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230 - Gilam'esh'gad

230 - Gilam'esh'gad

Titel: 230 - Gilam'esh'gad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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den Tempel, in Hydritensprache gesprochen und für Hydritenohren bestimmt.
    Pozai’don verharrte einen Moment auf seinem Platz und beobachtete, wie das steinerne Portal ins Schloss fiel. Dann drehte er sich um – und blickte in die Mündung von Quart’ols Waffe.
    »Mach die Tür wieder auf!«, befahl Aruula. »Sofort!«
    Pozai’don nickte stumm. Er sah ungemein ängstlich aus. Langsam hob er die Hände und tastete nach dem Korallenhebel, der hinter ihm aus der Wand ragte. Pozai’don musste der Barbarin den Rücken zudrehen, um richtig zuzupacken und ihn herunter zu ziehen. Als er sich wieder nach vorn wandte, war alle Angst aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Du wirst mich nicht töten«, sagte er kühl in Aruulas Sprache.
    Die junge Kriegerin seufzte gespielt. »Ja, ja, die berühmten letzten Worte. Du glaubst nicht, wie oft ich die schon gehört habe!«
    »Nicht von mir!« Pozai’don lächelte und setzte sich in Bewegung. Die Waffe ruckte hoch, er erstarrte und sagte hastig: »Du hast hoffentlich gemerkt, dass die Tür sich nicht öffnet, Menschenfrau! Wenn du abdrückst, sterben deine Freunde einen schrecklichen Tod.«
    Aruula zögerte. Pozai’don wirkte so vollkommen sicher! Sie ließ ihn nicht aus den Augen, als er erneut vorwärts trieb. Er hingegen schenkte ihr keine Beachtung, versuchte auch nicht, ihr die Waffe zu entreißen. Gelassen schwamm er an Aruula vorbei.
    »Du kannst dir jetzt aussuchen, welchen Fehler du machen möchtest«, sagte Pozai’don auf dem Weg zur Weißen Muschel. »Wenn du nach dem Hebel greifst« – Aruula zog hastig die Hand zurück –, »töte ich Yann. Wenn du dich weigerst, die kleine Aufgabe zu übernehmen, die ich für dich vorgesehen habe, sterben deine Freunde in der Kammer der Macht.«
    »Tja, dann bleibt nur, dich zu töten.« Aruula fuhr herum, nahm dabei die Waffe hoch – und ließ sie vorsichtig wieder sinken. Pozai’don schwebte im Muscheleingang. Der Blitzstab, mit dem er auf sie zielte, sah altertümlich aus.
    »Kluge Entscheidung! Das wäre Fehler Nummer drei gewesen.« Pozai’don wies mit einem Kopfnicken hinter sich. »Jetzt lass die Waffe fallen und komm her!«
    Aruula haderte mit sich selbst, als sie los schwamm. Wie konnte ich den Alten derart unterschätzen?, dachte sie wütend.
    Dabei hatte alles so gut angefangen. Aruula war von außen am Tempeldach hoch getaucht, um nach einer Schwachstelle im Gestein zu suchen – und es gab nicht eine, sondern gleich Dutzende! Das Gebäude war so marode, dass die Barbarin ohne große Mühe hinein kam. In der Dunkelheit über den Sternenlichtern hatte sie abgewartet und Quart’ols Bemühungen um eine friedliche Lösung zugehört. Schon als Pozai’don von den Gefährten verlangte, sich freiwillig einsperren zu lassen, war sie lautlos hinab gesunken. Als sie hörte, wie er »Kammer der Macht!« rief, griff sie an. Aruula verstand die hydritische Sprache nicht, aber sie hatte diesen Begriff des Öfteren aus Quart’ols Mund vernommen.
    Am Eingang der Weißen Muschel schwebten zwei Füße im Wasser.
    »Yann!«, keuchte Aruula entsetzt, tauchte kopfüber hinunter, ergriff einen Fuß. Er war so kalt, so bleich. »Yann! Lebst du noch? Bist du in Ordnung?« Sie sah zu Pozai’don hoch. »Was hast du mit ihm gemacht, du… Monster?«
    »Ich habe ihm ein Schlafmittel verabreicht, das ist alles«, antwortete der düstere, entstellte Hydrit. »Sieh hin! Er wacht schon wieder auf! Und nun sollten wir uns der Aufgabe zuwenden, von der ich eben sprach. – Denn die Zeit läuft ab in der Kammer der Macht!« fügte Pozai’don hinzu und stellte eine glasartige Röhre vor Aruula auf den Boden. Sie war in der Mitte zusammengedrückt. Die obere Hälfte war mit winzigen getrockneten Seesternen befüllt. Einer nach dem anderen fielen sie durch die Verengung. Tick-tick-tick.
    »Was willst du von mir?«, stieß Aruula hervor.
    »Hattest du uns nicht erzählt, die Kammer der Macht wäre eine Todesfalle?«, fragte Clarice, während sie das Licht ihres Handscheinwerfers über Wände und Boden wandern ließ. Man konnte sehen, wie es zitterte.
    »Hatte ich.« Quart’ol betastete misstrauisch die Fugen im Mauerwerk. »Pozai’don erwähnte mal, dass die Kammer zum Schutz der Stadt gebaut wurde. Um Eindringlinge zu… äh, aufzuhalten. Er sagte, sie wäre mit Waffen bestückt.«
    »Pozai’don.« Clarice spuckte das Wort förmlich aus. »Jetzt siehst du, was für ein Mistkerl das ist! Aruula hatte recht. Wir hätten auf sie hören

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