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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zeitig auf. Du schliefst noch immer. Da beschloß ich, selbständig zu handeln, und ritt auf Ghalib wieder hin.“
    „Bist du jemandem begegnet?“
    „Nein; keinem Menschen. Ich glaube auch nicht, daß mich wer gesehen hat. Als ich auf die gestrige Spur der Todeskarawane traf, sah ich zu meinem Erstaunen, daß es heut eine doppelte war; sie führte nämlich auch wieder zurück. Diese Perser hatten die Nacht auf dem Berg zugebracht und waren dann wieder heimgeritten.“
    „Ah, hätte ich die Fährte sehen können!“
    „Keine Sorge, Sihdi! Ich habe von dir gelernt, wie solche Spuren zu lesen sind. Ich sah, daß man getrabt hatte. Der Sand lag hinten weit hinausgeworfen und die Stapfen waren vorn sehr scharf, aber flach und leicht. Wären die Tiere noch so schwer wie gestern beladen gewesen, so hätten sich die Eindrücke mehr vertieft. Die Gewehre waren also auf dem Dschebel Adawa abgeladen worden, und ich beschloß, hinaufzureiten, aber sehr vorsichtig, denn es war doch mehr als möglich, daß die Personen, welche die Waffen erhalten hatten, sich noch oben befanden. Diese Befürchtung hob sich aber, als ich bei meiner Annäherung einen Reitertrupp bemerkte, welcher soeben herabgekommen war und sich nach Westen entfernte, wo die Weideplätze der Takikurden liegen.“
    „Hatten sie die Gewehre?“
    „Nein. Ich hielt mich versteckt, bis ich sie nicht mehr sehen konnte; dann ritt ich hinauf. Ich konnte nicht irren; die Spuren zeigten mir den Weg. Oben aber war alles so wirr und warr und es liefen so viele Eindrücke in- und durcheinander, daß es mir ganz unmöglich war, mir ein Bild von dem zu machen, was man hier vorgenommen hatte.“
    „Gab es Bäume, Sträucher?“
    „Genug! Dazu eine große Ruine, wohl aus ganz uralter Zeit. In ihrem Innern hatte das Lagerfeuer gebrannt. Ich suchte mit Fleiß und überall, wohin die Ladung versteckt worden sei, doch war alle Mühe vergebens. Von dem vielen Umherkriechen müde, sah ich mich nach einem schattigen Ort um, mich für kurze Zeit auszuruhen. Er war sehr bald gefunden. Ich legte mich nieder und pfiff mein Pferd herbei. Indem es graste, betrachtete ich den alten Märwer (Holunder), der neben mir am Mauerpfeiler stand. Er war hohl. Das Loch befand sich ungefähr zwei Fuß über der Erde. Und nun komme ich auf etwas, was du so oft behauptet hast, Sihdi, nämlich, daß es keinen Zufall gibt. Es war auch wirklich keiner, sondern ich fühlte es wie eine ganz deutliche Aufforderung in mir, in dieses Loch zu greifen, weil etwas darin stecke, was ich unbedingt sehen müsse. Begreifst du das?“
    „Ja. Du griffst hinein und fandest diese Kapsel!“
    „So ist es! Wer war das, der es mir sagte?“
    „Frage nicht, sondern begnüge dich mit dem Fund, der für uns viel, viel wichtiger ist, als du denkst! Hast du dich dann noch lange auf dem Berg aufgehalten?“
    „Nein. Sobald ich das Blech geöffnet und den Inhalt gesehen hatte, ritt ich heim. Ich kam zu spät zum Essen, aß aber nach. Als ich nach dir fragte, hörte ich, du schliefest immer noch. Darum sattelte ich. Vielleicht warst du am Abend zu sprechen. Da aber stiegst du auf, und Assil ging schleunigst mit dir fort. Ich folgte schnell. So ist es gekommen, daß wir uns hier befinden.“
    „Ganz, als ob es genau so beabsichtigt worden wäre! Du mußt schnell fort.“
    „Wohin?“
    „Nach dem Dschebel Adawa. Wenn es möglich ist, läßt du dich unterwegs von keinem Menschen sehen. Hier nimm die Kapsel mit der Agraffe. Du steckst sie wieder in den hohlen Baum und reitest dann sogleich wieder heim.“
    „Warum das, Sihdi?“
    „Es ist keine Zeit, es dir jetzt zu erklären. Ich sage es dir später. Der Mann, dem diese Agraffe gehört, darf nicht ahnen, daß sie in unseren Händen gewesen ist. Ich glaube zwar nicht, daß er heut nach dem Berg kommt, will aber sichergehen. Du reitest augenblicklich und kommst nach deiner Rückkehr sogleich zu mir, damit ich erfahre, ob es dir gelungen ist, den Auftrag unbemerkt auszuführen.“
    „Darf ich dich denn verlassen, Sihdi? Kannst du allein heimreiten?“
    „Da kommt ja der Kahn. Der Chodj-y-Dschuna will, wie ich sehe, hier bei uns anlegen. Ich werde also nicht allein sein.“
    Da steckte er die Kapsel zu sich, schwang sich auf den Barkh und ritt davon, eben als das Boot an das Ufer stieß. „Erlaubst du, Effendi, daß ich dich für einige Augenblicke störe?“ fragte der Gesangslehrer, indem er ausstieg, während der andere beim Ruder sitzen blieb.
    „Du störst mich

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