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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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und den Kurs der Fee erneut änderte.
    Da! Da war es wieder… Nein, es war ein anderes. Es waren mehrere!
    Hydriten? Schwer zu sagen. Lebten außer dem Wächter und Quart’ol noch andere in Gilam’esh’gad? Hatte einer von ihnen vielleicht die Pläne der Antarktiswaffe gestohlen?
    Matts Interesse war geweckt. Er ging tiefer. Die Weiße Fee durchpflügte den Wald, der ihr bereitwillig auswich. Die Unbekannten schienen einzusehen, dass ihre Chancen, sich auf dem weitläufigen Platz auf Dauer zu verstecken, gering waren: Sie gaben Fersengeld.
    Jetzt sah er sie deutlich: Es waren keinesfalls Fische! Vor Matt jagten sechs oder sieben Zweibeiner dahin. Sie erweckten den Eindruck, flatternde Mäntel hinter sich her zu schleifen.
    Matt folgte ihnen, auch als sie in einen Schweinsnasenschwarm eintauchten, der sich gerade anschickte, in die Finsternis hinter dem Ringgebäude vorzustoßen. Matts Finger bedienten weitere Tasten. Die Weiße Fee glitt anmutig durch das Wasser und heftete sich an die Fersen der Flüchtenden. Das Kraftwerk blieb zurück und verschwamm in der Ferne. Etwa einen Kilometer weiter wurde es so dunkel, dass Matt die mysteriösen Zweibeiner nicht mehr sah.
    Vor ihm ragte eine gigantische Felsenwand auf, die da und dort von riesigen Feldern wabernder Farne und Flechten bewachsen war. Er schaute nach oben, doch da war außer dem Schimmern der biolumineszenten Decke nichts zu sehen.
    Was war das hier? Die Grenze der gigantischen Höhle, in die man Gilam’esh’gad hineingebaut hatte?
    Wohin waren die geheimnisvollen Gestalten verschwunden? Matt beugte sich erneut über die Kontakte. Mit den Sensoren muss es eigentlich möglich sein, ihre Spur zu finden…
    Aber Spuren waren vergänglich, besonders im Wasser. Doch dann registrierte der bionetische Computer eine leichte Strömung, gar nicht fern von ihm. Matt gab den Befehl, sie anzufahren. Die Weiße Fee setzte sich ohne Murren in Bewegung. Matt tätschelte ihre Tastatur. »Braves Mädchen!«
    Kurz darauf schwebte das halborganische Boot vor einem Pflanzenteppich. Er bedeckte mehrere hundert Quadratmeter der Felswand und war so dicht, dass kein menschliches Auge ihn als »Vorhang« erkannt hätte. Auf Matts Order hin tauchte die Fee in die Strömung, auch wenn sie damit direkten Kurs auf die Wand nahm. Und tatsächlich – als ihre »Nase« das grünblaue Gekröse vorsichtig beiseite schob, wurde der Eingang zu einer Art Röhre sichtbar – ein Tunnel, der durch das Gestein führte!
    Matt hielt an. Der Tunnel war zu eng für den Prototyp. Er seufzte leise und überlegte kurz.
    »Okay, ich gehe raus.« Er schloss seinen Helm. Nicht nur der frische Sauerstoff machte ihn munter: Die unerwartete Entdeckung hatte seinen Forscherdrang geweckt. Was war das für eine Lebensform, die sich hinter dieser Felswand versteckte?
    Einige Tastendrücke parkten die Weiße Fee längsseits der Wand. Matt bewaffnete sich mit dem Blitzstab, den er eingedenk der Warnung des Wächters auf die niedrigste Intensität einstellte, und sperrte die Instrumente, damit niemand sonst sie bedienen konnte. Kurz darauf spuckte ihn die Qualle durch einen elastischen Schließmuskel aus. Obwohl er den Druck der Tiefsee dank der Stadthöhle kaum spürte, konnte Matt im »Freien« ein unangenehmes Gefühl nicht verhehlen: So ähnlich mussten sich Astronauten fühlen, wenn ein Missgeschick sie zwang, die schützende Hülle einer Raumstation zu verlassen.
    Er schwebte auf den Felstunnel zu, wischte die Tarnvegetation beiseite und atmete tief ein.
    Jetzt geht’s lo-hos!, dachte er in einem Anflug von Galgenhumor – nicht zuletzt auch, um sich Mut zu machen. Die keine zehn Meter lange Röhre brachte er schnell hinter sich. Als er sie verließ, stockte sein Atem.
    Vor ihm breitete sich eine Landschaft aus, die so grotesk und bizarr wirkte, dass er Schwierigkeiten hatte, überhaupt etwas zu erkennen: Schneckenhausähnliche Strukturen wuchsen aus dem Boden. Sie glichen den finsteren Bauwerken seiner Alpträume: Manche waren zerfallen, andere geschmolzen, wieder andere zerbrochen oder halb versunken. Dazwischen deuteten wie anklagende Finger überwucherte Säulenreste in die Höhe. Wirr bemalte, geborstene Kuppeln ragten halb versunken aus dem Sand. Millionen Marmorsplitter bedeckten den Boden.
    Matt musterte den absonderlichen Raum. Je länger er die Dinge betrachtete, die ihn füllten, umso unsicherer wurde er, ob sie organischen oder künstlichen Ursprungs waren. Nur eins erschien ihm relativ

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