zwar von ganz bedeutender Wichtigkeit für uns und mußte ihm unbedingt verderblich werden, konnte uns aber nicht verwundern. Wenn seine Mittel auch als noch so verwerflich bezeichnet werden mußten, und wenn seine Ziele auch noch so unerlaubte waren, so hatte er seinen Haß doch immer Haß genannt und war zu stolz, fast möchte ich sagen, zu ehrenhaft gewesen, zu verbergen, daß er wühle. Das hat man selbst am ärgsten, am schlimmsten Feind anzuerkennen und wird ihn, wenn es möglich ist, hiernach behandeln. Was aber den Scheik ul Islam und seine von Allah zur Alleinseligkeit berufene Partei betrifft, so waren wir geradezu empört über das, was wir da lasen und erfuhren. Das klang alles so mild und freundlich, so leutselig und demütig, so tiefreligiös und gottgefällig, so edel und erhaben, so hart und unerbittlich, so dünkelhaft und hochmütig, so pfauenstolz und truthahneitel, so fanatisch und bigott, so ekelhaft feierlich und weihevoll und darum so schändlich, gemein und niederträchtig, daß Dschafar sich schließlich nicht länger beherrschen konnte. Er sprang auf, spuckte dreimal aus und sagte:
    „Das ist schändlich, nichtswürdig und infam! Diese Schurken gebärden sich, als ob sie den Herrgott zu beschützen und seine ganze Menschheit zu behüten und zu bewahren hätten. Dabei aber retten sie nur immer sich, sich, sich und keinen anderen Menschen! Weil sie weder Geist noch Vernunft besitzen, glauben sie sich von jedem vernünftigen Wort angegriffen und schlagen ihre mißverstandenen Koransprüche jedem an die Backen, der besser, tiefer und höher denkt als sie! Wehe dem, der daran zweifelt, daß sie die einzigen sind, die Allahs Licht erleuchtet! Sie können sich leicht bescheiden stellen, denn sie sind geistig dumm! Und sie können ebenso leicht erhaben und unfehlbar tun, weil sie leider nicht die einzigen geistig Dummen sind! Und diese Menschen nehmen es dem Schah-in-Schah übel, daß bei uns die Familie ein Heiligtum ist, vor dessen Tür sie mit ihren salbungsvollen Schritten innehalten müssen! Der Hausherr soll nicht mehr Herr des Hauses sein, sondern sie, sie, sie wollen es regieren! Besonders aber haben alle Frauen durch das geheimnisdüstre und verschwiegene Bab (Tor) zu gehen, von welchem diese Babi ihren Namen herleiten! Oh, ich kenne diesen Scheik ul Islam von Feraghan aus! Dieser Schwachkopf ist überzeugt, daß er zur Belohnung von dort nach Chorremabad versetzt worden sei. Er ahnt nicht, daß sein treues Luristan das Bab sein soll, aus dem man ihn mit einem gänzlich unerwarteten Fußtritt werfen wird! Er ist so tölpelhaft, es sich selbst zu öffnen, jetzt eben, jetzt, und wir sind es, wir, von denen er den Fußtritt zu bekommen hat! Es werden noch viele, viele andere mit ihm fliegen!“
    Nun setzte er sich wieder nieder, hatte sich aber seines Zornes noch nicht ganz entledigt. Er fuhr fort:
    „Wie gut, daß ich durch dich, Effendi, diesen tiefen und klaren Einblick gewinne! Es gehen also eigentlich zwei Empörungen gegen den Schah nebeneinander her. Die eine leitet der Fürst der Schatten, die andere der Scheik ul Islam, welcher aber nicht weiß, wer dieser Fürst der Schatten ist. Der Aschyk sollte es erspähen. Für beide ist Ahriman Mirza als zukünftiger Herrscher in Aussicht genommen. Auf welche Weise dieser Prinz den Scheik ul Islam für sich gewonnen hat, das ist für uns jetzt Nebensache. Beide Heerlager wollen sich vereinigen und hier bei uns beginnen. Welch eine Vereinigung! Die Frommen mit den Gottesleugnern, die Grundehrlichen mit den Fälschern und Betrügern, die Auserwählten Gottes mit den Auserkorenen des Teufels! Die einen haben sich stets als die Aristokraten des Glaubens und der Religiosität und die anderen als Farmasonha (Freimaurer), als niedrige Demokraten, als ketzerisches Gesindel bezeichnet; nun aber schließen sie mit ihnen Bruderbund, um sie zum Dank dann anzuspeien und wieder wegzuwerfen! Effendi, ich bitte dich, mir diese Beweise anzuvertrauen, nicht für immer, sondern nur für einige Stunden. Ich weiß, wie wertvoll sie euch zur Entlarvung eurer persönlichen Gegner werden können; aber ich muß sofort einen Bericht

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