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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es so. Das sei dir genug.“
    Da trat er einen Schritt näher zu mir heran und sprach:
    „Effendi, damit ehrst du nicht nur mich, sondern viele! Ich weiß nicht, ob man es dir schon gesagt hat: Ich lehre nicht nur den Gesang sondern alles, was dem Geist und dem Körper an Können nötig ist, auch Turnen, Reiten, Schießen, Exerzieren. Ich habe diesen Unterricht gegründet, als mich der Ustad dazu auserwählte, und dann Gehilfen angestellt, als die Zahl der Schüler sich vermehrte. Wir wirken still, ohne Lärm. Ein guter Lehrer lenkt die Aufmerksamkeit auf seinen Gegenstand, doch nicht auf sich. Darum hast du wohl noch wenig oder nichts von uns gehört. Wer mit dem prahlt, was er lernte, der hat nichts gelernt. Aber gib den Dschamikun Gelegenheit, zu zeigen, was sie können, so werden sie es zeigen, und ich hoffe, du wirst damit zufrieden sein! Ich sehe kommen, was nun kommen wird, und darum will und muß ich dir vor allen Dingen sagen: Wir fürchten keinen Feind! Auch in Beziehung auf das Rennen mit den Persern kannst du ruhig sein. Wir haben gutes Reiter- und Pferdematerial. Ich stehe inmitten unserer Vorbereitungen und werde dir hierüber berichten, sobald es dir beliebt. Der Scheik ul Islam ist ein großer Liebhaber des Aesp-däwani (Pferderennen); er hat einen wohlgepflegten Stall und rühmt sich, das ‚beste Pferd von Luristan‘ zu besitzen. Sobald er hier von unserm Rennen hört, bin ich überzeugt, daß er sich zur Beteiligung melden wird. Weise ihn ja nicht ab! Du würdest dadurch unsere Ehre schädigen! Das hatte ich dir zu sagen. Hast du vielleicht noch eine Frage?“
    „Weiß ich jetzt alles, was dir der Bote mitgeteilt hat?“
    „Ja.“
    „So über alles andere, auch über das Rennen, später. Nur über die Stute des Ustad bin ich mir noch nicht im klaren. Ich glaube, dieser Tifl hat sie gänzlich aus der Schule gebracht.“
    „Das ist nur eben richtig, wenn Tifl im Sattel sitzt, sonst aber nicht.“
    „Wer aber soll sie reiten?“
    „Wer anders als der Ustad?“ fragte er verwundert. „Er reitet jetzt nur selten; aber stelle jedes beliebige Pferd gegen seine Sahm, so wird er es besiegen, höchstens deinen Assil ausgenommen! Tifl aber wird vom Rennen ausgeschlossen sein.“
    „Warum?“
    „Das sage ich dir, sobald es reif geworden ist. Ich vermute, dieser Schwätzer wird nicht lange mehr zu den Dschamikun gehören. Der Ustad hat sich seiner nur aus Mitleid angenommen, und die Nachsicht, die er gegen ihn und Pekala übt, ist vielen unbegreiflich.“
    „Schwätzer?“ fragte ich.
    „Ja. Es genügte ein Beispiel: Tifl hatte die Perser, als der Bluträcher hier war, über die Grenze zu bringen. Da ist er den ganzen weiten Weg zwischen dem Mirza und dem Multasim geritten und hat ihnen bereitwilligst Auskunft gegeben über alles, was sie wissen wollten.“
    „Von wem hast du das erfahren?“
    „Von meinem Ruderer hier, welcher dabeigewesen ist. Kein Dschamiki hat mit diesen Leuten ein Wort gesprochen; nur Tifl allein hielt keinen Augenblick den Mund. Doch damit sei es genug. Ich sehe, daß du aufbrechen willst, Effendi.“
    Ich war nämlich auch aufgestanden.
    „Ja; ich muß heim“, sagte ich. „Aber ich möchte mich über den See rudern lassen. Willst du dich auf Assil setzen und ihn mir an die Landestelle bringen?“
    „Wie gern!“ rief er aus. „Einmal deinen Rappen unter mir; das war schon längst mein Wunsch! Läßt er mich hinauf?“
    „Wenn ich nichts dagegen habe, ja.“
    „So zögere ich keinen Augenblick.“
    Er schwang sich in den Sattel. Assil schnaubte verwundert, weigerte sich aber nicht zu gehorchen. Als der Chodj-y-Dschuna ihn dann in hocheleganten Gängen davontänzeln ließ, sah ich, daß beide gar nicht übel zueinander paßten. Hierauf stieg ich in das Boot, und der Dschamiki legte sich in die Ruder.
    So kurz dieser unbeabsichtigte Ausflug gewesen war, ich hatte auf ihm außerordentlich Wichtiges erfahren. Meine Gedanken wollten sich ganz ausschließlich hiermit beschäftigen, und ich mußte mich zwingen, sie auf die Schönheit der Umgebung zu lenken, als wir uns auf der Mitte des Sees befanden.
    Ich sah jetzt zum ersten Mal die westliche Seite des Tals grad vor mir liegen und alle ihre Linien auf zum Himmel streben. Nur allein der Fuß des Berges hatte sich nicht senkrecht, sondern quer gelagert, doch nicht vollständig waagrecht, sondern schief. Das erinnerte mich an die Struktur der Wände des Wadi Jahfufe, durch welches man im Antilibanon von Muallaka nach

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