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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Skorm’ak und seine Gefährten kamen zu dem Schluss, dass das Untier Quart’ol und Baq’al verschlungen hatte.
    »Rede nicht schlecht von Quart’ol«, wies Skorm’ak seinen Adjutanten zurecht. »Nur durch ihn wissen wir überhaupt, wie es um Gilam’esh’gad steht!«
    »Er war ein Narr«, widersprach Einauge. »Schnappte gierig nach dem Köder, als ich ihm die Information zuflüsterte, wo Gilam’esh’gad zu finden sei. Und stürzte sich kopfüber ins Abenteuer. Ein Wunder, dass er es überlebt hat!«
    »Und unser Glück!«, meldete sich ein anderer Quan’rill zu Wort. »Wäre Quart’ol nicht zurückgekehrt, hätten wir nie erfahren, dass der Wächter immer noch auf seinem Posten ist.«
    Skorm’ak nickte bedächtig. »Wir haben ihn benutzt, ja. Weil wir selbst zu feige waren, noch einmal in die Stadt einzudringen.«
    »Ich darf dich daran erinnern, werter Vorsitzender!« ließ sich Einauge vernehmen, »was uns der erste Besuch dort gekostet hat!«
    Drei Leben.
    Das war der Preis gewesen für die Entdeckungsreise nach Gilam’esh’gad, die der Geheimbund vor Hunderten von Jahren unternommen hatte. Es hörte sich moderat an. Doch die Verstorbenen waren Quan’rill gewesen; uralte Hydritengeister, deren enormes Wissen für immer verloren ging. Einer wurde beim Versuch getötet, in die Kammer der Macht vorzudringen. Auf die beiden anderen wartete der Wächter, als sie mit geraubten Dokumenten und Datenkristallen aus dem Stadtarchiv kamen.
    »Wir hätten eine unglaubliche Macht erlangen können!«, schnarrte Einauge. »Mit dem, was da unten an Erkenntnissen lagert, wären wir mächtiger geworden als Pozai’don und Seinesgleichen! Aber wegen dieses vermaledeiten Wächters haben wir nur das da errungen. Eine wirklich beeindruckende Ausbeute!«
    Mit großer Geste zeigte er hinter sich auf die endlosen Wandreihen voll alter Schriften und die Schaukästen voller Fundstücke aus den Anfängen der Hydritenzeit. Die Heilige Grotte hatte das Ausmaß eines Doms, mit riesiger Kuppeldecke und einer Art Hochaltar am südlichen Ende. Dort befand sich das Grab des Quan’rill, doppelt und dreifach gesichert und liebevoll verehrt. Nicht weit davon entfernt lagerte auch die Beute aus Gilam’esh’gad: eine Sammlung großer Austernschalen. Jemand hatte die wahre Geschichte Pozai’dons darauf verewigt.
    In Versform.
    »So kann man sich ein Volk natürlich auch Untertan machen«, fuhr Einauge spöttisch fort. »Man liest ihm Gedichte vor, bis alle um Gnade betteln und sich freiwillig ergeben.«
    »Spotte nicht!«, wies Skorm’ak ihn zurecht. »Unsere Zeit wird kommen, und die bisherigen Opfer werden nicht umsonst gewesen sein.« Er verharrte ein paar Herzschläge mit gesenktem Kopf. Dann sah er auf. »Und nun lassen wir sie ruhen! Kommen wir zu etwas anderem, und zwar zu der Frage: Wie gehen wir weiter vor in Sachen Gilam’esh’gad?«
    »Wir werden die alte Transportröhre reparieren«, sagte Einauge sofort. »Niemand außer uns weiß, wo sie sich befindet und dass sie überhaupt existiert. Wenn wir den Wächter erst überwunden haben, können wir in ihr größere Mengen an Datenkristallen sicher und unauffällig durchs Meer bewegen. Parallel zu den Instandsetzungsarbeiten rüsten wir gegen den Wächter auf, und wenn alles fertig ist, greifen wir Gilam’esh’gad endlich an. Das Ganze wird eine lange Zeit in Anspruch nehmen, aber…«, Einauge breitete lächelnd die Arme aus, »das ist der Vorteil unseres Daseins als Seelenwanderer: Es gibt immer ein Morgen!«
    ***
    Gilam’esh’gad
    Matts Erwachen erinnerte ihn an einen wiederkehrenden Traum seiner Kindheit: Er schlug die Augen auf und niemand kannte ihn. Sogar seine Eltern wiesen ihm die Tür: Ihr angeblicher Sohn stand hämisch grinsend neben ihnen, obwohl er dem echten Matt so sehr ähnelte wie Arnold Schwarzenegger George Bush.
    Die Erkenntnis, dass er seinem Zuhause nicht ferner sein konnte als gerade jetzt, ließ Matts Puls schneller schlagen. Obwohl er den Wasserdruck nicht spürte, bildete er sich ein, ein schadenfroh klingendes Glucksen zu hören. Es hatte nur einen Zweck: Es sollte ihn daran erinnern, wie tief er unter dem Meeresspiegel war.
    Dies war nicht die Welt, die zu bewohnen die Bestimmung der Menschen war. Matt war zwar nicht zum ersten Mal unter Wasser, aber so heftig hatte er es noch nie gespürt: Er war ein Geschöpf des Lichts. Wie eine Pflanze brauchte auch er die Sonne, um zu gedeihen. Das Leben im Finsteren deprimierte ihn.
    Klang auch sein

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